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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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nicht, denn ihr Atem floss über ihre Lippen und stieg in kleinen Wolken nach oben anstatt in den Pfeil. Immerhin war der Stamm durch das Visier zu sehen. Er musste dann wohl zu treffen sein. Behutsam krümmte sie den Finger am Abzug.
    „Was macht ihr hier?“
    Bei der plötzlichen Frage in ihrem Rücken vollführte ihre Hand einen Ruck. Minimal verschob sich der Fixpunkt, doch der Pfeil schoss weit an seinem Ziel vorbei. Berenike schnaubte.
    „Du hast sie abgelenkt, sonst wäre das ein guter Schuss geworden!“
    Mit einem Lächeln auf den Lippen senkte Aurora die Armbrust und drehte sich um. Ruben hatte sie gefunden, geleitet von seiner empfindsamen Nase und ihrer engen Bindung. Er hatte behauptet, immer zu wissen, wo sie war, und nicht übertrieben. Sie frohlockte über das Band zwischen ihnen. Es war enger denn je. Er schwang sich aus dem Sattel seines Rotschimmels und glitt geschmeidig zu Boden. In einer Hand hielt er eine zur Tüte gerollte Gazette. Fett klebte auf der bedruckten Außenseite. Zwischen seinen Zähnen knirschte es. Als er bei ihnen ankam, spitzte Berenike in die Tüte.
    „Was ist das?“
    „Gegrillte Schweineschwarte. Mal probieren?“
    Berenike rümpfte die Nase. „Totes Tier. Hast du außer Fressen eigentlich noch eine andere Beschäftigung?“
    „Hin und wieder, aber ich werde dir nicht auf die Nase binden, was es ist.“
    Er zwinkerte Aurora zu. Seit dem Treppensturz verhielt er sich Berenike gegenüber nachsichtig und ertrug ihre Spitzen mit großer Geduld. Mit einem genervten Blick spannte Berenike den nächsten Pfeil ein und reichte Aurora die Armbrust zurück.
    „Lass es uns noch einmal versuchen.“
    „Wozu übt ihr mit der Armbrust?“, erkundigte sich Ruben.
    „Warum sollte ich dir das auf die Nase binden?“, konterte Berenike.
    „Wir haben über das Hexenfeuer gesprochen. Berenike ist der Ansicht, dieses Feuer müsse abgeschossen werden, und da Pistolen für eine solche Übung zu schwer für mich sind, üben wir mit der Armbrust. Eine Sonderanfertigung.“
    „Das sehe ich. Willst du vergessen, was Selene über das Hexenfeuer gesagt hat?“
    „Meine Mutter ist trotz ihres hohen Alters nicht allwissend. Ihr solltet eine Strega nicht ständig anzweifeln. Sie konnte den Kokon der Larvae öffnen. Ihr alle werdet herausfinden, wozu sie mit etwas Übung in der Lage ist.“
    „Danke, Berenike.“
    Berenike reckte ihre Nase auf eine Weise, die Allwissenheit für sich beanspruchte, und ging über Auroras Dankbarkeit hinweg. Ruben schmunzelte. Seiner Ansicht nach erkundete die junge Lamia eine für sie neue Welt, indem sie die Nächte in der Loggia unter dem Dach verbrachte und in der Küche des Palazzos herumstöberte. Sie fühlte sich im Hort eines Werwolfs sichtlich heimischer als in der Villa ihrer Mutter.
    „Soll ich beleidigt sein, weil diese Übung ohne mich stattfindet?“
    Ihr Gewissen schlug an, sie suchte nach einer Rechtfertigung. Ruben war schon fort gewesen, als Berenike ihren Vorschlag machte, und da sie nicht wusste, wo er seine Tage verbrachte, hatte sie ihm keine Nachricht senden können. Sein verschmitztes Lächeln enthob sie einer Entschuldigung. Es lag wohl nicht in der Natur eines Alphawolfes, seiner Gefährtin etwas übel zu nehmen. Ruben war trotz der Missstimmung mit Tizzio entspannt und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Das sollte so bleiben. Er sollte nicht erfahren, dass er das Hexenfeuer in ihr geweckt hatte. Geschweige denn, dass sie ihm jemals eingestehen würde, dass diese tödliche Hitze darauf ausgerichtet gewesen war, sich gegen ihn zu wenden. Bei aller Aufrichtigkeit, auf die er so großen Wert legte, es würde ihn nur an seinen Biss in ihre Schulter erinnern und damit wäre seine Gelassenheit dahin.
    „Reden wir jetzt herum oder üben wir?“, fragte Berenike und brachte damit die Armbrust in Erinnerung.
    „Übt, soviel ihr wollt, ich sehe zu.“
    Ruben schlenderte davon, lehnte sich an seinen Rotschimmel und widmete sich seinem Imbiss.
    „Zu gnädig“, murmelte Berenike.
    Aurora drehte sich den Bäumen zu, visierte an und ließ ihren Atem fließen, wohin er wollte. Der Pfeil schnalzte aus der Spannung, sirrte in gerader Linie davon und blieb im Stamm stecken. Verdutzt blinzelte sie.
    „Ich habe getroffen. Hast du das gesehen, Ruben? Ich habe den Baum getroffen!“
    „Guter Schuss. Kann auch Anfängerglück gewesen sein, Süße. Versuch es am besten sofort noch einmal.“
    „Natürlich wird sie es noch einmal versuchen. Glück war es

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