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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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den Händen hielt Aurora ihren Kopf fest, damit er nicht zerbarst. Eine Militärkapelle hatte sich unter ihrer Schädeldecke eingenistet und erprobte ihre Pauken. In dem Wummern wurde jede Frage über den Verbleib ihres Bräutigams oder den Verlauf der Hochzeitsnacht hinfällig. Sie war in ihrer azurblauen Hochzeitsrobe aufgewacht. Das sprach für sich. Alles andere musste warten, bis sie wieder klar denken konnte. Mühsam kroch sie aus dem Bett, drehte eine orientierungslose Runde durch das Schlafzimmer und fand die Waschschüssel. Eine Weile hing sie nur darüber und wartete, ob etwas passierte. Es passierte nichts. Sie schöpfte Wasser und wusch sich das Gesicht. Es war insoweit belebend, dass es ihr erlaubte, die Augenlider auf Halbmast zu heben. In der Ecke lagen noch immer Rubens Satteltaschen. Sie stolperte darauf zu und griff nach dem Flaschenhals, der daraus hervorragte. In der bauchigen Flasche war der Wein, den Ruben ihr am Vorabend eingeflößt hatte. Sie löste den Korken und roch daran. Ihre Instinkte waren wacher als ihr Verstand. Obwohl sie nichts riechen konnte, ahnte sie, dass der Wein mit etwas versetzt war. Verflucht sollte er sein. Er hatte sie betäubt, um der Hochzeitsnacht zu entgehen. Sie war die Strega. Sie sollte es sein, die mit Kräutermischungen hantierte und – wenn es sein musste – andere vergiftete. Sie stieß die Flasche zurück in die Satteltasche und öffnete das Fenster. Feuchter Morgennebel schlug ihr entgegen. Sie schloss die Augen und machte tiefe Atemzüge. Schon besser.
    Ein lautes Platschen schreckte sie auf. Sie hatte niemanden im Garten gesehen und auch nicht darauf geachtet, doch da schwamm ein Mann im Bassin. Vielmehr lag er mit ausgebreiteten Armen an der tiefsten Stelle. Das um den Kopf wogende Haar ähnelte schwarzen Algen.
    „Ruben?“
    Er musste es sein. Alle anderen Wölfe in Rom besaßen rotes Haar, und ein vollkommen Fremder hätte den Weg in Tizzios Garten nicht gefunden. Was machte er bei dieser Kälte im Wasser? Sie rieb sich über die Augen, dann über das Gesicht. Es fühlte sich etwas taub an. Fest kniff sie in ihre Wangen. Ja, sie war wach. Das war kein Traum. Ruben trieb unter Wasser und war dabei, sich im Bassin des Gartens zu ertränken.
    „Hexendreck!“
    Auf Strümpfen lief Aurora hinaus in den Gang, rannte durch den Palazzo und schlitterte über Absätze und Treppenstufen. Den Rock bis zu den Knien gerafft, spurtete sie in den Garten. So kurz vor Tagesanbruch war alles ruhig. Der Nebel schlucktedie Geräusche. Kiesel bohrten sich in ihre Fußsohlen und sie wählte einen Umweg über den Rasen. Ruben war nicht aufgetaucht. Er lag noch immer am Beckenboden, umwogt von seinem Hemd und seinen Haaren. Nachdem er sie betäubt hatte, verdiente er nichts anderes. Allerdings stand sie bereits bis zu den Knöcheln im Wasser, als ihr dies einfiel. Krötenspucke, war das kalt.
    „Ruben!“
    Hatte er sich hineingestürzt, um einer Ehe zu entkommen, an der ihm wenig lag? Schämte er sich vielleicht im Nachhinein, ihr eine Droge eingeflößt zu haben? Bevor sie in Tiefschlaf gefallen war, hatte sie geglaubt, sie könnte fliegen. Allein das war schwer zu vergeben. Sie musterte den schlanken Körper unter Wasser. Der Ehrbegriff eines Werwolfs konnte die unverständlichsten Auswüchse annehmen. Sie traute einem Alphawolf alles zu, sogar den Wunsch, wegen seiner angekratzten Ehre ertrinken zu wollen.
    Was sollte sie jetzt machen? Dieser verdammte Idiot. Seinetwegen würde sie kein Eisbad nehmen. An der Hauswand entdeckte sie eine Harke. Mit dem Gartengerät in der Hand stieg sie wieder die flachen Stufen hinab, bis das Wasser bis zu ihren Waden reichte. Sie hangelte nach Ruben und erreichte ihn nicht. Sie stieg noch etwas tiefer hinein. Das Eiswasser schwappte bis zu ihren Knien, während sie versuchte, sein Haar um die eisernen Harkenzacken zu schlingen. Immer wieder entwischte es ihr.
    „Außer Kopfschmerzen und der Erkenntnis, von meinem eigenen Bräutigam betäubt worden zu sein, hatte ich nichts von meiner Hochzeitsnacht“, zeterte sie, wobei ihre Zähne vor Kälte aufeinanderklirrten wie Murmeln. „Steige ich deswegen ins Wasser? Nein! Ich fische nach einem Werwolf. So habe ich mir die Ehe vorgestellt. Krötenspucke!“
    Sie hielt inne, weil ihre Arme schmerzten. Wie lange war er schon abgetaucht? Vielleicht war er längst ertrunken. Wieder packte sie die Harke, zielte und traf seine Schulter. Endlich bewegte er sich. Arme und Beine machten lange

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