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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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auf und sah sich um. Der Gewaltausbruch, knapp an ihr vorbeigeschrammt, machte sie konfus. Sie suchte und fand Orientierung an den hellen Fensterquadraten. Schemen bewegten sich hinter den Scheiben. Sollte dort ein ähnlicher Kampf stattfinden wie soeben im Garten, so konnten sie sich umbringen. Sie würde sich nicht einmischen. Ruben gingen neben ihr in die Hocke, zupfte einige Blätter aus ihren Locken.
    „Wie fühlst du dich?“
    Sie stützte sich auf seiner Schulter ab und stemmte sich auf die Füße. Ohne zu wissen, wohin sie wollte, humpelte sie von links nach rechts und wieder zurück. Es war eine Katastrophe.
    „Aurora?“
    „Was? Reicht es nicht, dass ihr mich niedergerannt habt? Müsst ihr jetzt noch an mir herumzerren, mich befingern und löchern? Was glaubt ihr, wie ich mich fühlen sollte? Hexendreck!“
    Kälte schwappte in ihr auf, brachte sie so stark zum Zittern, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Außerstande, das Geschehen und vor allem die Konsequenzen in Worte zu fassen, schlug sie in die Luft. Nichts, aber wirklich absolut nichts war so, wie es zu sein hatte. „Ich kann das nicht gebrauchen“, stieß sie aus und sprach dabei mehr zu sich selbst als zu den anderen.
    Ruben wirkte ratlos, Berenike kleinlaut. Ihre Arroganz war dahin. Die Lamia setzte ihre Fußspitze auf und zog Rillen durch Schnee und Laub.
    „Du könntest ein heißes Bad nehmen. Es wirkt wohltuend nach so einem … äh, Sturz. Es wird dich aufwärmen und entspannen. Ich wollte dich nicht verletzen, Aurora. Wirklich nicht.“
    „Ein Bad ist eine gute Idee“, stimmte Ruben zu. „Vielleicht gibt es in der Küche noch etwas Honig und Rosinen.“
    „Honig und Rosinen? Ist euch eigentlich klar …?“, Aurora warf den Kopf zurück. Sofort wurde ihr schwindelig und sie brach ab. Den beiden wäre selbst dann nichts klar, wenn sie es ihnen mit einem Hammer einschlagen würde.
    „Wir haben eine Therme. Das warme Wasser steigt aus der Erde und soll heilend wirken. Einst kamen …“
    „Wo ist es?“, unterbrach Ruben harsch und hob Aurora kurzerhand auf die Arme.
    Sie wehrte sich nicht. Resignation wollte sie überwältigen. Viel zu viel hatte sie erwartet von einer Vereinbarung, die sie alle zusammenschweißte und einen Frieden anbahnte. Selbst Ruben, der aus keinem anderen Grund nach Rom gekommen war, geriet bei der leichtesten Provokation außer Kontrolle. Reue beugte Berenikes Nacken, als sie ihnen voranging. Ohne Zweifel würde sie nicht lange anhalten, sofern dies ein Gefühl war, das eine Lamia aufrichtig empfinden konnte.

     
    Die Therme hatte große Ähnlichkeit mit einem Dachsbau. Der dunkle Stein der unbehauenen Wände kristallisierte. In den Boden eingelassen war ein großes Becken, aus dem Dampf aufstieg und sich in dem beengten Raum ausbreitete. Eine umlaufende Sitzbank war unter der Wasseroberfläche zu sehen. Die Stiefel noch in der Hand, stand Aurora auf Strümpfen davor und sah hinein. Berenike entzündete die Fackeln. Das Licht gelangte nicht bis auf den Beckenboden.
    „Wie tief ist es?“
    Ruben ärgerte sich, überhaupt ein Wort mit ihr wechseln zu müssen. Die Silhouette der Lamia hatte trotz der Dreckschlieren auf ihrem Kleid nichts an Grazie verloren. Obwohl sein Blut nicht mehr an ihren Zähnen und Lippen haftete, reichte ein Blick in ihr Gesicht, damit ihr Biss in seiner Schulter erneut zu pochen begann. Zusammen mit etwas anderem, das nicht pochen sollte. Eine Nachwirkung ihres schnellen, brutalen Kampfes.
    „Es müsste ihr bis zu den Schultern reichen. Sie kann nicht darin ertrinken“, antwortete Berenike und vermied es, ihm in die Augen zu sehen. „Kann ich noch irgendetwas tun?“
    „Du hast schon genug getan.“
    „Dann sehe ich in der Küche nach, was ich für sie finde.“
    Lautlos glitt Berenike an ihm vorüber und verschwand. Die Stiefel rutschten aus Auroras Fingern und polterten zu Boden. Sie ließ sie liegen und starrte vor sich hin. So abwesend und fern von allem kannte er sie nicht. Er ging zu ihr, streifte ihren Mantel ab und schälte sie aus ihrer Kleidung. Gleich einer Puppe ließ sie alles über sich ergehen. Er hielt inne, als er die Blutergüsse entdeckte. Sie bedeckten ihren linken Arm, ein großer Fleck breitete sich auf ihrer Hüfte aus, ein weiterer am Oberschenkel. Sacht berührte er die Prellungen mit den Fingerkuppen.
    Es war viel zu schnell geschehen, um sich an Einzelheiten zu erinnern. In den Kampf verstrickt hatten weder er noch Berenike sie herannahen sehen. Blind

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