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Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rose - Die Zeit ist aus den Fugen- (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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deren bleibende Anwesenheit. Daxx wirkte plötzlich noch konzentrierter, stützte sich mit beiden Ellenbogen auf der Rückenlehne ab und zielte genauer und länger als zuvor. Alain fuhr weitere Zickzackschlenker; ein kurzer Seitenblick zeigte mir, dass er einer Gruppe Arbeiter ausgewichen war, die quer über die Straße gingen. Wir rammten seitlich einen großen Müllcontainer; der Schlag schleuderte mich gegen Daxx, der aus seiner Konzentration gerissen wurde und lauthals fluchte. Der Container hinter uns drehte sich träge wie ein Mammut.
    Der Hubschrauber ging nun tiefer. Gefährlich für den Piloten, aber er versuchte offenbar, in eine günstige Position zu kommen, damit uns der Copilot in die Reifen schießen konnte. Bei unserem Tempo hätten wir uns dann sofort überschlagen, egal, wie gut Alain war.
    „Festhalten!“, brüllte Alain und riss ohne zögern den Wagen herum in eine schmale Seitengasse zu unserer Rechten. Wir rutschten und erwischten mit dem Heck die Gebäudeecke. Funken stoben auf, aber wir fuhren ungebremst weiter. Der Helikopter schien für den Bruchteil einer Sekunde an unserer Gasse vorbeizurauschen, dann stellte er sich in der Luft so schräg, dass er aufgesetzt hätte, wenn er die rechte Kufe nicht schon eingebüßt hätte. Er flog einen minimalen Bogen und preschte uns folgend durch die enge Gasse. Daxx legte erneut an, wartete.
    Wartete.
    Und schoss.
    Klick. Ladehemmung. Daxx hatte das Magazin zu hefig in den Schacht gestoßen und die oberen Metalllaschen hatten sich nach innen gebogen. Zum Aufschrei seiner Wut mischte sich das hagelartige Geräusch der nächsten Feuersalve des Copiloten. Der Kofferraum bekam weitere Luftlöcher, zischende Geräusche von heißem Metall, das Luft durchschnitt, waren zu hören, dann zerplatzte die Frontscheibe. Ich sah einen feinen Sprühregen aus Blut hinter Daxx aufspritzen. Sein linker Arm wurde nach hinten gerissen. Er schrie, aber eher vor hemmungsloser Wut, als vor Schmerz. Er schmetterte die Waffe mehrmals gegen den Rahmen der zerstörten Heckscheibe, bis das defekte Magazin herausfiel. Mit zitternden Händen schob er ein anderes ein und legte erneut an.
    Jetzt!
    Ich musste die Zeit jetzt stoppen.
    In dieser Gasse waren keine Menschen, keine Hindernisse.
    Jetzt!
    Dann hörte ich Sinhs Stimme tief in mir, laut und in Panik.
     
     
     

Samstag, 30. Juni 2012 – 13:38 Uhr
    San Angelo
    Allgemeine Raumzeit
     
    Er schrie. Es war ein unkoordinierter Hilferuf, durchdrungen von nackter Angst. Der Schrei hallte durch meinen Kopf, durch mein gesamtes Inneres, wie die elementarste Artikulation des Lebens selbst.
    Ohne auch nur den Bruchteil eines Moments zu zögern, raste mein Geist zu ihm, meinen Körper schutzlos zurücklassend.
    Alles ging so schnell, dass ich in ihm war, bevor ich das, was um ihn herum vorging, wahrnehmen konnte.
    Es war dunkel. Und ich bekam keine Luft. Die Panik übertrug sich sofort auf mich. Ich versuchte, wie er, um mein Leben zu kämpfen, obwohl es nicht meins war, aber doch irgendwie ein Teil meines Lebens. Unkoordiniert drückte ich gegen die erstickende Gewalt an. Mit wenig Erfolg. Ich – wir – waren zu schwach.
    Anhalten!
    Im ersten Moment wusste ich nicht, ob Sinh das im Krankenhaus geschrien hatte oder Daxx im Wagen. Ich befand mich zwischen beiden Realitäten, und sie waren nicht auseinander zu halten. Aber der Hilferuf stammte ursprünglich von Sinh, also konzentrierte ich mich auf ihn.
    Meine Lungen brannten.
    Zeit anhalten!
    Das war deutlich. Sinh. Ich bremste den Zeitfluss in einem kugelförmigen Abstand um uns herum wie eine Eieruhr, deren Sand durch Erhitzung zu festem Glas wurde. Klar, aber statisch.
    Der Druck ließ nach, als Sinh sich gegen das Kissen stemmte, das auf unser Gesicht gedrückt worden war, ohne, dass ich etwas dazu beitragen musste.
    Wir sogen frische Luft aus einer Raumzeitblase innerhalb des kugelförmigen Feldes in unsere Lungen. Wir sahen das fortgestoßene Kissen über uns, drum herum das Krankenzimmer, den im Fallen begriffenen Killer.
    Er hielt das Kissen vom leeren Nachbarbett fest in beiden behandschuhten Händen, sein Gesicht zu einer sardonischen Maske des Hasses verzerrt. Ich löste mich ein Stück von Sinhs Körper und sah nun die gesamte Szenerie wie ein Zuschauer, der neben dem Krankenbett stand. Der Killer, ein Farbiger im teuren Anzug, verharrte in einem unmöglichen Winkel von fünfundvierzig Grad zum Fußboden. Jetzt hieß es schnell reagieren. In meinem Zustand konnte ich nichts

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