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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Es war wahrlich eine Bestie.
    »Das ist nicht Cassian«, stammelte sie fassungslos.
    »Er ist es. Er, sein Vater und sein Bruder. Das macht der Vollmond aus den Werwölfen der Alpha-Sippen. Auf das Licht des Mondes und auf diese Nacht haben sie gewartet. Du siehst also, dass sie auf mich oder ein Schwert nicht angewiesen sind.«
    Sie wollte Mica nicht glauben. Mehr als einmal war ihr die melodische Überzeugungskraft seiner Stimme aufgefallen. Er konnte etliche Behauptungen aufstellen, und keine davon musste wahr sein. Sie behielt die Bestie, die Cassian sein sollte, im Blick. Sie schnellte vorwärts, hob vom Boden ab und prallte mit einem der Namenlosen zusammen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie wusste, dass Mica sie nicht belogen hatte. Es war Cassian, sie spürte es an dem Schub, der durch ihren Körper jagte. Gerade so, als habe sie sich selbst in den Kampf hineingeworfen.
    Der Kreis der Namenlosen wurde so eng, dass sie den Überblick verlor. Das weiße Fell der Ungeheuer war im Mondschein gut zu sehen, sie schienen überall zu sein, die Werwölfe zwischen sich zu erdrücken, in einem Wirrwarr aus Prankenhieben, Kreischen und aufgewühltem Erdreich. Ein Wolf flog durch die Luft, blieb liegen und kroch wenig später in den Schutz der Bäume zurück. Cassians Rudel konnte wenig ausrichten. Der Kampf fand zwischen den Giganten statt, und niemandem sonst war es gewährt, ihn anzutreten.
    »Was du vor dir siehst, gehört weder in deine Welt noch in dein Leben, Florine. Es ist genug.«
    In der Tat gab es mehr zu sehen, als sich ein geisteskrankes Hirn ersinnen konnte. Einen Kampf, der mit unvorstellbarer Kraft und Brachialgewalt geführt wurde. Eine Schlacht zwischen dämonischen und abartigen Geschöpfen, von deren Existenz sie vor einiger Zeit nichts geahnt hatte. Immer wieder prallten sie aufeinander, verkeilten und verbissen sich ineinander und trennten sich wieder. Mica schlug gegen das Kutschendach, und Saint-Germain fuhr an.
    Ein Nachzügler raste über das Feld, ein heller Pfeil, der sich dem Kampf anschließen wollte. Wenige dunkle Streifen durchzogen sein Fell und verschwammen, als er noch schneller wurde. Weit lehnte Florine sich aus dem Fenster.
    »Da kommt noch einer. Sie sind nur drei und jetzt sind es zehn Namenlose! Das überleben sie nicht! Anhalten!«
    Der Neuankömmling preschte auf eine Stelle zu, wo zwei Namenlose auf einen dunklen Schatten einstürmten und ihn beinahe unter sich begruben. Florine wusste, dass sie sich auf Cassian gestürzt hatten. Tief in ihr schrie etwas seinen Namen.
    »Haltet an, Saint-Germain!«
    »Fahr zu, Aymar!«
    Auf Micas Befehl wurde die Kutsche schneller. Die Pferde fielen in Galopp. Kurzerhand riss Florine den Schlag auf und sprang hinaus. Der Schwung warf sie zu Boden, sie rollte über die Schulter ab, schnellte auf und rannte auf das Kampfgetümmel zu, ohne eine Ahnung zu haben, was sie unternehmen sollte, wenn sie es erreichte. Sie musste zu Cassian. Was immer aus ihm geworden warin dieser Vollmondnacht, sie würde nicht davonlaufen und ihm seinem Schicksal überlassen. Sie waren miteinander verbunden, und dieses Band hielt selbst jetzt stand, trotz seiner Verwandlung in etwas, das sie noch nie gesehen hatte.
    »Cassian!«, rief sie aus vollen Lungen.
    Der Neuankömmling hatte ihn erreicht. Doch er ging nicht Cassian an, der sich zwischen den Namenlosen herauszuwinden versuchte, sondern stürzte sich auf diese und biss wild und unkontrolliert um sich. Cassian schnellte vom Boden auf und schüttelte sich. Florine war nah genug, um seine Augen zu sehen. Seitlich saßen sie am Kopf, weiße Augäpfel, durchzogen von roten Adern und ohne Iris oder Pupille. Sie rannte zu schnell, um ihren Lauf umzulenken oder gar stehen zu bleiben. Ihre Geschwindigkeit trieb sie einige Schritte weiter, auf ein klaffendes Maul zu, an dessen Zähnen Blut und Geifer glänzte. Ein Höllenloch war es, dem sie nicht ausweichen konnte.
    »Allmächtiger!«
    Sie schlidderte auf die Knie, rutschte über die Ackerstoppeln und rollte sich zusammen. Den Kopf an die Knie gezogen, die Arme im Nacken gekreuzt, machte sie sich so klein wie möglich. Es half ihr nichts. Den Sinnen der Wolfsbestie entging sie nicht. Direkt über ihr dräute ein Ungeheuer, sein Brüllen ein Vorbote des Todes. Wut, Hass und das Verlangen nach Blut lagen darin. Florine riss den Mund auf, ohne schreien zu können, drückte sich flach auf die Knollen des Erdreichs und sah zu dem Berg aus Fell über sich auf. Jeder

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