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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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überhaupt niemanden auf den Merkur bringen, ohne Mark und die Siedler zu fragen. Nicht einmal die Priester.«
    »Die Priester sind selbst schuld an ihrem Schicksal.« Lara preßte die Lippen zusammen, ihre Augen blitzten rebellisch. »Du hast keinen Grund, um ihretwillen auch nur das geringste Risiko auf dich zu nehmen. Laß Bar Nergal in seinen Ruinen verdursten und ...«
    »Es geht nicht nur um Bar Nergal.«
    »Und wenn auch! Hat irgend jemand in seiner Umgebung einen Finger gerührt, um ihn von seinen mörderischen Plänen abzubringen?«
    »Charilan-Chi hat sich gegen ihn gestellt und ...«
    »Sicher! Weil es jetzt um ihre Haut geht!«
    »... und Yatturs Tochter zum Beispiel ist gerade ein Jahr alt«, vollendete Charru. »Cris' Geschwister sind Kinder, die Akolythen und Tempeltal-Leute arme Teufel, die nur Angst kennen.« Er stockte und kehrte die Handfläche nach oben. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Lara. Ich muß mit Mark und später mit Yattur und Cris reden.«
    »Und alle drei werden dir das erzählen, was du hören willst. Gerinth hat recht - und wie recht!«
    »Gerinth?«
    »Mit dem, was er über die Starrköpfigkeit der Mornag erzählt hat«, sagte Lara zornig: »Kein Mornag läßt sich von etwas abbringen, das er sich einmal in den Kopf gesetzt hat, nicht wahr? Es sei denn, man gibt ihm eins über den Schädel - und das kann ich leider nicht.«
    Charru lachte, obwohl er spürte, daß Lara es ernst meinte, daß sie Angst um ihn hatte. Rasch beugte er sich über sie und küßte sie.
    »Wir werden entscheiden, wenn wir zurückkommen. Paß gut auf den jüngsten dickköpfigen Mornag auf, ja?«
    Lara nickte nur.
    Ihre Augen schimmerten feucht, als sie Charru nachsah. Mit einer instinktiven Bewegung drückte sie den kleinen Erlend enger an sich, als müsse sie ihn jetzt schon vor den Fährnissen seines zukünftigen Lebens schützen. Eines Lebens, in dem nichts ihn davor bewahren würde, sich mit den Erwartungen der anderen auseinanderzusetzen, mit der unausgesprochenen Forderung, zum Ebenbild seines Vaters zu werden, zum nächsten König von Mornag, zum Führer der Tiefland-Stämme.
    Forderungen und Belastungen, die schon Charru zu dem gemacht hatten, was er war.
    Lara wußte, daß er ihr nie ganz gehören würde, daß ihre persönlichen Wünsche und ihre Angst ihn nicht zu beeinflussen vermochten, nur zu belasten, wenn er sie spürte und keine Rücksicht darauf nehmen konnte. Er würde immer den Weg gehen, den die Verpflichtung gegen sein Volk ihm vorschrieb. Lara hatte es gewußt und sich damit abgefunden. Aber sie hatte nie zuvor darüber nachgedacht, daß diese Verpflichtung auch ihrem Kind als Erbteil zufallen würde, und sekundenlang schnürte die Angst um das kleine Wesen ihr die Kehle zu.
    Durch die Sichtkuppel des Beibootes beobachtete sie mechanisch die letzten Startvorbereitungen.
    Die Triebwerke hatten alle Probeläufe störungsfrei überstanden. Der letzte Check war nur noch Routine. Rasch und diszipliniert gingen die Menschen an Bord, verteilten sich in den Kabinen und dem kleinen Frachtdeck, das sie von allem überflüssigen Ballast geräumt und mit zusätzlichen Andrucksitzen ausgerüstet hatten.
    Charru und Camelo saßen in der Kanzel.
    Acht Männer hatten die Aufgabe, im Notfall das Gefechtsdeck zu besetzen und die Waffen zu bedienen: Beryl, Konan und Brass, die beiden Tarether, Leif und Kormak, außerdem Jarlon, der sich vergeblich dagegen gesträubt hatte, auf dem Merkur festzusitzen, während hier vielleicht die Entscheidung darüber fiel, was mit den Priestern und den Menschen der toten Stadt geschah. Es war besser für ihn, aus dieser Entscheidung herausgehalten zu werden. Denn er konnte sie - ganz gleich, wie sie ausfiel - nur als bitter empfinden.
    Von den anderen Männern würden mindestens vier wieder mit zurückkommen, um die »Solaris« und die Merkur-Fähre zu verteidigen, falls sie bedroht wurden.
    Der Gedanke an diese mögliche Bedrohung ließ Lara schauern. Wenn die Erde beobachtet wurde und der Start der »Solaris« den Marsianern als Gefahr erschien, würde die Kriegsflotte der Vereinigten Planeten weniger als fünf Tage brauchen, um an Ort und Stelle zu sein ...
    Das Heulen der anlaufenden Triebwerke ließ die Luft erzittern.
    Gebannt sahen die Menschen zu dem Schiff hinüber, das wie ein metallener Finger aus der verdorrten Ebene ragte. Wieder breitete sich ein rotglühender Ring aus, schien ein Kissen aus Feuer die »Solaris« emporzuheben. Und diesmal versagte das

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