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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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werden, wie mit einem Fluch. Beides fiel auf einen zurück. Im Guten wie im Bösen.
    „Es war unbedacht von mir.“
    „Unbedacht“, brüllte Tizzio auf. „Er hat Geltung. Ich kenne die Gesetze der Gilden. Es liegt an deinem Wankelmut. Von jeher besaßen die Braglia diese unsägliche Eigenschaft. Mal wollen sie dieses, kurz darauf jenes. Diesmal entlasse ich dich nicht aus deiner Pflicht. Ruben de Garou ist der Mann, den du wolltest. Dafür wirst du deinen Einsatz erbringen. Punktum!“
    Peinlich berührt senkte sie den Kopf. Sie konnte nicht widersprechen, denn niemand hatte ihr ein Versprechen abgerungen. Da sie es gegeben hatte, war es nichtig, ob ihr Gemahl stark war oder schwach. Das Gewicht ihrer Worte blieb bestehen. In den vergangenen sechs Jahren hatte sie kein ähnliches Desaster erlebt.
    „Ich möchte nach Santa Susana zurückkehren, Tizzio.“
    Mit zwei Fingern drückte er ihr Kinn nach oben und schob sein Gesicht vor ihres. Sein Gebrüll senkte sich zu einem tonlosen Flüstern. „Vergiss bei deinen Winkelzügen eines nicht. Du bringst mit deinem Rückzieher nicht nur mich gegen dich auf, du beschwörst den Zorn einer Lamia auf dich herab. Selene wird es dir nicht durchgehen lassen. Glaube mir, du willst dich nicht mit ihr anlegen.“
    Abrupt zog sie den Kopf zurück und funkelte ihn an. Mit Selene konnte er ihr keine Angst einjagen. Nicht umsonst kreuzten sich die Wege der Hexengilden selten mit denen der Ewigen. Das Gift einer Lamia wirkte an einer Strega nicht, und der Biss eines Vampirs konnte übel für ihn ausgehen. So stand es im Grimoire geschrieben. Ein Argument besaß sie noch, aber es anzubringen kostete zu viel Überwindung. Lieber begann sie noch einmal von vorn.
    „Du hast ihn nicht gesehen. Er wollte sich umbringen. Weshalb sonst ist er ins Wasser gesprungen und tauchte nicht wieder auf? Als er endlich herauskam, konnte er sich kaum aus eigener Kraft auf den Beinen halten. Er kann mich nicht schützen! Er ist schwach!“
    Sofort grub sie die Zähne in die Unterlippe. Das war Verrat. Vor wenigen Stunden hatte sie ihm geschworen, sein Schwert und sein Schild zu sein, und jetzt nannte sie ihn schwach. Zu anderen Zeiten, in denen die Hexengilden noch etwas gegolten hatten, wäre sie dafür gesteinigt worden. Keine Strega nannte ihren Gemahl, ihre Ergänzung, einen Schwächling und brachte damit Schande über ihn und sich selbst.
    Tizzio legte die Hände auf ihre Schultern. Seine Wolfsaugen schimmerten braun und sein Tonfall wurde zu einem tiefen Brummen.
    „Ich bin nicht blind. Mir ist nicht entgangen, dass er dir gefällt. Lerne deine Furcht zu beherrschen. Ruben de Garou ist besser als jeder andere fähig, dich vor den Larvae zu schützen und er nimmt diese Aufgabe überaus ernst. Er mag ein Herumtreiber sein, schwach ist er nicht. Die Garou gehören seit Jahrzehnten zu den stärksten Kriegern der Sippen. Ich würde dich nicht belügen.“
    So besonnen hatte er lange nicht mehr zu ihr gesprochen. Es erinnerte sie an ihre Kindheit, als er sie auf den Knien geschaukelt und ihr Geschichten über die roten Wölfe, die Entstehung der Sippen und Luna erzählt hatte.
    „Tizzio“, beschwor sie ihn. „Mit ihm stimmt etwas nicht. Ich kann ihm mein Leben nicht anvertrauen.“
    Leicht schüttelte er sie. „Du hast versprochen, mir zu helfen.“
    Sie hasste es, darauf zu sprechen zu kommen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. „Es gibt keine Verbindung. Letzte Nacht ist nichts geschehen. Er hat mich nicht angerührt. Ich erwachte in diesem Kleid.“ Sie wischte durch die Rockfalten, zerknitterte Spitzen flogen auf. „Ich bin das, was ich gestern war. Eine Jungfrau. Damit ist alles hinfällig. Ich habe jedes Recht, mich von ihm loszusagen. Jedes Recht!“
    Verdutzt, dass einmal nicht er herumschrie, starrte Tizzio sie an. Durchdringend. Seine Mundwinkel zuckten. Dann hoben sie sich zu einem breiten Lächeln.
    „Daher weht der Wind. Die Jungfräulichkeit nagt an meiner kleinen Raupe.“
    Hexendreck, diesen Kosenamen hatte er seit Jahren nicht benutzt. Ihr Rücken verkrampfte. Sie würde nichts zugeben. „Nein, verdammt! Du hast keine Handhabe, das will ich dir damit sagen. Er ist nicht mein Gemahl. Nur ein Werwolf, der sich des Nachts herumtreibt und vor dem Ertrinken gerettet werden muss. Das ist nicht bindend.“
    Sie fasste es nicht. Er tätschelte ihre Wange und machte leise Brummgeräusche. All sein Groll war verflogen. „Das hat nichts zu bedeuten. Garou hat in der letzten Nacht eine

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