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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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erwiderte das Fauchen. Es musste beendet werden, ehe tatsächlich Knochen splitterten.
    „Es ist genug. Schluss!“
    Noch während Aurora es schrie, schossen sie aufeinander zu, verkeilten sich und gingen in einem Knoten aus Gliedern und Faustschlägen zu Boden. Laub blieb an ihnen kleben, Schnee nässte ihre Haare. Sie wälzten sich herum und droschen mit Brachialgewaltaufeinander ein. Um Hilfe heischend sah sie zu den erleuchteten Fenstern. Sie wollte Ruben und Berenike keinen Augenblick allein lassen, denn scharfe Waffen hatten sie nicht nötig, um sich umzubringen. Die Umschlingung löste sich etwas. Schon wollte sie aufatmen, als Berenike beide Fäuste in Rubens Nieren schlug. Er trieb ihr dafür mehrmals kurz hintereinander die Faust in den Magen. Es klang furchtbar.
    „Hört auf! Sofort!“, schrie sie so laut sie konnte und sah zum Haus.
    Ihre Stimme trug weit in der Kälte. Die anderen mussten sie hören. Selene oder Mica, auch Tizzio, konnten es beenden. Niemand zeigte sich im Säulengang, nicht einmal ein neugieriger Diener. Als sie wieder zu Ruben und Berenike blickte, sah sie Blut. Es klebte an Berenikes gebleckten Zähnen, umrahmte ihren Mund und sickerte an Rubens Schulter durch das Hemd. An den Haaren hatte er den Kopf der Lamia weit nach hinten gebogen. Diese wand sich wie ein Reptil unter ihm hervor, kam frei und rollte aus seiner Reichweite. Aus beiden Mündern stiegen Atemwolken. Ihr Keuchen war laut und angestrengt.
    „Haltet endlich ein!“, versuchte Aurora wieder, sich Gehör zu verschaffen.
    Dicht am Boden kauernd rutschten sie voneinander ab. Berenike zeigte die Fänge, die auch ohne Gift gefährlich scharf aussahen. Bei Ruben hatten sich die Reißzähne herausgebildet, so groß, dass er den Mund nicht mehr schließen konnte. Das nächste Aufeinanderprallen stand kurz bevor, und diesmal würden sie sich ohne Umwege an die Kehle gehen. Ihr Belauern war lediglich eine Verschnaufpause, um Kräfte zu sammeln.
    Aurora rannte los, um sie aufzuhalten. Berenike und Ruben schossen aufeinander zu, und sie warf sich mitten hinein in den Angriff. Abrupt wirbelte Ruben nach links, Berenike ebenso flink nach rechts. Sie wurde lediglich von beiden Seiten gestreift, aber trotzdem schien sich jeder Knochen in ihrem Leib zu verschieben. Die Schneeflocken wurden zu einem Sprühregen winziger Sterne. Ihr nächster Atemzug wollte nicht kommen. Sie zwang sich zum Luftholen, fiel auf die Knie und kippte zur Seite. Feuchtigkeit presste sich an ihre Wange, Schwärze um sie herum.
    „Aurora?“
    „Süße, komm zu dir!“
    Das wollte sie, aber leicht war es nicht. Sie war zwischen zwei Mauern hindurchgeschmirgelt, ihr Körper war taub. Sie schlug die Augen auf. Am Ende eines langen, dunklen Rohres waren zwei Gesichter. Jedes auf seine Weise atemberaubend, das eine männlich das andere weiblich. Langsam sickerten die Namen dazu in ihr Gedächtnis. Ruben und Berenike. Sie hielt es für angebracht, still liegen zu bleiben.
    „Hat sie sich etwas gebrochen?“
    „Rühr sie nicht an!“
    „Ich will nur nachsehen.“
    Ihr Mantel wurde aufgeschlagen. Kälte umfing sie. Zwei Hände legten sich warm in ihren Nacken. Ruben tastete sie ab, Zoll um Zoll, über die Rippen bis hinab zu ihren Händen.
    „Kannst du die Finger bewegen? Aurora, hörst du mich? Beweg deine Finger.“
    Obwohl sie es für unklug hielt, überhaupt etwas zu bewegen, krümmte sie die Finger und streckte sie wieder. Unterdessen strich Berenike an ihren Beinen entlang, bog ihre Knie. Dann kam die Frage nach ihren Zehen. Sie krümmte und streckte sie, obwohl es wegen der Stiefel niemand sehen konnte.
    „Sag etwas, Süße?“
    „Es ist ein wenig kalt hier draußen.“
    „Blutungen“, ächzte Berenike.
    „Scheiße!“
    „Lass mich tasten. Finger weg. Ich spüre es, sollte sie innerlich bluten.“
    Still blickte Aurora in die träge dahinziehenden Wolken. Graue Schatten im Schwarz des Firmaments, hinter denen der Mond auftauchte und wieder verschwand. Schnee schmolz auf ihren Wangen. Feuchtigkeit drang durch ihre Kleidung. Unterdessen hatte Berenike flach die Hände aufgelegt und schob sie langsam an ihrem Körper entlang. Wärmer wurde ihr dadurch nicht. Aurora begann zu zittern.
    „Es ist alles in Ordnung. Sie ist erschrocken. Es ist der Schreck, Aurora, du bist nicht verletzt.“
    „So wird es sein“, stimmte sie zu.
    Sie war in die Schusslinie zweier Kanonenkugeln geraten und umgefegt worden. Da würde wohl jeder erschrecken. Sie setzte sich

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