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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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der hinter die Stirn einer Hexe blicken kann. Sie hält uns hin. Was hat sie heute unternommen? Nichts. Sie verschanzt sich hinter einem Buch.“
    „Es ist das Grimoire ihrer Familie und sie sucht Rat darin. Was gibt es daran auszusetzen?“
    Tizzio hieb mit der Faust auf die Stuhllehne. „Sie kennt dieses verflixte Buch in- und auswendig!“
    Etwa die Hälfte des Rudels hatte sich auf der anderen Seite des Saales zusammengerottet. Es half wenig, sich von ihnen abzusondern, solange ihr Oberhaupt bis in die hinterste Ecke zu hören war. Ruben schaute zu den Männern und Frauen. Er war nicht ihr Leitwolf, aber er war ein Alpha, dem sie Respekt schuldeten. Zögerlich wandte sich das Grüppchen wieder den Spielbrettern und Karten zu. Dass sie weiterhin die Ohren spitzten, um etwas aufzuschnappen, war nicht zu vermeiden.
    „Auf ihren Wunsch engagierte ich einen Privatlehrer. Da war sie vier Lenze und wollte unbedingt lesen lernen. Seit sie das Alphabet beherrscht, schleppt sie dieses dicke Buch mit sich herum und steckt bei jeder Gelegenheit die Nase hinein. In den vergangenen sechs Jahren wird sie es auswendig gelernt haben. Zeit genug dazu ist ihr im Kloster geblieben.“ Tizzio schäumte.
    „Du solltest etwas mehr Verständnis aufbringen. Sie ist eine Waise, und sie fürchtet sich.“
    Ein Grollen kam aus dem Brustkorb des roten Wolfes und setzte sich in seiner Stimme fest. „Ein Tag in ihrer Nähe und du redest ihr nach dem Mund und schwingst dich zu ihrem Fürsprecher auf.“
    „Weil ich mich dazu verpflichtet habe, sie zu verteidigen“, sagte Ruben gedämpft. „Sie musste ohne Mutter aufwachsen. Niemand konnte ihr etwas über ihre Gaben beibringen.“
    „Nicht ihre Mutter, sondern ihr Vater war das Oberhaupt der Gilde und wäre ihr Lehrmeister geworden.“
    „Das macht keinen Unterschied.“
    Das Kinn in die Hand gestützt, zog Tizzio die buschigen Augenbrauen zusammen. Dann grinste er wölfisch. „Es könnte sehr wohl einen Unterschied machen. Die Hexengabe wird von der Mutter auf den Sohn vererbt, vom Vater auf die Tochter. So war es bei den Braglia von jeher. Damit stehen die Chancen ausgezeichnet, mit ihr einen Sohn zu zeugen. Einen weiteren Krieger.“
    Die Andeutung löste bei Ruben einen inneren Kälteschock aus. Er legte keinen Wert auf ein eigenes Revier, er hegte nur selten den Wunsch nach der Gemeinschaft eines Rudels, und das Letzte, wonach es ihn verlangte, waren Kinder.
    „Eine weitere Bestie meinst du wohl.“
    „Einen Krieger“, beharrte Tizzio eisern und ballte die Faust. „Einen Sohn mit dem Blut der Wölfe und einer Hexengabe. Der Himmel weiß, was das aus ihm macht. Einen Alphawolf mit so viel Macht hat es noch nicht gegeben. Sogar auf sich allein gestellt, könnte er gegen eine Lamia antreten. Weißt du eigentlich, was das für uns alle bedeuten würde?“
    Ruben wusste, dass es so weit nicht kommen durfte. Cassian und Mica brauchten einen Frieden, keinen neuen Krieg. Schon wollte er die Rede darauf bringen, als Tizzio sein Handgelenk packte und zudrückte.
    „Aurora wünscht sich einen Gemahl, der diesen Namen verdient. Sie hat dir einen seltenen Eid geleistet, damit sich diese Sehnsucht erfüllt. Du hast so viele Weiber umgarnt, Garou, weshalb nicht auch sie? Ein kleiner Anstoß reicht aus, damit sie ihre Angst vergisst und sich ihrer Aufgabe annimmt.“
    „Sie kann nicht meine Gefährtin werden. Darin habe ich sie nicht belogen.“
    „Teufel noch eins! Was spricht dagegen, es zu versuchen? Oder sie wenigstens zu deiner Geliebten zu machen?“
    Sehr vieles. Er hatte nicht vor, sich im Netz einer Hexe zu verstricken. Zu viel hatte er schon von ihren Gaben gehört. Größtenteils Gerüchte, auf die er bislang nichts gegeben hatte. Gleichwohl wollte er nicht herausfinden, ob sich ein Körnchen Wahrheitdarin verbarg. Er war ein Einzelgänger und nicht bereit, sein Leben wegen einer Frau auf den Kopf zu stellen. Es gefiel ihm so, wie es war. Tizzio war in Gedanken bei einem anderen Punkt angelangt, der ihn weitaus mehr beschäftigte.
    „Ich kenne Aurora sehr gut und kann dir sagen, was geschehen wird. Absolut nichts. Sie wird uns über Tage und Wochen hinhalten, wenn wir sie nicht unter Druck setzen. Wir brauchen Ergebnisse. Jetzt. Mit jedem Tag wird es für Saphira brenzliger. Ich weiß nicht, wie lange sie durchhalten kann.“
    „Tizzio“, Ruben senkte die Stimme. „Du musst dich mit dem Gedanken vertraut machen, dass es bereits zu spät für deine Gefährtin ist.“
    Trotz

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