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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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der Kastanie?“
    Aurora schüttelte den Kopf. „So ein kleines Ziel treffe ich gewiss noch nicht.“
    „Versuche es!“
    „Versuchen solltest du es in jedem Fall. Bisher hast du alles getroffen“, stimmte Ruben zu.
    Er trat zurück und half ihr diesmal nicht, den Pfeil korrekt auszurichten. Auf dem Felsen war die Kastanie kaum auszumachen. Da Aurora weder in einen Pfeil hineinatmen noch einen unsichtbaren Faden spannen konnte, verließ sie sich auf ihre eigene Fähigkeit. Sie visualisierte. Eine Kastanie, klein und dunkelbraun auf grauem Stein. Sie sah den Schuss vor sich, den Flug des Pfeils bis hin zum Treffer. Magie war legitim, da es Magie sein würde, die sie gegen die Larvae einsetzen musste. Ruhe breitete sich in ihr aus. Die Windböen trafen sie nicht mehr. Ruben und Berenike verschwanden. Es gab nur sie, die Kastanie und die Armbrust. Sie betätigte den Abzug. Der Pfeil rasierte haarscharf über den Fels hinweg.
    „Verfehlt“, stellte sie enttäuscht fest.
    „Warte es ab“, antwortete Ruben leise.
    Berenike hob den Pfeil auf und riss den Arm nach oben. „Treffer! Ich wusste es. Ich habe es gleich gesagt. Du kannst es!“
    Fassungslos starrte Aurora auf den Pfeil. An seiner Spitze klebte ein runder Punkt. Ruben pfiff durch die Zähne. Hell lachte sie auf. Es war ein Freudentag. Fernab von Rom und jeglicher Einschränkung war sie unter freiem Himmel, umgeben von weiten Hügeln, gemeinsam mit ihrem Gefährten und einer Freundin. Ja, eine Freundin, das war Berenike geworden. Ihre kalten Füße und ihre rote Nase scherten sie nicht mehr.
    Im Laufschritt und mit wehendem Haar kam Berenike auf sie zugerannt und hielt den Pfeil wie eine Trophäe.
    „Da haben wir den Beweis! Eine Strega vermag vieles und braucht nur wenig Anweisung. Ich habe immer daran geglaubt, Aurora. Und ich habe eine wunderbare Idee.“
    „Auf eine Ameise zielen?“
    „Das Hexenfeuer! Finden wir heraus, ob es wirklich mit einem Pfeil oder einer Pistolenkugel zu vergleichen ist. Deine Treffsicherheit ist so hoch, dass wir es versuchen sollten. Ich meine, was nützt es, wenn du wartest? Irgendwann musst du es hervorholen.“
    Alles war reibungslos verlaufen und hatte einem Spiel geähnelt und keiner schwerwiegenden Übung. All die Treffer und die Freude hoben ihre Stimmung. Das Hexenfeuer schien sich nahtlos in diese Erfolge einfügen zu wollen, und da sie fernab jeder Behausung waren, konnte kein Schaden entstehen. Selbst die wenigen Bäume waren seit Jahren verdorrt und tot. Ruben begnügte sich mit einem Stirnrunzeln und erhob keinen Einwand.
    „Gut, ich versuche es. Geht ein Stück zurück.“
    Ruben und Berenike blieben hinter ihr, während sie ihr Augenmerk auf den Felsbrocken richtete und die Handschuhe abstreifte. Sie hatte den Ursprung des Hexenfeuers knapp unter ihrem Nabel gespürt, dorthin hatte es sich zurückgezogen. Sie sah auf den Felsen, während ihr Geist sich nach innen richtete, sich vorantastete und nach dem Hexenfeuer forschte. Ein einziges Mal hatte es sich gezeigt. Der Biss eines Werwolfs hatte es ausgelöst, ein Selbstschutz, der jede Gefahr abwehrte. Tiefer und tiefer versank sie in sich selbst, bis sie ein leichtes Brennen unter ihrem Nabel wahrnahm. Es wurde zu einer winzigen, blauen Flamme, um die sich ihr Geist bündelte. Vor Aufregung schlug ihr Herz schneller. Das Hexenfeuer verbarg sich nicht länger vor ihr und war leicht herbeizurufen. Hitze breitete sich in ihr aus, zog in Strahlen durch ihren Körper. Ihre Kehle dörrte aus. Sie lenkte die Ströme in ihre Arme, drückte sie hinab in ihre Finger, und das Feuer folgte ihrem Willen. Ein Knistern lag auf ihren Handflächen, ihre Fingerspitzen schienen in kochendem Wasser zu stecken. Flüssiges Blei machte ihre Arme schwer. Nur ein kleiner Funke, ermahnte sie sich. Unvermittelt brach ein Wort aus ihr heraus.
    „Excidio!“
    Die lateinischen Silben rissen ihre Arme empor. Ein Energiestoß streckte ihre Finger. Magie zischte auf, und der Fels ertrank in einem Funken, der so grell war, dass sie nichts mehr sehen konnte. Aus der weißen Wand vor ihren Augen löste sich einDonnerhall. Sie wurde von den Füßen gehoben, prallte gegen einen harten Körper und ging mit ihm zu Boden. Das grelle Licht vor ihren Augen blieb und machte sie blind. Sie legte die Hand darüber und es wurde dunkler. Schwerer Atem, darunter ihr eigener, füllte ihre Ohren. Als sie die Hand senkte und die Augen öffnete, sah sie zunächst Rubens Beine links und rechts von ihr. Berenike

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