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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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ohnehin nicht. Eine Strega hat ein gutes Auge. Diesmal spannst du den Pfeil selbst ein, Aurora. So, wie ich es dir gezeigt habe.“
    Sie mochte gute Augen besitzen, aber diese Fähigkeit ging nicht mit geschickten Fingern einher. Das Einspannen brauchte seine Zeit. Sie gab die Schuld ihren Handschuhen, und Berenike, die keine Handschuhe gegen die Kälte trug, stimmte darin zu. Endlich war die Armbrust schussbereit. Sie zielte, atmete und drückte ab.
    „Krötenspucke! Ich habe schon wieder getroffen!“
    „Magie“, sagte Ruben und dehnte das Wort in die Länge.
    „Weder das noch Anfängerglück. Sie hat Talent mit der Armbrust. Mir erging es ähnlich“, fauchte Berenike ihn an.
    Aurora traf ein drittes und ein viertes Mal. Ungläubig drehte sie die Waffe in den Händen. So viel Talent hatte sie sich nicht zugetraut.
    „Du bist wirklich gut“, stellte Ruben fest.
    „Natürlich ist sie das. Der Degen war nichts für sie, weil er seinen Zweck nicht erfüllte. Die Armbrust ist etwas anderes, schnell und präzise. Ein bewegliches Ziel wäre das nächste. Was ist, Garou, rennst du für uns ein wenig auf und ab, damit sie üben kann? So ein Pfeil ist schnell wieder gezogen und sie sind ja nicht aus Silber.“
    Ruben behielt sein Lächeln bei, zeigte lediglich etwas mehr von seinen weißen Zähnen. Ehe die Kabbelei ausarten konnte, mischte Aurora sich ein.
    „Ein kleineres Ziel würde schon reichen.“
    Berenike wühlte in ihrer Manteltasche und zückte einen Apfel. Damit stiefelte sie zu einem brusthohen Felsbrocken, der versetzt zu den Bäumen aus dem Erdreich ragte. Aurora spannte einen Pfeil ein und legte an. Aus der Distanz wirkte der Apfel sehr klein. Sie zögerte, setzte die Armbrust ab, hob sie wieder an und bewegte das Visier von links nach rechts. Wärme traf ihren Rücken und ihre Beine. Ruben stand hinter ihr, lehnte sich etwas vor und schmiegte seine Wange an ihre Schläfe.
    „Denke an einen Faden, der die Pfeilspitze mit dem Apfel verbindet. An diesem unsichtbaren Faden fliegt der Pfeil entlang, direkt in den Apfel. Siehst du ihn?“
    „Den Apfel?“
    „Nein, den Faden, Süße.“
    Da war kein Faden. Da waren nur Ruben und das warme Timbre seiner Stimme, das über sie hinwegstreichelte. Sacht berührte er ihren rechten Ellbogen.
    „Ein kleines Stück höher, ein winziges Stück nach links. Perfekt, Süße. Drück ab.“
    Er klang sinnlich rau. Sie drückte ab. Es zischte, und der Pfeil traf mit einem satten Geräusch in den Apfel. Dieser flog hinter den Fels. Berenike sammelte ihn auf und schwenkte ihn in der Luft.
    „Mittendurch! Gut gemacht!“
    „Ja, immer mittendurch“, raunte Ruben und streichelte ihre Hüften. „Sei es ein Apfel oder mein Herz.“
    Ehe sie etwas erwidern konnte, verschloss er ihre Lippen mit einem Kuss. Seidig und feucht glitt seine Zunge in ihren Mund. Er schmeckte salzig nach gegrillter Schwarte.
    „He, versuchen wir es damit!“, unterbrach Berenike die Zärtlichkeit.
    Ihr exotisches Gesicht wirkte dunkler, als sei sie verlegen, einem Kuss beigewohnt zu haben oder, nach dem Funkeln ihrer Augen zu schließen, erzürnt. Aurora konnte nicht erkennen, was Berenike in den Fingern hielt.
    „Was ist das?“
    „Eine Kastanie.“ Damit war geklärt, wer die besseren Augen von ihnen besaß. Leise lachte Ruben auf. „Sie nimmt wirklich alles an sich, was Tizzios Küche bietet. Überall bohrt sie ihre Finger oder ihre Zähne hinein. Das Rudel macht sich seit einigen Tagen einen Spaß daraus, sie auf die Probe zu stellen. Sie haben Küchlein gebacken und sie mit scharfem Senf gefüllt. Und die kleine Lamia war so gierig, dass sie es erst nach dem zweiten Kuchen bemerkte.“
    „Woher weißt du das alles?“
    „Giordo erzählt mir vieles.“
    Giordo war der Omega im Rudel der roten Wölfe. Stets auf Besänftigung und Harmonie aus, hielt er es nicht für seine Aufgabe, einen fremden Alphawolf zu schneiden und damit zu brüskieren.
    „Bestimmt hat Berenike es derzeit nicht leicht. Sie weiß nicht wohin sie gehört noch was sie mit sich anfangen soll. Seit wir sie befreit haben, kann sie kein Blut mehr trinken und geht ihrer Mutter und ihrem Bruder aus dem Weg“, verteidigte sie die Lamia.
    „Oh, sie weiß schon, was sie anfangen will. Sie würde am liebsten einen Silberpfeil in ihre Armbrust spannen und ihn mir durch die Brust schießen.“
    „Das würde sie niemals tun.“
    Seine Augenbraue ruckte in die Höhe.
    Berenike rief ihnen zu. „Was ist nun? Probieren wir es mit

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