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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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vermeiden.

     
    Mica sah Ruben auf sich zuschlendern. Er fiel auf eine niedrige Liege direkt ihm gegenüber. Damit nicht genug blitzten seine Zähne in einem selten freimütigen Lächeln auf. Er sah dieses Lächeln zum ersten Mal. Am liebsten hätte er den Finger in das Grübchen der linken Wange gestoßen, bis hinab in den verdammten Wolfshals, denn seine eigene Nacht war nicht so gelöst verlaufen, dass ihm nach Lächeln zumute war. Mica glitt mit der Zunge über seine Zähne, von einem Reißzahn zum anderen. Zu gern hätte er sie dem Werwolf in den Hals geschlagen und sein Blut getrunken. Er saß nah genug, um den Blutstrom zu hören, ein kräftiges, konstantes Rauschen. Es lag lange zurück, doch der Geschmack eines Wolfes war ihm in Erinnerung geblieben. Der Lebenssaft der Krieger aus den Wolfssippen stieg sofort zu Kopf. Sich von einem Alphawolf zu nähren, ähnelte einer Wiedergeburt. Hunger nagte an seinen Eingeweiden und in dem Bewusstsein, ihn nicht stillen zu können, fixierte er Ruben.
    „Es ist nicht zu übersehen, dass die Strega die vergangenen Stunden genutzt hat, um dich kirre zu machen. So, wie du aussiehst, reicht ein Zungenschnalzen von ihr, damit du durch einen Reif springst wie ein dressierter Köter.“
    Die sarkastische Anspielung war an Ruben vergeudet. Frohgemut grinste er weiter vor sich hin. Es war nicht zu überhören gewesen, wodurch Aurora ihren Einfluss vergrößert hatte. Die Nachwirkungen hielten sich. Eine spürbare Kraft strömte durch Ruben. Ohne Zweifel hatte sich die Strega einen Großteil davon einverleibt, um ihre Hexenmacht zu schüren, und gleichzeitig schien sich etwas von ihrer Magie auf ihn übertragen zu haben. Wusste Ruben von dieser Wechselwirkung? Vermutlich nicht. Mica kam selbst nicht dahinter, wie es funktionierte. Er hatte lediglich erfahren dürfen, dass Aurora ihre Magie binnen kürzester Zeit einzusetzen lernte und sich dabei an keine Regel hielt.
    „Warum so vergrätzt? Hast du schlecht geschlafen?“, fragte Ruben.
    Seine Unbeschwertheit rührte von einer großen Fleischplatte, die ihm aufs Zimmer gebracht worden war. Die Mahlzeit hatte ihn nach dem Herumtollen mit einer Hexe gestärkt. Mica hingegen war bei seinem eigenen köstlichen Mahl einige Stunden zuvor auf denkbar unangenehme Weise gestört worden.
    „Ich kam nicht zum Schlafen, da die kleine Strega mir eine Nachricht schickte. Seit Stunden sitze ich hier herum, sehe mir das Schneetreiben vor den Fenstern an, und warte auf eine Erklärung. Wo bleibt sie?“
    Ruben runzelte die Stirn. „Sie war die ganze Zeit bei mir und hat keine Nachricht geschrieben. Davon hätte ich etwas mitbekommen.“
    „Als ob sie sich damit aufhalten würde, zu Tinte und Papier zu greifen“, sagte Mica gereizt und tippte sich an die Schläfe. „Sie ist auf direktem Wege in meinen Kopf eingedrungen. Ohne Vorwarnung. Genau genommen ist sie eingeschlagen wie eine Kartätsche.“
    Dass er sich deswegen am Blut seiner Quelle verschluckt und ein Hemd besudelt hatte, musste der Werwolf nicht wissen. Ein nie da gewesener Vorfall, der ihn den Tag über wach gehalten hatte. Zum einen war er nicht davon ausgegangen, jemand sei in der Lage, ihm eine Botschaft einem Bolzen gleich ins Hirn zu feuern, zum anderen war er gezwungen, seine Meinung über Aurora zu überdenken. Selene hatte über die Hexengilde der Braglia einiges gesagt und nicht übertrieben. Er jedenfalls kannte jetzt den Unterschied zwischen einer Hexe und einer Strega.
    Immerhin hatte er Ruben das Lächeln aus dem Gesicht gewischt, weil sein Liebchen ihm nicht alles anvertraute und eigene Wege einschlug.
    „Du weißt also auch nicht, was sie von mir will“, stellte Mica fest. „Ich hoffe, es ist wichtig. Bei diesem Wetter brauche ich einen verdammt guten Grund, vor die Tür zu gehen.“
    „Ich weiß, worum es geht. Wir kehren in den Palazzo zurück, sammeln unsere Habe ein und verschwinden noch heute Abend aus Rom. Deine Schwester wurde gefunden, Saphira lebt nicht mehr und der Rest …“ Er machte eine vage Handbewegung. „Cassian wird mich verstehen. Er würde jederzeit dasselbe tun, wenn es um Florine ginge. Ich bringe Aurora in Sicherheit. Falls nötig, kehre ich zurück, um mit Tizzio über einen Frieden zu reden.“
    Na prächtig! Sobald Ruben Rom verlassen hatte, würde ihn niemand von seiner Gefährtin loseisen können. Hatte Mica zu Anfang noch jede Einmischung vonseiten der Garou vermeiden wollen, so erforderten die neuen Umstände Rubens Anwesenheit.

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