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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schiff! Ein marsianisches Schiff! Denn die »Solaris« konnte um diese Zeit noch nicht zurück sein, befand sich allenfalls im Anflug auf den Merkur.
    Oder war der Flug aus irgendwelchen Gründen abgebrochen worden?
    Coradi kniff die Augen zusammen und folgte dem silbernen Punkt mit dem Blick. Nein, bestimmt nicht die »Solaris«! Die wäre heruntergekommen - und das Schiff dort oben blieb eindeutig in einer Kreisbahn um die Erde.
    Auf der Suche nach einem Landeplatz?
    Vielleicht, um nach der »Solaris« zu forschen oder dem Verbleib Marius Carrissers? Coradi schüttelte unbewußt mit dem Kopf. Die »Solaris« war aufgegeben worden, das stand fest. Und wegen eines einzelnen Mannes hätten die Behörden nach dem Verlust der »Deimos«, die Carrisser hatte suchen sollen, bestimmt kein zweites Schiff riskiert.
    Vielleicht handelte es sich um eine Forschungsexpedition.
    Die Operation »Tödlicher Ring« stellte nicht nur einen wirksamen Schlag gegen Terra dar, sondern auch ein seltenes, wissenschaftliches Phänomen, das zu untersuchen sich sicher lohnte.
    »Ist das ein Schiff?« wollte Irnet wissen.
    Coradi fuhr leicht zusammen. Zwei Sekunden überlegte er, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, bestimmt nicht. Es wird ein Meteor sein.«
    Das Mädchen gab sich mit dieser Auskunft zufrieden.
    Von den anderen hatte anscheinend niemand den silbernen Punkt bemerkt, also würden sich die Menschen auch nicht zu erhöhter Wachsamkeit bemüßigt fühlen. John Coradi blickte zu den Beibooten hinüber und wischte sich mit einem gespielten Seufzen den Schweiß von der Stirn.
    »Diese Hitze macht mich krank«, murmelte er.
    »Möchtest du etwas trinken? Brauchst du Tabletten?«
    Irnets Stimme war sofort wieder voller Anteilnahme. Coradi schüttelte den Kopf.
    »Nein, lieber nicht. Ich kann nicht ständig von Tabletten leben. Vielleicht erlauben deine Freunde, daß wir uns für eine Weile in eines der Boote setzen.«
    Irnet zögerte.
    Coradi spürte, wie sie mit sich kämpfte. Es gab viele unter den Terranern, ihre eigene Sippe eingeschlossen, die ganz und gar kein Verständnis dafür hatten, daß sie sich mit einem der verhaßten Marsianer abgab. Es war nicht leicht für sie, sich darüber hinwegzusetzen, aber sie tat es.
    »Komm«, sagte sie einfach.
    An der Hand wollte sie ihn hinter sich herziehen. Dabei stolperte sie, sank für einen Augenblick gegen ihn, und er legte aus einem Impuls heraus die Arme um sie.
    »Ich mag dich, Irnet«, sagte er leise. »Ich mag dich sehr ...«
    »Ich - ich mag dich auch, John.«
    »Das weiß ich. Aber für mich - ist es das erstemal, daß mir so etwas geschieht.«
    »Das erstemal? Für dich?«
    »Weil ich so viel älter bin als du, meinst du?«
    Er schüttelte den Kopf, plötzlich unsicher und befangen.
    »Das spielt keine Rolle. Unsere Welt ist anders. Unser ganzes Leben ist anders als das eure. Ich hätte nie geglaubt, daß ...«
    Er brach ab.
    Fast erschrocken wurde er sich bewußt, daß er die Worte ehrlich gemeint hatte, daß er tatsächlich etwas empfand, was ihm völlig fremd war. Das durfte nicht sein. Energisch nahm er sich zusammen, lächelte Irnet zu und griff nach ihrem Arm, um sie auf die Beiboote zuzuschieben.
    Das erschöpfte, von Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit gequälte Opfer spielte er so überzeugend, daß Katalin von Thorn den Widerspruch herunterschluckte, der ihr auf der Zunge lag.
    Die anderen Frauen waren selbst zu erschöpft, um groß auf Irnets Versicherung zu achten, daß sie und Coradi nur ein wenig Abkühlung brauchten. Es gab Platz genug - sollte sich der Marsianer also eine Weile ausruhen. Katalin warf ihm einen Blick zu und stellte fest, daß er alles in allem einen ziemlich unglücklichen Eindruck machte. Sie hatten ihn gehaßt, solange er der Kommandant der »Solaris« war, deren Waffen sie alle bedrohten. Jetzt war er nur noch ein Gefangener in einer abgerissenen Uniform, ein Mann, der versagt hatte und in seiner eigenen Welt auf eine drastische Strafe gefaßt sein mußte - jedenfalls nicht das geeignete Objekt für unversöhnliche Haßgefühle.
    Katalin zuckte die Achseln und wandte sich wieder den beiden Kindern zu, die ungeduldig auf die Fortsetzung ihrer Gute-Nacht-Geschichte warteten.
    Die anderen Frauen unterhielten sich leise. Irnet saß stumm da, streifte ab und zu Coradis geschlossene Augen mit einem Blick und versuchte zu verbergen, daß sie sich unbehaglich fühlte.
    Niemand ahnte, daß der Marsianer innerlich aufs äußerste gespannt auf seine

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