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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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unverkleideten Rohrleitungen und Kabelschächte an der Decke über uns brummten mürrisch.
    Auf der Hälfte des nächsten Gangs befand sich eine breite Ausbuchtung an der linken Seite. Es war ein offener Raum mit verschraubten Tischen und Hockern vor einer kleinen Küche. Ein Bistro für das Personal. Um diese Uhrzeit saßen dort nur vier Leute: zwei Wachen, zwei Wissenschaftler; hinter dem Tresen befand sich niemand. Wir gingen daran vorbei, ohne unser Tempo zu beschleunigen. Niemand achtete auf uns. Trotzdem waren meine Handflächen danach feucht.
    Eine weitere Kreuzung führte uns nach rechts. Ein paar Schritte weiter standen wir vor breiten Fahrstuhltüren. Eine Kamera schwenkte ihr emotionsloses Auge hin und her. Automatisch versuchte ich, wie ein echter Techniker zu wirken, ohne richtig zu wissen, wie ein solcher Techniker sich von jedem x-beliebigen Menschen durch Mimik und Gestik eigentlich unterscheidet.
    „Die Videokamera läuft im Loop“, flüsterte Daxx. „Sie kann uns nicht aufnehmen.“
    „Ungefährlich“ war das einzige, was ich Alain gegenüber herausbrachte, während ich vorsichtig auf das Ding deutete. Er nickte und drückte den Fahrstuhlknopf mit dem Pfeil nach unten.
    Die Türen öffneten sich. In der Kabine stand ein hochgewachsener, schlacksiger Mann in einem schlabbrigen Kittel, mit einem zu großen Kopf für seinen dünnen Körper und einem langweiligen Topfschnitt. Er befand sich weit vorn in der großen Kabine, machte aber keine Anstalten, auszusteigen. Ich hätte lieber auf den nächsten gewartet, was wahrscheinlich auffällig gewesen wäre, aber Alain betrat ohne zu zögern den Lift. Ich folgte ihm und hoffte, dass Daxx dasselbe tat. Der Knopf des dritten Kellergeschosses, des untersten, leuchtete. Wir stellten uns hinter den Wissenschaftler. Die Türen schlossen sich. Ich lauschte auf Atemgeräusche von Daxx, aber alles, was ich hörte, konnte theoretisch von jedem anderen dort drinnen stammen, mich eingeschlossen. Es ging abwärts. Der Mann im Laborkittel vor uns rührte sich nicht, drehte sich nicht zu uns um. Er hielt ein Klemmbrett in der rechten Hand, deren Arm kerzengerade am Körper anlag. Trotz der texanischen Sonne war er ziemlich blass. Die digitale Anzeige über den Türen zeigte das erste Kellergeschoss an. Seine Fingerknöchel, mit denen er das Klemmbrett umkrampfte, waren noch weißer. Er bewegte sich nicht. Wir passierten das zweite Kellergeschoss, ohne anzuhalten. Winzige Schweißperlen glitzerten auf seinem Nacken. Ich warf Alain einen verstohlenen Blick zu, bekam aber keine Gegenreaktion von ihm.
    Drittes Kellergeschoss. Der Fahrstuhl hielt. Noch bevor sich die Türen ganz geöffnet hatten, stakste der Wissenschaftler im Storchenschritt hindurch, aber dieses Mal drehte er leicht seinen Kopf, als er nach rechts auf den Gang abbog. Nur eine kurze, schnelle Drehung. Alain machte drei große Schritte aus der Kabine heraus. Ich folgte ihm. Der Gang, der sich im Aussehen in nichts von denen im Erdgeschoss unterschied, war relativ kurz, zwei Türen links vom Fahrstuhl, drei Türen und ein Quergang rechts. Alles menschenleer. An der mittleren Tür griff Alain von hinten um den Brustkorb des Wissenschaftlers herum, packte ihn an der Kehle, öffnete mit der freien Hand die Tür zu seiner rechten und zerrte den Kittelträger in den dunklen Raum. Der Wissenschaftler stieß einen erschrockenen Quiklaut aus. Ließ sein Klemmbrett fallen. Ruderte mit den Armen. Die Fahrstuhltüren hinter mir schlossen sich.
    „Daxx?“, rief ich in Panik.
    „Hier“, hörte ich seine Stimme direkt neben mir. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Aus dem Raum, in dem die anderen beiden verschwunden waren, erklang dumpfes Poltern. Dann ein Stöhnen. Ich spähte in das dunkle Zimmer. Im diffusen Lichtschein, der hereinfiel, sah ich den Mann am Boden liegen. Alain hockte neben ihm und fühlte seinen Puls.  
    „Ist er tot?“, fragte ich, ohne eine Antwort hören zu wollen.
    „Quatsch! Nur bewusstlos. Ich weiß schon, wohin und wie fest ich jemanden dafür schlagen muss. Ich treibe genug Sport.“
    Damit hatte Alain Recht. Sport gehörte genau so zu seinen besonderen Hobbies wie Geographie. Ich erinnerte mich sehr gut daran, wie ich ihn 1997 kennen gelernt hatte.
    Alain machte sich daran, dem ohnmächtigen Forscher den Kittel auszuziehen. Das Klemmbrett schwebte plötzlich an mir vorbei.
    „Das hat er fallengelassen“, sagte Daxx und legte es auf einen kaputten Stuhl. „Es sollte besser nicht im Gang

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