Söhne der Erde 24 - Robot-Planet
wie ihr Feinde des Lebens sein können.«
»Wer seid ihr? Warum zeigt ihr euch nicht?«
»Wir haben uns gezeigt. Ihr seht uns.«
Charru runzelte die Stirn. »Wir sehen nur Roboter. Maschinen ohne Leben.«
»Ihr seht uns. Schaut ...«
Ein helleres Summen hing plötzlich in der Luft.
Die mittlere der schimmernden Kugeln löste sich aus dem Halbkreis und schwebte etwas näher. Mit leisem Klicken entstanden Öffnungen in der Außenhaut. Greifarme zeigten sich, dünne, geschmeidige Metalltentakel, pockenartige Auswüchse - Dutzende der verschiedensten Instrumente, Werkzeuge, Rezeptoren und Detektoren. Charrus Blick glitt unwillkürlich zu Camelo hinüber. Wie hatte er gesagt? Sie sind so anders, so schwerelos und perfekt ...
»Wir sehen immer noch Maschinen«, sagte Charru rauh.
»Ihr begreift nicht! Wir leben. Wir denken. Wenn eure Rasse fortschrittlich genug ist, um die Raumfahrt zu entwickeln und schneller als das Licht zu fliegen, müßt ihr einen Namen für uns kennen. Einen Namen für ein lebendiges Gehirn in einem Robotkörper.«
Sekundenlang erfüllte nur das dünne vibrierende Singen der Geräte den Raum.
Es war Dane Farr, der scharf die Luft durch die Zähne zog. Er warf den Kopf herum, mit flackernden Augen.
»Kyborgs!« stieß er hervor. »Es sind Kyborgs, Charru! Kybernetische Organismen! Gehirne ohne Körper aus Fleisch und Blut, in einer Nährflüssigkeit konserviert, mit künstlichen Nerven und Impulswandlern an eine Maschine angeschlossen ...«
»K-y-b-o-r-g-s«, wiederholte die blecherne Stimme langsam das Wort. »Jetzt habt ihr verstanden. Wir sind die letzten unserer Rasse. Wir überlebten, damit das Leben selbst erhalten bleiben kann. Unsere Aufgabe ist es, diese Welt für das Leben zu retten.«
Charru begriff - wenigstens zu einem Teil.
Deshalb also die Oasen, wo sich die natürliche Umwelt regenerierte. Deshalb das biologische Kraftwerk, deshalb die Anlage, wo Bakterien Protein produzierten.
Oder?
Kyborgs brauchten keine großen Mengen Protein. Sie brauchten auch keine Methangasvorräte, keine intakte Umwelt - nichts von alledem, um das sich die Roboter offenbar seit langer Zeit rastlos bemühten. Vielleicht war es möglich, daß sich auf dem Planeten nach dem pflanzlichen wieder tierisches Leben entwickelte und am Ende auch eine intelligente Spezies. Aber bis dahin würde ein Abgrund von Zeit vergehen - und keinerlei Notwendigkeit vorliegen, zum Beispiel künstliche Proteine als Nahrung herzustellen.
Charru holte Atem, um eine Frage zu stellen, doch er kam nicht mehr dazu.
»Ihr wißt jetzt, wer wir sind«, sagte die Stimme aus dem Decoder, der offenbar direkt in die Metallkörper der Kyborgs integriert war. »Ihr werdet verstehen, daß unser großes Ziel uns zwingt, vorsichtig zu sein und uns abzusichern. Wir müßten euch töten. Aber wir zögern, weil uns das Leben heilig ist.«
Charru spürte einen Schauer auf dem Rücken. »Ich sagte euch schon, daß wir nicht in feindlicher Absicht kommen ...«
»Wir glauben euch. Aber wir dürfen uns dennoch nicht auf euer Wort allein verlassen. Einer von euch wird uns den Beweis liefern. Derjenige, dessen Lebenskraft am schwächsten ist.«
Es hätte des plötzlichen Vorrückens der Roboter nicht bedurft, um klarzumachen, daß damit der kleine, magere Marsianer gemeint war.
Sean Sanders Gesicht wurde kreideweiß. Erschrocken warf er den Kopf hin und her, doch da schlossen sich schon die stählernen Greifer um seine Arme.
»Halt!« Charrus Stimme krächzte. »Was habt ihr mit ihm vor, was ...?«
Das Surren und Klicken der Maschinenwesen war plötzlich überall. Hart und metallisch übertönte es die Decoder-Stimme.
»Es tut uns leid, daß wir diesen einen opfern müssen. Wir brauchen ihn. Wir werden seinem Gehirn die Informationen entnehmen, die wir benötigen.«
»Nein!« heulte Sander auf.
Charru wollte herumwirbeln, etwas tun, aber er wußte, daß er keine Chance hatte. Die Roboter waren vorbereitet. Diesmal gelang es ihm nicht, einen der dünnen Außenfühler zu packen. Verzweifelt versuchte er, mit den Fäusten die surrenden Kameraaugen zu treffen, doch die Angreifer fielen im halben Dutzend über ihn her.
Es dauerte nur Sekunden, bis er sich genau wie Camelo und Dane Farr im erbarmungslosen Griff von Stahlzangen und Tentakeln nicht mehr rühren konnte.
Sean Sander wehrte sich vergeblich, und sein gellender, unmenschlicher Entsetzensschrei schien noch in Charrus Ohren zu dröhnen, als längst eine zuschwingende Tür die
Weitere Kostenlose Bücher