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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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hinterlassen. Ein Mann im Wolfspelz. Darunter steht Praxedis. Und hier – eine Frau – Briseis. Eine Strega. Schau nur!“
    Ja, schau hin! Lass dir nichts entgehen von diesem Leckerbissen. Die Haut so weiß, das Haar so hell. Und ihr Duft so frisch wie ihr Blut süß. Sie gefällt uns, dir und mir. Ihre Schreie werden die Begleitmusik zu unserem Festmahl. Wir könnten sie nehmen und gleichzeitig ihre Haut aufreißen und ihr zartes Fleisch freilegen. Ich bin ein guter Liebhaber, sie würde vor Lust und Schmerz vergehen
.
    Mit einem Ruck setzte er sich auf und packte seinen Kopf. Die Bestie in ihm erhob sich, und zum ersten Mal tobte sie nicht, sondern sprach zu ihm, wollte ihn verführen.
    „Aurora …“, ächzte er entsetzt.
    Sie hörte gar nicht zu, war vertieft in ihre Lektüre. „Briseis ist kein germanischer Name. Sie gehört wohl nicht zu meinen Vorfahren. Oh! Erstaunlich! Ein gewaltig großer Wolf. Die Heimsuchung der Altvorderen. Das muss das alte Volk der Vampire und Lamia sein. Und hier, eine andere Frau mit einem Welpen im Arm. Krötenspucke, der Name fehlt. Aber eines ist sicher, der Ursprung deiner Art muss in Griechenland liegen. Ich glaube, ich weiß, worauf es hinausläuft.“
    Ich auch, frohlockte die Bestie boshaft. Wir werden bei ihr liegen, du und ich, und sie zerfetzen wie einen kleinen, weißen Hasen. Die Hexe kann sich nicht wehren. All ihre Magie kommt gegen mich nicht an. Ich bin stark, ich bin allmächtig. Wenn du mich nur herauslassen würdest. Lass es geschehen, du willst es genauso sehr wie ich. Du gibst es nur nicht zu
.
    Er verkrampfte bei dem Versuch, die Bestie zu unterdrücken und stierte auf das Buch, das Aurora hochkant hielt, damit er die Zeichnungen sehen konnte. Ein langer Körper, ein weit aufgerissenes Maul. Grau auf Grau, sprang es ihm direkt in die Augen. Das Gelass und Aurora waren getränkt von einem Licht, in dem alle Farben verloren gingen. Der Lockruf des Vollmondes zog durch seine Adern. Die Melodie ähnelte dem leisen Klirren eines Windspiels. Die Bestie summte dazu. Es löste einen zweiten Herzschlag in seinem Kopf aus. Schweiß sammelte sich unter seinen Achseln, rann an seinen Seiten herab. Hinter seinen Augen setzte ein schmerzhafter Druck ein.
    „Ich brauche Opium!“
    Sie legte das Buch ab und las unbeirrt weiter. Es gab kein Opium. Sie musste seine Vorräte gefunden haben, während er schlief, und hatte sie fortgeschüttet. In ihm lachte die Bestie bellend auf. Ihr kam es gelegen. Aus der Melodie des Windspiels wurde ein Nagel, der über seinen Schädel kratzte und tiefe Risse hinterließ. Sein Kopf klaffte, Mondlicht drang ein, schabte und wühlte durch ihn hindurch. Wieder sprang er auf, preschte zur Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen. Er brüllte nach Pico.
    „Ruben, beruhige dich.“
    Er wirbelte herum und brüllte sie an. „Ich brauche Opium!“
    „Solange ich bei dir bin, brauchst du es nicht.“
    Weißglut tilgte jeden klaren Gedanken aus.
    Aufmüpfiges kleines Mädchen, dafür sollten wir ihr die Haut abziehen. In langen Streifen. Lass mich nur machen, Ruben. Komm schon, sie hat es verdient. Sie ist eine Hexe, und Hexen sind böse. Sie will uns schaden, aber bevor ihr das gelingt, werden wir sie zerfleischen
.
    Silber floss in seine Augen, versengte seine Augäpfel und machte aus ihr eine schmale Silhouette in Grau. Seine Reißzähne bildeten sich heraus, pochten und drückten gegen die Innenseite seiner Lippen. Mit aller Wucht schlug er den Kopf gegen die Wand, um die Bestie zurückzutreiben. Erschrocken sprang Aurora auf.
    „Ruben!“
    „Du musst hier raus. Raus, bevor etwas geschieht, das ich nicht rückgängig machen kann!“
    „Es wird nichts geschehen. Die Luftschlitze sind geschlossen, das Mondlicht kann nicht eindringen und die Bestie nicht ausbrechen.“
    Davon war sie überzeugt, weil sie nicht wusste, was in seinem Kopf vorging. Er verschlang die Finger im Nacken und beugte sich vor. Ein Krampf zwang ihn in die Knie. Ein Beben zog unter seiner Haut entlang. Die Bestie lachte und jaulte, kratzte mit langen Krallen an seinem Willen, seinen Knochen, seinem Verstand. Seine Fänge verwischten seine Worte.
    „Es braucht keinen Vollmond, um sie zu rufen. Ich bin dem ausgeliefert. Ich brauche das verdammte Opium! Du darfst nicht hier sein!“
    „Vertrau mir. Vertrau der Strega in mir.“
    Plötzlich kniete sie vor ihm.
    Lass uns die Strega beißen und fressen. Hier und jetzt. Sie riecht so gut, sie wird noch besser schmecken.

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