Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
bereits purpurrot.
„Julian, Schatz, geh bitte auf dein Zimmer. Es ist alles in Ordnung.“
„Wie kannst du sagen, dass alles in Ordnung ist, Mum?“
Ich war außer mir, stürmte die letzten Stufen hinab.
„Hast du nicht gehört, was ich befohlen habe? Zurück auf dein Zimmer, Marsch!“
„Du hast sie geschlagen. Du hast sie verdammt noch mal geschlagen, du Scheißkerl!“
„Julian, nicht!“
Mein Vater machte ein paar drohende Schritte auf mich zu.
„Wie hast du mich gerade genannt?“
Ich ignorierte ihn.
„Soll ich einen Arzt rufen, Mum?“
„Ich habe dich was gefragt“, brüllte er. „Wie hast du mich genannt?“
„Scheißkerl. Du bist –“
Seine Faust traf mich ohne Vorwarnung mitten im Gesicht. Für einen Moment wusste ich gar nichts. Ich hörte, wie meine Mum seinen Namen schrie, stolperte rückwärts über einen Hocker und fiel zu Boden. Mein Vater stand vor mir, wie ein riesiger Gigant. Er sagte: „Iss mich.“
Ich spürte etwas Feuchtes unter der Nase, dann einen metallischen Geschmack im Mund. Meine Mum tauchte neben mir auf, kniend nahm sie meinen Kopf in ihre Arme. So viel Trauer, soviel Verzweiflung und Wut standen in ihrem lädierten Gesicht. Dann blickte sie den General an.
„Wenn du ihn ernsthaft verletzt hast, wirst du das bereuen, das schwöre ich dir.“
„Willst du mir jetzt auch noch drohen, Weib? Eltern schlagen ihre Kinder, wenn sie ungehorsam sind. Das ist völlig normal.“
„Aber nicht mit der Faust ins Gesicht.“
Emotionslos drehte er sich einfach um.
„Ich gehe jetzt ins Bett, muss morgen früh raus. Wir besprechen das ein anderes Mal.“
Meine Mum wollte erst noch etwas hinterher rufen, besann sich zum Glück eines Besseren und wandte sich wieder mir zu.
„Es geht schon, Mum.“
„Kannst du aufstehen?“
„Sicher.“
Wir setzten uns auf das Sofa und hielten uns bei den Händen.
„Was hat er dir angetan?“
„Ich würde sagen, in etwa das gleiche wie dir.“
Erst jetzt, als mein Vater uns allein gelassen hatte, tauchten ein paar Tränen in ihren Augenwinkeln auf.
„Er ist eben ein Familienmensch“, spottete ich. „Bei ihm darf kein Mitglied zu kurz kommen.“
Wir lächelten beide ein wenig, aber es tat gut. Humor ist ein häufig auftretender Freund der Trauer.
„Geht es dir wirklich gut, Schatz?“
„Natürlich, ich bin es im Moment gewohnt, zu fallen.“
„Tatsächlich?“
Ich wischte mir das Blut unter der Nase weg.
„Mum?“
„Ja?“
„Ich ... ich glaube ...“ Ich holte tief Luft. „Ich glaube, ich habe mich verliebt.“
„Das ist doch wunderschön, mein Engel.“
„Aber“, fing ich an und konnte nun meinerseits die Tränen nicht zurückhalten. „Aber in einen Jungen.“
„Komm her“, sagte sie ruhig. Ich rutschte näher und wir nahmen uns fest in die Arme. Ich schluchzte wie ein kleines Kind.
„Schht, ist doch gut. Warum weinst du denn?“
„Ich ... ich weiß nicht.“
Ich klammerte mich fester an sie, den Kopf auf ihre Brust gelegt, während sie uns seicht hin- und herwog.
„Ich hatte Angst, du würdest es vielleicht nicht verstehen. Oder dich schämen.“
„Jul, Schatz, hast du denn wirklich geglaubt, ich habe das nicht schon längst gewusst?“
Verdutzt hob ich meinen Kopf und sah sie an.
„Eine gute Mutter weiß so etwas. Manchmal sogar noch vor ihrem Sohn.“
„Du verarscht mich.“
Jetzt lachte sie sogar einmal kurz laut auf. Sie strich mir über die Haare.
„Ich weiß es schon sehr, sehr lange.“
„Aber woher?“
„Es waren Kleinigkeiten, winzige Details. Du wirkst nach außen hin nicht homosexuell, mach dir keine Sorgen. So etwas fällt nur Menschen auf, denen du besonders wichtig bist, die sehr aufmerksam sind und eine sehr enge, liebevolle Beziehung zu dir haben. Also mach dir keine Sorgen um deinen Dad. Er weiß es nicht und sollte es auch nicht erfahren.“
„Natürlich nicht. Und warum hast du nie etwas gesagt?“
„Weil es nicht meine Aufgabe war. Du musstest für dich den richtigen Zeitpunkt finden. Weder konnte noch durfte ich dich dazu drängen.“
„Aha.“ Ich dachte einen Moment über ihre Worte nach. Die Schmerzen, das extreme Verhalten meines Vaters, all das trat in den Hintergrund.
„Sieht er gut aus?“, fragte sie mit einem Lächeln.
„Oh, Mum. Er sieht aus wie ein junger Gott. Er ist in etwa so alt wie ich und wohnt in der Villa nebenan.“
„Ich dachte, die sei unbewohnt.“
„Dachte ich anfangs auch. Er lebt dort mit seinen Eltern, auch wenn
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