Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)
nacheinander mehrere Magazine und einzelne Patronen, der sie unbeholfen entgegen nahm.
„Die Waffen wollte ich nicht mitnehmen. Zu gefährlich, falls wir von den Cops angehalten werden. Die habe ich ein paar Häuser weiter in irgendwelche Büsche geworfen. Falls die Killer sie durch einen unwahrscheinlichen Zufall wiederfinden sollten, sind sie ohne Munition trotzdem nutzlos für sie. Und sollten kleine Kinder sie entdecken, können sie sich aus demselben Grund wenigstens nicht damit verletzen.“
„Fab, Bruderherz“, rief Sinh. „Wow, ich bin richtig stolz auf dich. Du hast echt nachgedacht.“
Daxx antwortete nicht, aber ich sah an seinen Augen im Rückspiegel, wie glücklich er über das Lob von Sinh war. Ich erklärte Alain, der noch immer nachdenklich auf die Magazine in seinen Händen schaute, was Daxx uns erzählt hatte. Auch er nickte anerkennend, obwohl ich plötzlich das Gefühl hatte, dass etwas mit ihm nicht stimmte. „War sonst noch etwas?“
Daxx zögerte einen winzigen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. „Nur vier kaputte Autoreifen.“
„Sonst nichts. Nicht mal Fahrzeugpapiere.“
Auch das wiederholte ich für Alain.
„Das deutet auf eine Staatsorganisation hin“, murmelte er ernst. „Aber es ist keine.“
„Wieso nicht?“, fragte Sinh.
„Weil sie uns sonst schon längst an den Eiern gepackt hätten. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass die Regierung nur drei lausige Typen hinter uns herschicken würden. Die hätten Straßensperren errichtet und uns eine ganze Armada auf den Hals gehetzt.“
„Vielleicht sind wir dafür nicht wichtig genug?“, sagte ich.
„Glaub mir, wer immer Leute mit SOCOMs inklusive Schalldämpfer auf uns ansetzt, hält uns für wichtig. Außerdem wollten sie Sinh entführen und nicht bloß töten. Nein, nein, wir sind ziemlich wichtig für die. Aber sie verfügen nicht über Staatsmittel und dürfen zudem nicht auffallen, weil sie gegen das Gesetz handeln, mit anderen Worten, sie können die Cops genau so wenig einschalten wie wir.“
Irgendwie schien jeder der Anwesenden, abgesehen von mir, hinlänglich über Schusswaffentypen informiert zu sein. Zu der Zeit konnte ich gerade mal einen Revolver von einer Pistole unterscheiden. Mittlerweile hat sich das allerdings geändert.
„Und wenn sie uns nur deshalb die drei geschickt haben, weil es absolute Spezialisten sind?“, fragte Sinh.
„Dann hätten sie uns längst erwischt. Oder glaubst du, wir hätten echten Profis entkommen können?“
„Ich auf jeden Fall“, sagte Daxx. „Schließlich bin ich Mr. Unsichtbar.“
„Du bist höchstens Mr. Doofnuss, Bruderherz.“
„Vorsichtig, Sinh, sonst schleiche ich mich eines Tages unsichtbar von hinten an und ... trete dir in deinen dummen Hintern.“
„Das will ich sehen“, konterte Sinh.
„Wie denn?“, rief Daxx und lachte.
Die nächsten Stunden unserer Fahrt verliefen relativ ruhig. Wir hielten uns an Nebenstraßen und konnten keine Verfolger ausmachen, was bei dem dürftigen Verkehr wenig problematisch war. Wesentlich mehr Probleme bereitete uns die Hitze. Die Klimaanlage des Neon war defekt, daher dauerte es nicht lange, bis jeder von uns nur noch in Shorts dasaß. Ich benutzte mein verschwitztes Shirt, um das getrocknete Blut von meinem Gesicht zu waschen, so gut es möglich war. Nachdem ich halbwegs passabel aussah, reichte ich es Sinh, damit er sich ebenfalls die gröbsten Flecken abwischen konnte. Zwei blutverschmierte Jugendliche in einem Fahrzeug, das quer durch Texas fuhr, war zu gefährlich. Als er mir das Shirt zurückgab, betrachtete ich es kurz. Meine Gedanken wanderten rückwärts durch die Zeit, ganze fünfzehn Jahre in das, was Menschen allgemein als Vergangenheit bezeichnen. Ich dachte an den Tag, an dem Alain und ich völlig vergeblich versucht hatten, ein Zimmer zu streichen. Das Ergebnis war ein Laken gewesen – ein modernes Kunstwerk – mit Abdrücken unserer farbverschmierten Körper. Was für ein einzigartiger Nachmittag. Mein erstes Mal. Dieses Laken, das ich als Erinnerung an Alain in der Eingangshalle aufgespannt hatte, steckte nun irgendwo tief in meinem Inneren, zusammen mit so vielen anderen Dingen. Das Pondon dazu hielt ich nun in meinen Händen. Kunst spottet den Schranken der Zeit.
Der Chrysler verfügte über keinen Computeranschluss und das Radio über kein Kassettendeck, nur einen CD-Wechsler. Da niemand von uns Musik-CDs mitgebracht hatte, suchte Alain einen Oldiesender aus. Daxx war in
Weitere Kostenlose Bücher