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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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kurz an der Konsole herum. Es ging alles so schnell, dass ich kaum begriff, was vor sich ging. Das, was er Daxx zugeworfen hatte, war eine Beretta 93R, und das, was er an der Konsole gemacht hatte, aktivierte das Navigationssystem. Daxx prüfte die Waffe in Sekunden, entsicherte sie und zielte aus der zerstörten Heckscheibe. Seine erste Feuersalve war lauter als die digitale Stimme des Navigationssystems, die in ihren hörbaren Bruchstücken wie Glenn Close klang.
    „DFW!“, schrie Alain den Bordcomputer an, um den vorherrschenden Geräuschpegel zu übertönen. „Umgebungskarte!“ Sofort erschien eine Karte des Flughafens Dallas-Fort-Worth mitsamt aller Zubringer auf der noch intakten Frontscheibe.
    „Zoom auf B-3, unsere Position“, brüllte Alain weiter gegen den martialischen Lärm an. Dafür, dass er aus den Fünfzigern stammte, hatte er sehr schnell gelernt. Nach einem weiteren Feuerstoß aus der Beretta duckte sich Daxx, und die Antwort in Form eines Kugelhagels ließ nicht lang auf sich warten. Alain schien sich gar nicht für den Hubschrauber zu interessieren. Sein Blick wechselte ständig zwischen der Straße und dem Display hin und her, während er unseren Wagen in weiteren Schlenkern durch die Außengebiete von Fort Worth lenkte. Der Helikopter folgte uns in beinahe eleganten Bewegungen, legte sich geschmeidig in Kurven, zog höher oder niedriger, je nach Bebauung und Verkehr. Eigentlich ein tolles Schauspiel, wären seine Insassen nicht daran interessiert gewesen, uns zu töten.  
    Alain schmiss unkoordiniert ein paar Magazine zu uns nach hinten. Der Wagen schlingerte. Ich sammelte sie in geduckter Position auf und hielt sie für Daxx bereit. Der Hubschrauber hinter uns rasierte gerade einige Überlandleitungen ab, aber es brachte ihn nur kurz aus seinem aggressiven Anflug. Die Feuersalven gingen weiter. Ich war mir nicht sicher, aber wenn man alten Hollywoodfilmen glauben durfte, mussten sie nur den Tank treffen, um dem Ganzen ein Ende zu setzen. Daxx hatte den Copiloten noch nicht erwischt, oder sie hatten mehrere auf den Rücksitzen des Helikopters; so genau kannte ich mich da nicht aus.
    Trotz des Lärms hörte ich das ergebnislose Klicken von Daxx’ Beretta. Ich hielt ihm ein frisches Magazin hin und er riss das leere routiniert heraus, warf es weg und rammte das neue in den Schaft. Irgendwie bekam ich mit, dass wir die letzten Wohngebiete verließen. Die Landschaft wurde flächiger, leerer, aber nur für einen Moment. Zu kurz, um zu reagieren und die Zeit zu stoppen. Stattdessen fuhr Alain in ein Industriegebiet. Fabrikgebäude, Türme, überirdische Rohrleitungen und Zubringer über den Straßen. Gabelstapler, Fabrikarbeiter, die erschrocken und fluchend zur Seite sprangen, Trucks und Wasserdampf. Letzteres hüllte uns stellenweise ein und verbarg uns für kurze Augenblicke. Zu kurze. Aber die Architektur half uns. Was die Überlandleitungen nicht geschafft hatten, hätten beinahe schwere Metallrohre, die in der Höhe eines zweiten Stocks über den Straßen verliefen, zu Stande gebracht.
    Leider nur beinahe. Eines der Rohre riss bei dem zu tiefen Flug ihre rechte Kufe ab. Der Hubschrauber machte einen Satz nach oben, der Copilot verlor seinen sicheren Halt und stürzte, fiel mit rudernden Armen und Beinen auf den Asphalt hinter uns. Die Nase des Helikopters neigte sich bedenklich dem Erdboden entgegen, aber er fing sich erneut und raste in der geneigten Position schneller als zuvor auf uns zu. Die Kufe baumelte an der letzten Schweißnaht ungehalten hin und her, dann riss auch sie und zertrümmerte im weiten Bogen eines der großen Fabrikfenster.  
    Damit endete die Schießerei noch lange nicht. Ich hatte Recht behalten; der nächste Insasse des Hubschraubers übernahm die Position seines Vorgängers.
    Wir tauchten in eine weitere Nebelwand ein. Ich fragte mich, was hier überhaupt produziert wurde. Alain riss den Wagen herum, fuhr zwischen massiven Betonsäulen unter einem weiteren Teil des Gebäudekomplexes hindurch und tauchte auf dessen anderer Seite im strahlenden Sonnenlicht wieder auf. Für einen kleinen Augenblick schöpfte ich Hoffnung, aber das Leben ist nun mal nicht so einfach. Über den Türmen zu unserer linken Seite erhob sich der Hubschrauber wie ein seelenloses Wesen aus „Krieg der Welten“.
    „Da hinten sind die wieder“, schrie ich, völlig unnötig, denn die nächste Kugelsalve, die unsere Kofferraumklappe perforierte, bewies den anderen beiden deutlich genug

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