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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Frage einen Knorpel. Für den Wolf wäre es kein Problem gewesen, doch ein Mann konnte nicht schlingen und musste seine Bissen zerkauen. Das tat er sehr langsam und konzentriert. Er hatte noch nicht den Fehler begangen, eine Jungfrau zu deflorieren und wollte darauf nicht antworten.
    „So ist es doch? Ich habe darüber gelesen“, hakte sie nach.
    „Ich denke schon. Dann werden wir beide wohl nicht …?“ Er klappte den Mund zu und schluckte seinen Bissen. Ihre Worte hatten ein Fangseil um seinen Hals gelockert, und er redete sich um Kopf und Kragen.
    „Das weiß ich nicht. Sag du es mir.“
    Er stopfte sich einen großen, noch blutigen Fleischbrocken in den Mund, um bloß nichts sagen zu müssen. Geduldig wartete sie, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    „Also, ich werde auf nichts beharren, wenn es das ist, was du fürchtest. Du sollst nicht das Gefühl haben, mir etwas zu schulden. Oder so …“
    „Oder so“, wiederholte sie.
    „Es gibt ja noch andere Betten in diesem Haus.“
    Ihre Augen verschmälerten sich. Hölle, was sagte er da? Am Ende glaubte sie, er rede von Contessinas Bett. Anstatt zu faseln,sollte er sich auf sein Mahl beschränken.
    „Ruben, uns steht nur ein Schlafzimmer zur Verfügung, und Tizzio wird sich nur einmischen, wenn du es nicht mit mir teilst“, begann sie sachlich. „Wir brauchen beide unseren Schlaf und müssen bei Kräften bleiben. Da das Bett groß genug ist, können wir es uns teilen. Wie Bruder und Schwester.“
    Er hörte auf zu kauen. Bruder und Schwester? Er hatte noch nie mit einer Frau das Bett geteilt, um darin einzuschlafen. Was für ein absonderlicher Gedanke. Immerhin sah er sich bestätigt, dass Aurora keinen Wert darauf legte, ihre Tugend zu verlieren und ihn an sich zu binden.
    „Damit bin ich einverstanden“, stimmte er lax zu und aß weiter.
    Ein Regentropfen prallte gegen die Fensterscheibe. Das musste das ersehnte Zeichen sein, denn Aurora schlug das Buch auf. Wahllos und ohne hinzusehen. Blätter raschelten, ein ganzer Wulst flappte von ihrem Daumen zur Seite. Als könnte ihr etwas aus den Seiten entgegenspringen, senkte sie vorsichtig den Kopf darüber. Während sie las, verlor ihr Gesicht an Farbe, bis ihre Lippen so weiß waren wie ihr Teint. Sie rieb über ihre Stirn. Hin und her. Endlos.
    „Was ist?“
    Sie fuhr auf. Dumpf klappte das Grimoire wieder zu. „Nichts.“
    Mit einem Schenkelknochen wies er zu dem Buch. „Steht darin auch etwas über die Larvae?“
    Ihre Miene verschloss sich. Sie umfasste die Kanten des Buchdeckels und nickte.
    „Und was genau?“
    Sie zog das Buch näher zu sich heran. Die Kante drückte in ihre Magengegend. Wortlos sah sie unter sich, nicht bereit, die Geheimnisse ihrer Familie mit anderen zu teilen. Nachdem sie ihm keine Antwort geben wollte, legte er den Knochen beiseite und säuberte seine Finger an einer Serviette.
    „Du solltest vor mir nichts verheimlichen. Ich trete ungern einem Feind gegenüber, den ich nicht einschätzen kann. Bist du ihnen schon begegnet?“
    „Hexendreck, natürlich nicht! Sonst würde ich nicht hier sitzen. Es ist nicht gut, über sie zu sprechen.“
    „Wir müssen es aber.“
    Schwer hoben sich ihre Brüste, kleine, feste Wölbungen in einem mädchenhaften Dekolleté. Sie spreizte die Finger über dem Buch, als schöpfte sie Kraft aus der Berührung mit dem brüchigen Leder. „Es waren sieben Familien, die einst falsche Zeugnisse ablegten gegen meine Vorfahrin Mafalda Braglia und zwei andere Frauen der römischen Hexengilden. Keiner von ihnen ahnte, wie recht sie eigentlich hatten, denn obwohl jene Frauen nichts von dem verbrochen hatten, dessen sie beschuldigt wurden, waren sie Strega. Die Denunzianten dachten nur daran, den eigenen Einfluss zu vergrößern und so brachten sie ihre Konkurrenten auf den Scheiterhaufen.“
    „Und weiter?“
    „Dafür wurden die Verräter von den drei Strega verflucht. Nach ihrem Tod sollten sie und alle ihre Angehörigen auferstehen. Nacht für Nacht, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es die drei Hexengilden nicht mehr gibt. Seitdem versuchen die Larvae, den Fluch zu brechen. Sie sind ihrem Ziel sehr nah.“
    „Wie hoch schätzt du ihre Zahl?“
    Den Blick auf die Kerzenflammen gerichtet, zuckte sie mit den Schultern. „Ich kenne keine Zahlen. Der Fluch reicht mehrere Generationen zurück. Es waren sieben Familien, alle von ihnen kinderreich. Über hundert sind es bestimmt. Von ihnen lebt niemand mehr. Sie sind zu Larvae geworden und haben die

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