Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
Sie war kein Mensch. Allmählich glaubte er ihr. Es trennte sie nicht, es band sie aneinander. Vor ihr musste sich der Wolf mit seinen Instinkten nicht verbergen. Sie war bei einem Alpha aufgewachsen, kannte das Leben in einer Wolfssippe und konnte ihn annehmen, wie er war.
Sogar seine Sorge hatte sich gelegt. Bei aller Leidenschaft fehlte der Zwang, nicht aufhören zu können und sie über und über zu markieren. Er hatte es im Griff. Es war logisch. Der Wolf suchte nicht nur die passende Gefährtin, er wählte auch den richtigen Zeitpunkt. Sein Trieb war der eines Tieres, und diese setzten andere Bedingungen. Dazu gehörte zuvorderst die Einschränkung von Gefahren aus der Außenwelt. Solange sie in Rom blieben, die Larvae sie verfolgten und ein sicherer Hort nicht in derNähe war, würde nichts geschehen. Einzig die Sehnsucht danach blieb, doch das konnte er ertragen, jetzt, da er wusste, dass er nicht den Überblick verlor.
Sein Blick schweifte umher auf der Suche nach den Daunendecken. Irgendwo am Boden lagen sie bei ihren Kleidern. Kurz überlegte er, ob er aufstehen und sie holen sollte. Dann ließ er den Kopf träge zurücksinken. Sein Körper spendete Aurora ausreichend Wärme. Noch enger drückte er sich in ihren Rücken und schob die Knie in ihre Kniekehlen, um zu dösen.
„Es schneit.“
Sie schlief nicht, wie er vermutet hatte, sondern hatte zum Fenster geschaut. Nachdem er sie auf dem Teppich geliebt hatte und noch zweimal im Bett, mit Blick auf die Spiegel, war sie noch immer hellwach. Auf der Scheibe saßen vereinzelte Schneeflocken, winzige Kristalle aus Eis. Zart strich er mit dem Daumen über ihre Brust, umkreiste die Spitze, bis sie hart wurde.
Sie seufzte. „Schnee bleibt in Rom selten liegen.“
„Noch diesen Winter wirst du mehr als genug Schnee sehen, wenn wir an den Rand der Alpen reisen. Wir werden Spazierfahrten im Pferdeschlitten machen, ich bringe dir Eislaufen bei, und wir warten, bis der Frühling kommt. Dann zeige ich dir die Schweiz und Österreich. Du wirst vieles sehen und unternehmen, was du noch nicht kennst.“ An seiner Seite würde sie die Welt entdecken. Er freute sich wie ein Kind darauf.
„Zeigst du mir etwa noch mehr, als du bisher gezeigt hast?“, neckte sie und streichelte über seinen Schenkel.
Ihr Mangel an Zurückhaltung machte schnell vergessen, dass sie vor Kurzem noch Jungfrau gewesen war. Hexen besaßen eine wahrhaft frivole Ader. Aurora stürzte sich auf alles und machte es zu ihrem Studienobjekt. In aufreizender Weise. Sie hatte ihn erkundet, und das trotz ihres Mangels an Erfahrung, keineswegs unbeholfen. Einen Ansporn brauchte sie nicht. In ihr schien ein Gespür für seine Gelüste zu schlummern. Sie kannte weder Scheu noch Scham.
„Ach, es gibt noch die eine oder andere Kleinigkeit, die ich dir nicht gezeigt habe.“
Sie bewegte ihre Schenkel und fing seinen Schwanz ein. Leicht rieb sie sie aneinander und reizte ihn. Er genoss es, ohne sich sofort auf sie stürzen zu wollen. Bis zum Morgen blieb genügend Zeit, sie ein viertes und auch fünftes Mal zu lieben.
„Wien ist eine Stadt mit eleganter und elitärer Gesellschaft. Wir werden die Theater und Opern besuchen und Feuerwerke über der Hofburg bewundern. Wir werden Bootsfahrten unternehmen und uns zu Mitternachtssoireen einladen lassen. Du wirst sehr mondän sein. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass ich mit dir angebe.“
„Mondän? Das glaube ich nicht.“
„Wenn du den ersten auffälligen Hut trägst und alle dir nachstarren, erinnere ich dich an deine Worte.“
„Und wer kommt für meine auffälligen Hüte auf?“
Absichtlich schwer seufzte er. „Das bin dann wohl ich. Mein Vater sagte stets: Geld ist dazu da, um die Extravaganzen einer Gefährtin zu finanzieren. Er sprach aus Erfahrung. Meine Mutter sammelte Gobelins und die Restaurierung all der mottenzerfressenen Stücke, die sie auftrieb, verschlang Unsummen.“
Er verlor die Wärme ihrer Schenkel, da sie sich zu ihm umdrehte. Überaus ernst sah sie ihn an, ehe sie zu seinen Brusthaaren sprach.
„Ruben, ich besitze nichts. Von meiner Familie blieb nur ein Fluch. Ihr Vermögen ist dahin, von dem Reichtum der Braglia nichts geblieben. Ich bin arm. So arm, dass ich dir nicht einmal ein Geschenk machen könnte.“
Wenn das nicht süß war. Sie wollte einen Werwolf beschenken. Zuerst die Idee, ihn zu beschützen und nun kamen noch Geschenke hinzu, über die sie sich sorgte, weil sie sie nicht machen konnte. „Süße,
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