Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
hinzu. »Ich fühle es. Vielleicht - könnte ich es verstehen, wenn ich meinen Geist öffnen würde.«
»Nein, nicht!« Charrus Blick hing an Jerome Crest, der reglos und wie versunken dastand. »Tu es nicht, Camelo! Es hat Crest in seine Gewalt gebracht, hat ihn gezwungen, uns in die Falle zu locken. Seid vorsichtig! Versucht, es abzublocken!«
Camelos Augen waren sehr weit.
»Es ist - feindlich«, flüsterte er. »Ich kann spüren, daß es uns unterwerfen möchte. Da ist etwas wie - wie die unersättliche Gier, sich auszubreiten, weiter und weiter, bis in die Unendlichkeit.«
»Camelo! Hör um Himmels willen auf!«
»Aber wir müssen es wissen, wir ...«
»Wenn es lebt und denkt, muß eine Möglichkeit zur Verständigung existieren, ohne daß du es in dein Gehirn läßt.« Charru biß die Zähne zusammen und wandte sich wieder dem uranischen Kommandanten zu. »Crest? Crest!«
Der Uranier antwortete nicht, schien seinen Namen nicht einmal zu hören.
Er stand unter einem fremden Einfluß, daran gab es keinen Zweifel. Charru kämpfte gegen die aufkommende Panik, während das Flackern der Lichtgebilde ringsum wieder intensiver wurde. Jetzt spürte auch er die unsichtbaren Fühler, die nach seinem Geist tasteten, in ihn eindringen wollten, rastlos auf der Suche nach einer schwachen Stelle im Verteidigungsgefüge der Persönlichkeit. Camelos Stirn überzog sich mit einem Netz feiner Schweißtropfen. Karstein knirschte in hilfloser Wut mit den Zähnen, während Gillon leicht geduckt verharrte, in einer Haltung, als konzentriere er sich mit allen Sinnen darauf, einen Schwertangriff abzuwehren. Mark Nord starrte in die geisterhaften Feuerstrudel, offenbar mehr von dem Anblick erschreckt als von den unsichtbaren, unverständlichen Gedankenimpulsen. Zwanzig Jahre in der Strafkolonie von Luna lagen hinter ihm. Er hatte gelernt, seinen Geist abzuschirmen, sich zu verteidigen und mit den Schutzmechanismen der Psyche umzugehen.
»Was sollen wir tun?« fragte Gillon gepreßt. »Was, um alles in der Welt, sollen wir dagegen tun?«
Charrus Rechte tastete zum Gürtel und schloß sich um das handtellergroße silbrige Gerät, das er der Begegnung mit einer fremden Rasse verdankte.
Ein Sprachdecoder, ungeheuer leistungsfähig. Und er konnte nicht nur Laute umwandeln, sondern auch elektronische Impulse in gesprochene Worte, gesprochene Worte in Geruchssignale und vieles mehr.
Mit dem Daumen drückte Charru den Stift nieder, der das kleine Wunderwerk der Technik einschaltete.
»Die Enzyklopen verständigten sich mit elektronischen Impulsen«, sagte er durch die Zähne. »Wenn dies hier Energiewesen sind, funktioniert es bei ihnen vielleicht ähnlich.« Er machte eine Pause, starrte die flackernden Gebilde an. »Es muß funktionieren. Sie hätten Crest keine Befehle erteilen können, ohne ...«
»Wer seid ihr? - Wer seid ihr? - Wer seid ihr?«
Die blecherne Decoderstimme ließ die Menschen zusammenzucken. Charru schluckte. Die Vorstellung mit denkenden Flammenbündeln zu reden, war zu irreal, um sie wirklich zu akzeptieren.
»Wir sind Bewohner der Galaxis, genau wie ihr.«
Charrus Stimme klang tastend und unsicher. »Wir haben uns mit unserem Raumschiff im All verirrt und ...«
»Woher kommt ihr? - Woher kommt ihr? - Woher kommt ihr?«
»Von einem Sonnensystem, das ...«
»Nein, nicht!« fuhr Camelo dazwischen.
Charru wandte den Kopf. Sein Blutsbruder schien zu lauschen, die Augen weit geöffnet, das Gesicht so weiß wie frisch gefallener Schnee. Angst malte sich in seinen Zügen. Eine Angst, die dem Wissen entsprang, daß die Gefahr für ihn größer war, daß es ihm schwerer fiel als den anderen, seinen Geist gegen äußere Einflüsse zu verschließen.
»Sie sind feindlich«, wiederholte er seine Behauptung von vorher. »Da steckt etwas ... etwas Böses hinter der Frage. Sie wollen vernichten, sich ausbreiten. Sie wollen wissen, woher wir kommen, um ...«
»Um was?« fragte Charru tonlos.
»Um unsere Heimatwelt zu erobern! Um alles intelligente Leben, das ihnen nicht gleicht, aus dieser Galaxis hinwegzufegen. Etwas treibt sie. Etwas aus ihrer Vergangenheit, das tief in ihrem Wesen sitzt. Nicht eigener Wille. Ein fremder Einfluß. Etwas, das ... das ...«
»Camelo!«
Charrus Stimme peitschte, riß den Freund gewaltsam aus dem Bann, in dem er sich zu verfangen drohte. Camelo fuhr auf und rieb sich wie erwachend über die schweißnasse Stirn. Charru packte seine Schulter und schüttelte ihn.
»Hör auf damit,
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