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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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den Terranern bewegen konnte, als gehöre er dazu.
    Das also hatte hinter seinem Verhalten gesteckt.
    Ein heimtückischer Winkelzug, mit dem niemand mehr rechnete! Laras Augen funkelten vor Zorn. Mühsam nahm sie sich zusammen.
    »Warum?« fragte sie. »Was soll das? Sie müssen den Verstand verloren haben, Sie ...«
    »Wir wollen nur das Boot. Kommen Sie! Ihr Sohn ist in dem Fahrzeug, das wissen Sie doch. Niemandem wird etwas geschehen, wenn ihr uns starten laßt. Der Kommandant hat dafür gesorgt, daß uns die anderen Boote nicht verfolgen können.«
    »Dieser elende ...«
    Lara verstummte.
    Zorn und Angst schnürten ihr die Kehle zu. Und das Gefühl der Hilflosigkeit. Selbst wenn die Marsianer nicht wirklich vorhatten, dem Kind etwas zu tun - sie konnten sich darauf verlassen, daß unter diesen Umständen niemand wagen würde, das Beiboot anzugreifen.
    »Warum?« wiederholte Lara. »Wir haben euch doch unser Wort gegeben, daß ihr ...«
    »Darauf können wir uns nicht verlassen. Wir dürfen es nicht! Wir müssen versuchen, das marsianische Schiff zu erreichen, verstehen Sie das nicht?«
    »Damit ihr die Helden spielen könnt«, sagte Lara bitter. »Damit man euch glaubt, daß ihr alles getan habt, was in eurer Macht stand! Damit ihr Schauergeschichten über die Methoden erzählen könnt, mit denen man euch gezwungen hat und ...«
    »Niemand geschieht etwas!« Die Stimme des Arztes krächzte. »Und ein einzelnes Schiff könnte den Start der »Solaris« und der Fähre vom Merkur ohnehin nicht verhindern. Wir werden Sie, das Kind und das Mädchen freilassen, wenn ihr uns keine Schwierigkeiten macht. Und den Mann ebenfalls! Sagen Sie ihm, daß er mitkommen soll!«
    Lara grub die Zähne in die Unterlippe.
    Sekundenlang kämpfte sie mit sich. Wenn sie um Hilfe rief, Alarm schlug - wer wußte, ob John Coradi in dem Boot nicht hysterisch werden, ob nicht einer der anderen die Nerven verlieren würde? Und welche Rolle spielte es denn wirklich noch, ob die Marsianer jetzt entkamen oder erst ein paar Tage später mit dem Schiff Verbindung aufnehmen würden; das auch einige andere am Himmel gesehen haben wollten?
    Erlend ...
    Die herzbeklemmende Angst um das Kind gab den Ausschlag. Lara nickte knapp und wandte sich um.
    »Komm mit, Jon«, sagte sie im Vorbeigehen leise.
    Der hagere Tempeltal-Mann löste sich stumm von dem Baumstamm, an dem er lehnte.
    Er tat alles, was man ihm sagte. Aber er hörte nur auf Befehle. Selbst wenn er das kurze Gespräch überhaupt wahrgenommen hatte - er war nicht mehr fähig, Schlüsse daraus zu ziehen, zu handeln, Entscheidungen zu treffen.
    Lara spürte einzelne Blicke, die ihnen folgten, doch sie wußte, niemand würde es ungewöhnlich finden, daß sie den marsianischen Arzt zu einem der Boote begleitete. Einem Boot, in dem kurz zuvor wahrscheinlich John Coradi und Irnet verschwunden waren. Auch das nicht ungewöhnlich - schon seit einigen Tagen nicht mehr. Der Kommandant der »Solaris« hatte es zu gut verstanden, das erschöpfte, bedauernswerte Opfer zu spielen, von dem niemand mehr Widerstand erwartete.
    Auch sie, Lara, wäre nicht mißtrauisch geworden, hätte der marsianische Arzt besser zu verbergen gewußt, daß er innerlich vor Angst schlotterte.
    Feiglinge, dachte Lara.
    Heimtückische Lumpen! Sie ballte die Hände, zornig, obwohl ihr immer noch die Furcht das Herz zusammenschnürte. Flüchtig durchzuckte sie der Gedanke daran, wie sehr sie sich verändert hatte. Damals auf dem Mars, als der Mondstein für sie nichts weiter als ein wissenschaftlicher Begriff gewesen war, hätte sie sich nie träumen lassen, daß sie sich einmal mit jeder Faser wünschen würde, einem Bürger der Vereinigten Planeten das Gesicht zu zerkratzen, sich mit Nägeln und Zähnen, notfalls mit einem Dolch auf ihn zu stürzen und ...
    »Lara?«
    Sie wandte den Kopf.
    Neben ihr zuckte der weißhaarige Arzt wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Drei, vier Schritte trennten sie noch von dem Boot. Es war Gerinth, dessen Stimme sie aufhielt -Gerinth mit seinen scharfen, unbestechlichen Augen.
    Langsam kam er heran.
    Ein paar Männer, die in der Nähe im Schatten zusammengestanden hatten, wurden ebenfalls aufmerksam. Der Älteste runzelte die Stirn, wollte etwas sagen - und verstummte, weil im gleichen Moment die halb offenstehende Luke des Fahrzeugs vollends aufgestoßen wurde.
    Irnet taumelte und hielt sich am Rande des Schotts fest.
    John Coradi stand hinter ihr, aber er stand so, daß ihn die Sichtkuppel

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