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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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und schob sich näher an ihn heran. „Immerhin würde ein solches Versteck uns allein gehören. Wir wären ungestört. Stell dir vor, was sich daraus ergeben kann.“
    Obwohl er stur nach vorne blickte, stellte er sich gewiss etwas vor. Jede Andeutung, jede Berührung trieb seinen Herzschlag in die Höhe. Irgendwann würde er nichts mehr auf seine Prinzipien geben und nicht länger warten wollen, sondern sie hier in Rom zu seiner Gefährtin machen.
    „Du bist durchtrieben.“
    Das war sie, und ihm gefielen ihre Vorstöße. Er ließ sich gern bedrängen, genoss das Spiel mit dem Feuer ebenso wie sie. Das verriet seine Hand, die scheinbar unabsichtlich über ihren Hintern streichelte und zuletzt hineinzwickte. Sie machte einen Satz und wurde mit einem wölfischen Grinsen bedacht. Sie vergalt es ihm mit einem Stoß vor die Brust, wirbelte herum und rannte los. Sofort setzte er ihr nach. Dicht hintereinander stoben sie an Tizzio und dem Rudel vorbei, schlugen Haken in der Menschenmenge und rannten auf San Giuseppe dei Falignami zu. Ruben holte auf. Ungeachtet der Passanten packte er sie, hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. Sie erregten Aufsehen. Aufgebrachte Stimmen wurden laut. Die Menschen hielten Aurora wegen des kurzen Haares und der Hosen für einen jungen Burschen. Sie waren schockiert, dass dieser von einem Mann im Arm gehalten und auf offener Straße geküsst wurde. Ruben ließ sie los, sah in die Runde und zog peinlich berührt seinen Dreispitz tiefer ins Gesicht. In einem gewissen Abstand gingen sie auf die Kirche zu.
    „Da hat wohl jemand das Eis gebrochen, mit dem du dich umgeben hast, Garou.“
    Zwei vermummte Gestalten standen neben einer verhangenen Sänfte und hatten ihren Übermut beobachtet. Selene, in schwarze Schleier gehüllt, war nur zu erkennen, da Mica neben ihr stand, das Gesicht überschattet von einem Hut mit breiter Krempe. Seine türkis farb enen Vampiraugen wirkten trüb. Er blinzelte gegen das schwache Tageslicht an.
    „Ist es nicht etwas früh für euch auf den Straßen Roms?“, fragte Ruben.
    Mica schaute in den Himmel. Dunkle Wolken zogen über ihn hinweg. „Ich besinne mich auf einen Sommertag, da ich auf dem Dach deines Bruders hockte, einem weitaus grelleren Licht ausgesetzt. Dagegen ist dieser triste Tag ein Labsal. Dennoch würde ich gern hineingehen, bevor …“
    Ein Gähnen unterbrach den Vampir. Es gehörte einem Raubtier und zeigte außer seiner rosigen Zunge zwei Reihen weißer Zähne. Das Ebenmaß wurde zu beiden Seiten von den Spitzen seiner Fänge durchbrochen. Angesichts der Reißzähne stockte Aurora der Atem.
    „Mein Sohn, sollte deinetwegen eine Panik ausbrechen, weiß ich nicht, wozu ich mich hinreißen lasse.“
    Da Selene ihr Antlitz verborgen hatte, milderte nichts die Stimme hinter dem Schleier. Alles Menschenähnliche war daraus verschwunden. Hoheitlich glitt sie auf das Kirchenportal zu. Es öffnete sich, ohne von ihr berührt worden zu sein. Auf der Schwelle drehte Selene sich um. Tizzio und sein Rudel waren noch ein ganzes Stück entfernt. Die roten Haarschöpfe wogten vor einem Stand mit Bratspießen. Sie gingen an Selene vorüber in die Kirche. Rufe wurden laut. Tizzio hatte sie entdeckt und wollte nicht ins Hintertreffen geraten. Die roten Wölfe vergaßen ihren Imbiss und spurteten los. Mit einem dumpfen Schmatzen fiel das Portal ins Schloss. Selene lehnte sich dagegen.
    „Mutter, was soll diese Kinderei? Und heb den Schleier. Hier drinnen brauchst du ihn nicht.“
    Das Zwielicht der Dämmerung sammelte sich bereits im Inneren der Kirche. Selene schlug den Schleier zurück. Ihre Blässe war auffallend, ihre Miene angespannt. Der Stoff gab einzig das Oval ihres Gesichts frei und bedeckte ihr Haar. Die roten Augenbrauen beschrieben schmale, scharfe Bogen. Zweifelsohne konnte die Gegenwart einer Lamia jedes Gotteshaus entweihen.
    „Sollte unsere Suche auch hier nicht fruchten, haben wir einige ernste Worte zu wechseln, Strega.“
    Die unterschwellige Drohung bewegte Ruben dazu, sich vor Aurora zu stellen. Auf der anderen Seite des Portals drängten die Wölfe um Einlass. Selene stemmte sich mit dem Rücken dagegen und ignorierte die lauten Faustschläge.
    „Ich kann dir nicht versprechen, dass sie hier sind“, sagte Aurora und ging tiefer in die Kirche hinein.
    Innerhalb der Mauern war es kälter als draußen auf den Straßen. Wenige Kerzen verströmten etwas Licht, aber keine Wärme. Weihrauch von der letzten Messe hing in der Luft. Die

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