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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Schläge gegen das Portal donnerten bis zur Decke hinauf.
    „Lass sie rein, bevor sie Aufsehen erregen, Mutter.“
    „Tizzio muss begreifen, wer das Sagen hat“, erwiderte Selene und gab ohne Eile das Portal frei.
    An die dreißig Männer und Frauen quollen herein. Allen voran Tizzio mit gesträubtem Feuerschopf. Er brüllte auf, während sein Rudel sich verteilte.
    „Was soll das?“
    Der Hall seiner Stimme und etlicher Schritte füllte die Kirche. Das Rudel trampelte ohne große Gottesfurcht herum, setzte über Kirchenbänke, stöberte in den Nischen und kletterte auf eine Empore. Die wenigsten von ihnen kannten Respekt vor einem Gotteshaus. Unbeeindruckt von der Übermacht sammelte sich grünes Gift in den Augen der Lamia.
    „Sollte dieser Radau einen Geistlichen anlocken, werde ich mich weder mit Erklärungen aufhalten noch damit, seine Leiche verschwinden zu lassen. Oder die deine“, zischte sie Tizzio an.
    Ingrimm verzerrte seinen Mund. Er schnippte mit den Fingern und holte sein Rudel zu sich. „Es wird nicht gerufen und nicht gebellt. Tretet leise auf. Kein unnötiges Geschwätz. Unter der Kirche wird es eng. Haltet ausreichend Abstand voneinander und behindert euch nicht gegenseitig. Und dass mir keiner von euch in die Ecken pisst.“
    Stoisch folgten Selene und Mica den geflüsterten Anweisungen. Aurora löste sich aus dem Pulk und ging auf den Altar zu. Vor den flachen Stufen verharrte sie und sah zum Kreuz auf. Der Gekreuzigte erwiderte ihre Musterung aus leeren Augen. Er war der Meister aller Gilden, angeblich nach dem Tode auferstanden. Sie glaubte nicht, dass er unter ihnen weilte oder auch nur ihre Fürbitten erhaschen konnte. Obwohl, aus dem geschnitzten Mund schien ein Wispern zu kommen. Es zwang ihren Kopf zur Seite. Was war das? Es ähnelte weniger einer Stimme als dem Reiben von Gräsern im Wind. Wenn sie ganz still war, genau hinhörte, könnte sie vielleicht etwas verstehen. Angestrengt lauschte sie.
    Die Kälte in der Kirche schloss sich immer enger um sie. Eis schien in ihre Stiefel zu kriechen, wanderte an ihren Waden nach oben. Ein weiterer Zapfen aus Eis legte sich auf ihr Rückgrat. Das Flüstern wurde lauter. Sie hob die Hand, als könnte sie die Worte aus der Luft erhaschen, und sah das Blut. Es floss über ihre Finger und den Handrücken. Hastig riss sie die andere Hand hoch. Auch sie war von Blut besudelt. Unter ihren Nägeln bildete es dunkle Ränder. Sie wusste, dass es ihr eigenes Blut war. Eine Vision. Sie hatte eine Vision, ausgelöst von einem Flüstern aus dem Nirgendwo.
    „Aurora?“
    Da war kein Blut. Außerdem trug sie Handschuhe. Hastig zog sie sie aus, betrachtete ihre Hände von allen Seiten. Blass und sauber. Mit einem letzten Blick zu demjenigen, den die Menschen Heiland nannten, sah sie sich um. Die Kirche war leer, nur Ruben war bei ihr geblieben und musterte sie beunruhigt.
    „Wo sind die anderen?“
    „Sie haben den Einstieg in den Carcer gefunden und sind hinuntergegangen. Niemand wollte dich stören. Du warst so … Jedenfalls brauchen sie dich dort unten nicht.“
    „Ich weiß jetzt, was zu tun ist, Ruben. Bring mich zu ihnen!“
    Er ging ihr voran in einen ungeschmückten Raum, in dem einzig eine alte Truhe stand. Eine niedrige Pforte klaffte, dahinter führten Stufen in einem engen Bogen nach unten.
    „Du weißt, was zu tun ist?“
    „Zumindest glaube ich, dass ich es wissen werde, sobald sich zeigt, wovor wir stehen.“
    „Aha.“
    Er ließ nicht zu, dass sie sich an ihm vorbeidrängte, und ging voran. Sie drückte gegen sein Kreuz und drängte zur Eile. Eine Vision kam nicht grundlos über eine Strega, die dazu gar nicht gewusst hatte, dass sie dazu fähig war. Sie waren hier richtig. Noch wenige Meter und sie würde herausfinden, was von ihr erwartet wurde. Die letzte knappe Biegung führte in einen Gang.Aus gekalkten Wänden wurde blanker Stein, in den Feuchtigkeit rostfarbene Rinnsale gezogen hatte. Zu beiden Seiten gähnten schwärze Löcher, Eingänge in die Finsternis einstiger Kerkerzellen. Am Ende drängte sich das Rudel, die Fackeln hoch über den Köpfen erhoben. Die Männer und Frauen blieben stumm und starr, während aus der Zelle, in die sie sich nicht vorwagten, krachende Schläge und ein Kratzen zu hören waren. Ruben bahnte sich einen Weg durch sie hindurch. Sie betraten die Zelle. Als Ruben beiseitetrat, sah Aurora, was das Rudel vor der Zelle festschweißte.
    Zwei eiförmige Gebilde hingen von der Decke. Selene zog mit der

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