Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes
bewahren.“
Ein tiefer Atemzug schien nicht nur ihren Duft, sondern sie insgesamt inhalieren zu wollen. Tief aus seinem Brustkorb schwoll ein Knurren zu immer größerer Lautstärke an, erreichte Abgründe und füllte das Gelass. Ehe sie sich auf die neue Situation einstellen konnte, hob er sie vom Boden auf, trug sie zu seinem Lager und fiel wenig behutsam mit ihr in die Decken und Kissen. Sie hatte zu viel versprochen. Eine Naturgewalt konnte selbst sie nicht aufhalten, und exakt das war es, was über sie hereinbrach. Das Silber seiner Pupillen wurde wieder zu Schwarz, doch er hämmerte sich in ihren Schoß, getrieben von einer Urgewalt. Jeden Moment fürchtete sie, daran zu zerschellen. Sie pendelte zwischen Schmerz und Lust, wollte es beenden und sehnte sich gleichzeitig nach mehr. Ein lautes Stöhnen brach aus ihm hervor, und läutete seine wie auch die Niederlage der Bestie ein. Sein Höhepunkt setzte einen durchdringenden Schwall seiner Marke frei. Der Duft übertrug sich auf ihre Haut. Fest umschlang sie ihn, während er zuckte und sich wand, als säße er in einer tödlichen Falle. Eng umschlungen rollten sie über das Lager und fielen zu Boden. Ruben schnappte unter ihr nach Luft. Sein Brustkorb pumpte wie ein Blasebalg. Wie viel konnte er verkraften? Was, wenn sein Herz versagte? Er hielt sie fest, verhinderte, dass sie sich von ihm löste und bockte wie ein Pferd. Sein Kopf fiel weit zurück, sein Hals überdehnte. Angst um ihn tilgte alles andere aus. Wieder wälzte er sich herum, begrub sie unter sich.
„Ruben, hör auf!“
„Geht … nicht.“
Das war nicht mehr nur pure Lust und Leidenschaft und weit entfernt von einem aufregenden Spiel. Das war die Liebe eines Alphawolfes. Tief in ihm wurde die Bestie durch die Wucht seiner Marke in die Knie gezwungen und stellte ihr Wüten endgültig ein. Einzig der Wolf war gegenwärtig. Animalisch, ursprünglich und nicht zu bändigen.
„Hölle, es hört nicht auf“, stammelte Ruben und klang außer sich.
Er stammelte es noch mehrmals, bevor es ein Ende fand. Die Augen in Fassungslosigkeit geweitet, der Körper in Schweiß gebadet, als sei er einem Wolkenbruch entkommen, blieb er liegen und starrte an die Decke. Überall hatte sich seine Markierung niedergeschlagen. An ihr, in ihr, das Gelass war davon getränkt. Eine Wand, die sie beide umgab.
Das war es! Euphorie breitete sich in Aurora aus. Von nun an war sie seine Gefährtin, seine Ergänzung. Sie gehörte ihm und er ihr. Und das – sie sah an ihm herab – war erst der Anfang. Seine Erregung war nicht abgeflaut. Zärtlich streichelte sie an seinem Kinn entlang.
„Sag etwas.“
Ein heiserer Seufzer wehte auf. „Ich hatte keine Ahnung, dass es so sein wird.“
Sie lächelte. Trotz des Vollmondes war die Bestie gezähmt. Den Mann und Alpha wollte sie nicht zähmen. Ohnehin würde er sich nicht abhalten lassen und das Begonnene fortsetzen. Er streichelte an ihrem Körper entlang, verrieb seine Marke auf ihrer Haut. In dieser Nacht folgten sie ihrer Bestimmung. Sie wurden zu einer Einheit.
In der Abgeschiedenheit der Loggia wollte sich der Nachthimmel immer tiefer auf Berenike herabsenken. Von Sternen umgeben war der Mond ein vollkommenes Rund, in dem das Profil von Selene zu schwimmen schien. Jedes Wort ihrer Mutter hatte sie vernommen. Sie hatten sich in ihr verankert und lösten dumpfen Schmerz aus. Zu allem Übel hatte ausgerechnet Mica ihr dasLeben gerettet. Ohne ihn hätte Selene ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt und Berenike wäre jetzt kalt und leblos, ermordet durch ein Gift, das auch sie einst besessen hatte. Ihr schienen diese Tage viel weiter zurückzuliegen, als sie es tatsächlich waren. Früher hatte sie genau gewusst, wer sie war. Jetzt wusste sie weder das noch wohin sie gehörte.
Sie horchte in die Nacht hinein. Ihr Gehör war weiterhin das einer Lamia. Selbst hier oben konnte sie den tiefen Atem der schlafenden Rudelmitglieder hören, ihn unterscheiden und daran ihre Anzahl festmachen. Das Geräusch war ihr vertraut. Sie konnte die Schlafenden nicht zählen, vor denen sie gestanden hatte, auf ihre Atemzüge lauschend, bis sie sich ihr Blut genommen hatte. In dieser Nacht würde sie weder süße Träume noch den Tod bringen. Mit einem letzten Blick zum Vollmond betrat sie das Labyrinth der Gänge. Der Palazzo der roten Wölfe war ein verschachteltes Gebäude mit überraschenden Windungen und unerwarteten Stolperfallen aus Absätzen und Treppchen. Eine Tür reihte sich an
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