Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
Camelo! Das ist gefährlich.«
»Ich weiß ... aber ich könnte sie verstehen, Charru. Ich könnte mehr über sie verstehen, als sie selbst wissen, wenn ich nur ...«
»Das darfst du nicht! Schau dir Crest an! Willst du eine Marionette werden, die ...«
»Habt keine Angst! - Habt keine Angst!«
Die Decoderstimme klang völlig emotionslos. Charru gelang es nicht wirklich, sie mit den wabernden Lichtgebilden ringsum in Verbindung zu bringen.
»Wir haben keine Angst«, sagte er rauh. »Nur können wir eure Frage ohnehin nicht beantworten, weil wir die Raumkoordinaten unserer Heimatwelt nicht kennen. Wir wissen nicht, wo wir sind, und wir finden den Rückweg nicht.«
»Lüge! - Lüge! - Lüge!«
Charru lächelte bitter.
Immerhin, dachte er, konnten die fremden Wesen offenbar nicht in menschlichen Gedanken lesen. Blieb die Frage, was sie tun konnten. Wie wehrte man sich gegen intelligente Energie? Immer vorausgesetzt, daß Mark Nord recht hatte, daß die fremden Wesen tatsächlich aus Energie bestanden.
»Energie«, wiederholte die Decoderstimme und ließ Charru wieder daran zweifeln, daß er seine Gedanken tatsächlich abschirmen konnte. »Das ist - eine richtige - Vermutung. Organisierte - Energie ...« Die Stimme sprach langsam und tastend, als sei es für die Fremden schwierig, Begriffe zu finden für etwas, das ihnen so selbstverständlich war wie den Menschen das Atmen. »Energie ... Stabile Plasma-Strudel ˜ Leben ... Denken ... Fortpflanzung ...«
»Heiliger Andromeda-Nebel«, flüsterte Mark erschüttert. »Das gibt es doch nicht. Stabile, denkende, fortpflanzungsfähige Wesen aus ... aus ...«
»Energie«, wiederholte die Decoderstimme. »Ihr habt begriffen. Ihr besitzt, was in eurer Sprache Intelligenz heißt. Berichtet nun über eure Rasse! Sagt, welche Waffen ihr benutzt, wie ihr Zeit und Raum und die Schranken zwischen den Dimensionen überwindet ...«
»Nein, Charru!« flüsterte Camelo gepreßt. »Sag ihnen nichts, gar nichts! Sie sind nicht wirklich intelligent. Sie sind manipuliert, und zwar nur auf das Ziel hin, zu erobern und zu unterwerfen.«
»Schweig! - Schweig! - Schweig!«
Das eine Wort enthielt so viel kalte Drohung, daß Camelo tatsächlich schwieg.
Charru warf ihm einen besorgten Blick zu. Schweiß lief über sein blasses Gesicht, die schönen, sonst so harmonischen Züge hatten sich verzerrt. Fahrig tasteten seine Finger über die Stelle am Gürtel, wo er früher die Grasharfe getragen hatte - als suche er etwas, um sich daran festzuhalten. Er war in Gefahr, das hatten inzwischen auch die anderen begriffen. In Gefahr, nicht aus Schwäche wie Jerome Crest, sondern weil es zu seinem innersten Wesen gehörte, sich allem Neuen zu öffnen, alles aufzunehmen, zu erforschen, in sich eindringen zu lassen. Und die Fremden schienen das zu spüren, schienen nicht müde zu werden in dem Versuch, auch dieses Gehirn unter ihren Einfluß zu zwingen.
»Sie glauben uns nicht ..>», Camelo hatte Mühe, zusammenhängend zu sprechen. »Sie wollen uns - zwingen Vielleicht ... kann ich herausfinden, wie ...«
»Das wirst du bleiben lassen!« fauchte Charru.
»Aber wir müssen es wissen! Wir müssen wissen, wie wir uns wehren können, wir ...«
Mit einer wilden Bewegung zerrte Charru das Lasergewehr von der Schulter.
Mark Nord, der die zweite Waffe trug, tat es ihm nach. Gillons Blick flog von einem zum anderen. Seine grünen Augen flackerten.
»Glaubt ihr wirklich, daß ...«
Er verstummte abrupt.
Von einer Sekunde zur anderen flammten die unheimlichen Lichtgebilde heller auf. Die Hitze nahm zu, wurde wieder zur sengenden Glut. Ja, die Fremden wollten ihre Opfer zwingen, wollten ihnen das Geheimnis um ihre Heimatwelt mit Gewalt entreißen. Glaubten sie auch Crest nicht, obwohl er unter ihrem Einfluß stand? War es irgendein Zwang, der sie trieb, stärker als Vernunft und Logik? Sie sind nicht wirklich intelligent, hatte Camelo gesagt. Sie sind manipuliert ...
Aufstöhnend taumelte Mark Nord zurück und warf sich herum, doch es gab nirgends einen Ausweg. Karstein fluchte wild, Jerome Crest begann am ganzen Körper zu zittern, ohne daß sich die Leere in seinen Augen belebte. Charru biß die Zähne zusammen vor Schmerz, starrte mit brennenden Augen in die gleißenden, irrwitzig rotierenden Strudel. Langsam hob er das Lasergewehr. Aber er ahnte bereits, daß es sinnlos sein würde.
Fauchend brach der Feuerstrahl aus der Waffe hervor.
Ein unerträglich greller Blitz zuckte auf, die
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