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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Ich streifte den Schminktisch. Er kippte seitlich weg. Der Spiegel zerbrach unter donnerndem Klirren. Auf jeden Fall gelang es mir endlich, meine Arme aus seinem Griff zu befreien und den General von mir wegzustoßen. Er stolperte rückwärts und blieb zwischen Bett und Schaukelstuhl stehen. Dort wollte ich ihn haben, und Ernest hatte es entweder nicht bemerkt, oder in seiner Überheblichkeit ignoriert, oder er wusste es nicht besser. Vielleicht war diese Villa aber auch kein genaues Abbild der echten, und er befand sich in keiner Gefahr.  
    Gleichzeitig, nur wenige Fuß voneinander entfernt, schossen unsere Fäuste – seine viel schneller als meine – zum Angriff oder zur Verteidigung in die Höhe, wie es sich für Vater und Sohn gehört.
    „Du kannst mich nicht schlagen“, sagte er lächelnd. „Sieh es endlich ein. Und du kannst nicht weglaufen.“
    „Das Kaninchen will auch nicht mehr laufen“, entgegnete ich trotzig. Meine Worte klangen undeutlich. Blut spritzte bei jedem Atemzug aus meinem Mund und rann gleichzeitig unaufhaltsam meinen Oberschenkel hinab, in dem noch immer die Schere steckte. Allein deshalb hätte ich nicht mehr laufen können. Doch wenn es eine höhere Form der Gerechtigkeit gab, war das auch nicht mehr nötig. Das durch mein Schwindelgefühl schwankende und unscharfe Zimmer verfärbte sich rosarot. Blut von einer Platzwunde an meiner Stirn lief mir in die Augen. Mein Magen rebellierte.
    „Denn ich bin kein Läufer mehr! Und du bist tot!“
    Ich stürzte mit letzter Kraft auf den General zu, eher springend als rennend. Mehr ließ mein verletztes Bein nicht zu. Er rechnete mit einem Faustangriff, benutzte einen Arm zur Deckung, den anderen spannte er zum Gegenschlag an. Aber statt selber auszuholen, nutzte ich die letzte Chance, die noch übrig war. Ich duckte mich.
    Ich sprang.
    Packte seine Hüfte. Umklammerte sie, so fest ich konnte. Riss Ernest von den Füßen. Und mit dem gesamten Schwung, den meine letzten Reserven hatten aufbringen können, krachten wir gemeinsam durch die kleine Tapetentür hinter ihm.
     
     
    Die Villa
     
    Es gab einen ohrenbetäubenden Lärm, wie von einem Donnerschlag. Nur, dass hierbei keine Luftschichten aufeinander zu prallen schienen, sondern ganze Dimensionen. Es dauerte eine Ewigkeit. Ich spürte, wie sich mein Körper scheinbar umkrempelte, wie Masse und Trägheit in ihn zurückfluteten, während sie gleichzeitig aus dem des Generals verschwanden. Er löste sich auf, als wir den Fußboden berührten.
    Dann Stille.
    Ich hatte im letzten Moment vor dem Sprung die Augen geschlossen und noch nicht wieder geöffnet. Die plötzliche Ruhe war wie Balsam für meine Seele und meinen Körper.
    Mein Körper!
    Im ersten Moment hielt ich es für die Auswirkungen der Taubheit durch den Blutverlust, aber dann fühlte ich, was wirklich geschah.
    Meine Schmerzen verschwanden. Sie verflüchtigten sich wie die Fragmente eines Albtraums nach dem Erwachen. Alles, was ich wirklich spürte, war der Parkettboden unter mir. Kein General, weder lebendig, noch tot. Nur behandeltes Holz und die Fransen einer Brücke oder eines Läufers.
    Obwohl ich es nicht wollte, obwohl ich es genoss und vorzog, einfach nur liegen zu bleiben, hob ich meinen Kopf und öffnete die Augen. Durchtränkt vom warmen Sonnenlicht sah ich das Zimmer von Madame Rosalyn, ohne verzerrte Formen oder falsche Perspektiven. Singvögel zwitscherten im Garten. Ich lag zwischen dem Schaukelstuhl und dem Bett, vor der geschlossenen Tapetentür, durch deren Äquivalent ich mit dem General in einer anderen, düsteren Welt gesprungen war. Keines der Möbelstücke war zerbrochen oder auch nur verrutscht. Sämtliche Utensilien standen brav auf dem Schminktisch. Die angelehnte Zimmertür besaß noch immer ihren Knauf. Die Luft roch ein wenig staubig, aber sommerlich, erfüllt vom beschützenden Duft der Rosen.
    Wenn es tatsächlich so etwas wie ein Paradies gab, musste es große Ähnlichkeit mit meiner Umgebung haben.
    Die Ruhe hatte etwas von einem Samstagnachmittag in den Sommerferien an sich, an dem man faulenzt, Cartoons im Fernsehen guckt oder Rad fährt und sich auf einen Grillabend mit Freunden freut. So wohl, so beschützt, so heimisch , hatte ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr gefühlt.  
    Dann hörte ich Schritte im Flur. Schnelle Schritte. Sie kamen näher. Die Tür wurde aufgestoßen.
    Es war nicht der General. Es war ...
    „Daxx?“
    Mein Herz machte einen Sprung. Freude und Angst vor Enttäuschung

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