Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
den Mann einfach mit seiner Glock hätte erschießen können, es aber nicht getan hatte.
„Das war mit Sicherheit das gleiche Nervengift, dass sie dir gespritzt haben, Großer“, murmelte Alain.
Ich nickte stumm, da Sinh bereits fortfuhr.
„Ich hatte mich am Türrahmen abgestützt, weil mir immer noch schwindlig war. Julio sah kurz nach mir, vergewisserte sich, dass ich nicht getroffen worden war und reichte mir seine Glock, die wieder in seinem Hosenbund steckte. Fragt mich nicht, wie die dahin gekommen war. Er checkte das Magazin der Betäubungspistole und klemmte sie hinter seinen Gürtel. Dann packte er sich den ohnmächtigen Kerl, zerrte ihn auf die Füße und schmiss ihn in den Flur zurück, aus dem er gekommen war. Ich hörte leises, schnelles Zischen einer weiteren Betäubungspistole. Wie der Blitz zog Julio seine, langte damit aus dem Türrahmen heraus auf den Flur und gab ebenfalls zwei Schüsse ab. Ein zweiter Typ in Schwarz hatte an der Haustür im Flur gewartet. Das sah ich, als ich Julio folgte. Die Haustür besaß ein kleines Buntglasfenster. Julio winkte mich heran. Trotz meiner Benommenheit trat ich auf keinen der beiden Ohnmächtigen. Durch das Fenster sahen wir in der Gasse vor der Praxis einen langen Truck stehen. Ungewöhnlicher Ort für ein solches Monster in einem Wohngebiet. Der musste mit der Truppe vom Doc zusammenhängen. Julio meinte, dass er es leid wäre und wir das Ding einfach kapern würden. Ich war einverstanden. Er erklärte mir schnell, was zu tun sei und wir stürmten nach draußen. Wir rannten hinter den Truck, in einem vom Fahrerhaus aus gesehen toten Winkel. Julio stellte sich breitbeinig mit der Waffe im Anschlag hinter das Fahrzeug. Eine der beiden Türhälften des Hängers war nur angelehnt. Julio gab mir ein Zeichen. Ich zog sie auf und nutzte sie als Deckung, darauf achtend, nicht von einem der Außenspiegel erfasst zu werden. Julio schoss zweimal in das Innere des Anhängers, dann rief er: ‚Sauber!‘ Ich schaute um den offenen Türflügel herum. Der Truck war ein fahrbares Labor, halb medizinisch, halb technisch. Es gab darin eine Krankenbahre mit Gurten, Infusions- und Überwachungsgeräten auf der linken Seite, und einer Computeranlage mit zahlreichen Monitoren und einem am Boden verschraubten Stuhl davor auf der rechten Seite. Zwei Leute lagen im schmalen Gang dazwischen. Einer von ihnen musste vorher auf dem Stuhl gesessen haben, denn er trug noch immer einen Kopfhörer, der mit dem Computer verbunden war. Etwas antiquirt, wenn ihr mich fragt.“
„Auf jeden Fall!“, rief Daxx so laut, dass ich zusammenzuckte. Dina hingegen blieb völlig ruhig auf seinem Schoß liegen. Ich ließ mir von Alain die Schachtel zurückgeben und zündete mir eine weitere Zigarette an.
„Klar, dass der die Operation koordiniert hatte“, meinte Sinh. „Und, dass er das Bindeglied zum Doc war. Außer den beiden befand sich sonst niemand mehr im Laderaum. Julio kletterte hinein, zerrte den Kerl ohne Kopfhörer zur Tür und wir hievten ihn in die Gasse. Den anderen ließen wir drin. Dann sagte mir Julio, dass er sich als nächstes um die Fahrerkabine kümmern würde. Wir wollten den Truck entführen, und ich sollte inzwischen den Computer nach etwas Brauchbarem durchsuchen. Wir wollten San Angelo verlassen und euch nach Waxahachie folgen.“
„Warst du dafür denn schon fit genug?“, fragte ausgerechnet Alain.
„Es ging. Julio hat mich das gleiche gefragt. Ich fühlte mich noch immer hundeelend und hätte am liebsten vierundzwanzig Stunden durchgeschlafen. Aber uns war klar, wie schlimm die Dinge standen. Wir wollten unser Bestes geben.“
Ich war plötzlich so dermaßen stolz auf Sinh, dass sich kurzfristig alles in mir verkrampfte. Von wie vielen Menschen kann man schon behaupten, dass sie sich aufraffen, obwohl sie bereits ausgezählt werden?
„Jedenfalls kletterte ich mit Julios Hilfe in den Laderaum und schloss den Türflügel hinter mir. Den bewusstlosen Typen wollte ich auf der Bahre festschnallen, aber ich war nicht kräftig genug, um ihn darauf zu heben. Und Julio konnte ich nicht mehr zurückrufen. Also nahm ich ihm nur seinen Kopfhörer ab und setzte mich an den Rechner.“
Sinh trank mit ein paar Zügen sein Weinglas leer. Daxx schenkte ihm unaufgefordert nach.
„Ich weiß ja nicht, wie viel Kohle diese Typen vom Doc für ihren Job bekommen sollten, aber es musste ein kleines Vermögen sein. Auf ihrem Rechner fand ich alles, was das Herz begehrt:
Weitere Kostenlose Bücher