Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Chance lauerte.
    *
    Ein winziger Punkt neben der Sonne, deren Glanz das All überflutete.
    Die Stimme im Lautsprecher klang verzerrt, kam über Laserfunk aus großer Entfernung: »Freier Merkur ruft »Solaris«! Freier Merkur ruft »Solaris«! Ihr müßt uns in der Ortung haben.«
    »Wir sehen euch!« antwortete Charru mit funkelnden Augen. »Jedenfalls wenn dieses merkwürdige Staubkorn auf unserem Ortungsschirm tatsächlich ein Planet ist.«
    »Und ob es ein Planet ist!« Mark Nords Stimme war jetzt deutlicher zu erkennen - von der gleichen fast euphorischen Erregung gefärbt, die auch Charru, Camelo und die anderen spürten. »Schwenkt in einen Orbit, sobald wir euch unsererseits genau geortet haben. Dann schicken wir einen Leitstrahl, der euch sicher herunterholen wird.«
    »Verstanden, Freier Merkur.«
    Charru lächelte und fuhr sich erleichtert mit der Hand über die Augen.
    Ein langweiliger Flug ohne Zwischenfälle lag hinter ihnen. Nur die Ungewißheit hatte an den Nerven gezerrt, das ständige Beobachten und Warten. Völlig sicher konnten sie immer noch nicht sein, daß sie unbemerkt geblieben waren. Die marsianische Flotte verfügte über Großraumer, deren Ortungsinstrumente wesentlich mehr leisteten als die der »Solaris«. Aber sie rechneten ohnehin nicht damit, auf die Dauer unentdeckt zu bleiben. Wenn es ihnen gelang, ihr Volk auf den Merkur zu evakuieren und vollendete Tatsachen zu schaffen, war schon viel gewonnen.
    Als sie in den Orbit einschwenkten, wurde einer der Monitore in der Kanzel lebendig.
    Beryl bediente den Bordkommunikator. Auf dem Bildschirm erschien Indred von Dalarmes zerfurchtes Gesicht. Ihre Stimme zitterte. Nichts konnte sie normalerweise aus der Ruhe bringen, und Charru ahnte, was er hören würde.
    »Ich glaube, es wäre besser, mit der Landung noch eine Weile zu warten. Jordis und ich jedenfalls werden uns in den nächsten zwei Stunden nicht anschnallen können.«
    »Heilige Flamme!«
    »Frag' mich jetzt nur nicht, ob das sein muß!« sagte die alte Frau zornig. »Frag' denjenigen, der die Natur so eingerichtet hat!«
    Beryl grinste, als er den Monitor ausschaltete.
    Camelo nahm Verbindung zu Mark Nord auf, um ihn zu informieren. Eine Weile blieb es still, dann kam ein tiefer Atemzug.
    »Viel Glück«, sagte Mark. »Wir wären froh, wenn wir hier solche Probleme hätten.«
    Entgegen der Voraussage mußte die »Solaris« noch drei Stunden um den Merkur kreisen.
    Die Frauen hatten genug damit zu tun, Indred zu helfen und sich um die beiden kranken Kinder zu kümmern. Den Männern - Leif ausgenommen - blieb Gelegenheit, die Oberfläche des Planeten zu betrachten. Wüsten, staubige Täler, hitze- und frostzerfressene Gebirge. Es gab wenig natürliche Vegetation, wenig Wasser, keinen einzigen Flecken, der aus der Entfernung einladend gewirkt hätte. Beryl zog wie fröstelnd die Schultern zusammen.
    »Sieht ziemlich öde aus, oder?« murmelte er.
    Camelo lächelte. »Marks Leute haben sich fast umgebracht, um hierherzukommen. Und sie sind schließlich kein Haufen Verrückter.«
    »Nicht verrückter als wir«, knurrte Beryl. »Trotzdem war mir die Erde lieber.«
    Eine Viertelstunde später gab Charru an Mark Nord weiter, daß sie nach der nächsten Umkreisung landen konnten.
    Landen mit einem neuen Passagier an Bord: einem kleinen Mädchen, das eigentlich nach seiner Mutter hatte heißen sollen und das Jordis und Leif jetzt Soli nennen würden nach dem Schiff, auf dem es zur Welt gekommen war.
    Sie gingen nicht in der Nähe der Siedlung herunter, sondern auf der anderen Seite des Planeten, wo in einer heißen, steinigen Ebene zwischen schroffen Einzelbergen auch die Luna-Fähre stand. Die Merkur-Siedler hatten einen geeigneten Platz vorbereitet, die »Solaris« brauchte nur noch den Leitstrahl anzupeilen. Shaara hatte den Computer so programmiert, daß er auf den letzten Metern über dem Boden, wenn bereits die Landestützen ausfuhren, auf Handsteuerung umschaltete. Die Landestützen waren nach dem Unfall der schwächste Punkt. Den Start hatten sie überstanden, die Landung mußten sie ebenfalls überstehen, weil sie noch gebraucht wurden. Charru brach der Schweiß aus allen Poren, während er versuchte, das Schiff vorsichtig wie ein rohes Ei aufzusetzen.
    Zwei Minuten dehnten sich zu Ewigkeiten, dann erschütterte nur noch das ausrollende Donnern der Triebwerke die »Solaris«.
    In der folgenden Stille spürte Charru seinen eigenen hämmernden Herzschlag bis in die Fingerspitzen,

Weitere Kostenlose Bücher