Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
genug“, antworteten die Brüder gleichzeitig. Es klang beinahe wie eine verzerrte Stereoaufnahme.
„Wir möchten noch von dir lernen.“
„Ja, möchten wir“, ergänzte Daxx, jetzt nicht mehr synchron.
„Kannst du meinem Bruder ein paar von deinen Bildern zeigen, G-Man?“
„Ja, sicher.“ Wir richteten uns auf. „Aber erwarte nicht zuviel, Daxx. Ich bin nicht so gut, wie dein Bruder wahrscheinlich behauptet hat.“
„Das glaube ich nicht“, sagte Daxx beschwichtigend und Sinh ergänzte mit einem wissenden Lächeln: “Doch, das ist er.“
Bevor wir uns auf den Weg in mein Zimmer machen konnten, heftete sich Daxx’ Blick offensiv auf meinen Brustkorb.
„Du hast da ein geniales Tattoo. Ich steche auch, weißt du?“
Ich blickte auf meine Rosentätowierung und stellte fest, dass es nun zwei Blüten besaß. Wann war das passiert?
„Darf ich mal sehen?“
„Sicher.“ Gedankenverloren. Das änderte sich allerdings sofort, als Daxx sich vornüber beugte, bis er mit seiner Nase fast meine Brust berührte. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut; das Sonnenlicht ließ seine kleine Narbe annähernd weiß erscheinen. Dann berührte er die Tätowierung beinahe zärtlich mit seinen Fingerspitzen. Grinste Sinh oder bildete ich mir das nur ein? Meine Brustwarze verhärtete sich und ich betete zu Gott, dass es unbemerkt blieb.
„Das ist ja eine tolle Arbeit. So filigran. Wer hat das gemacht?“
„Ein Freund von mir“, antwortete ich automatisch.
„Kann ich ihn mal kennenlernen?“
„Tja, äh, mal sehen. Lasst uns nach drüben gehen, da hebe ich die meisten meiner Bilder auf.“
Ich ging voraus. Dabei wurde ich das Gefühl nicht los, dass ihre Blicke auf mir ruhten wie die eines Philatelisten auf seinen Briefmarken, sorgfältig alle Zacken inspizierend und gleichzeitig den Wert abschätzend. In meinem Zimmer war der Chor der Vögel die einzige Musik, das Radio hatte ich am Morgen in der Küche gelassen. Im Türrahmen hielt ich kurz inne und checkte das Zimmer nach alten Socken und Unterwäsche. Alles clean, gut so. Die Keilrahmen standen noch genau so, wie Sinh sie zurückgelassen hatte. Daxx ging wortlos darauf zu und inspizierte sie mit einer göttlichen Ruhe, während Sinh seine Sneakers abstreifte und im Schneidersitz auf dem Bett Platz nahm, gerade als ich meine Mappe wieder darunter vorholen wollte. Ein unbestimmbares Lächeln erschien kurz auf seinem Gesicht – gleich einer Luftspiegelung – als ich mich mit meinem Gesicht seinem Schritt und seinen bloßen Füßen näherte, um nach den Zeichnungen zu greifen. Ich stockte, bemerkte es und kaschierte die Situation mit einem verlegenen Lächeln. Ich legte die Mappe neben Sinh auf die Matratze, und derweil Daxx noch immer mit den Leinwänden beschäftigt war, sah Sinh mir interessiert zu, obwohl er die Zeichnungen größtenteils schon kannte. Ich hätte mich nun meinerseits mit den Ellen auf seinem Schenkel abstützen können, um ihn zu berühren, so wie er es vor beinahe einer Woche getan hatte, aber ich traute mich nicht. Stattdessen kam ein Kontakt aus ganz anderer Richtung. Daxx kniete sich neben mich, rutschte heran, so dass wir uns berührten, sah auf die Mappe und dann mich an. Sein Gesicht, die hübsche, breite Nase und seine vollen Lippen waren jetzt so nah, dass ein leichtes Nicken von mir gereicht hätte, um ihn zu küssen. Mit kindlicher Freude sah er mich an.
„Deine Bilder sind absolut fab, Jul. Du bist voll der Meister.“
Jul . So hatte mich der General immer genannt und sofort empfand ich wieder eine Spur von Misstrauen, berechtigt oder nicht. Sie wurde sofort weggewischt, als ich meine Reflektion in seinen beinahe schwarzen Augen sah. Ich verlor mich in ihnen, stürzte tiefer und tiefer in ihre Dunkelheit, wie ein sterbender Astronaut, der langsam durch die Unendlichkeit des Alls treibt. Augen – die Fenster zur Seele. Obwohl diese Augen schwarz und endlos erschienen, fühlte ich mich geborgen, sicher und wohl. Schwereloses Gleiten, die drei räumlichen Dimensionen ohne Grenzen, die zeitliche Dimension gänzlich außer Kraft gesetzt.
„... Bilder sehen?“
„Was?“
„Ich sagte, darf ich die anderen Bilder sehen. Die hier, in der Mappe?“
„Ja, sicher.“
Sinh zeigte wieder sein undefinierbares Lächeln und beugte sich genau wie sein Bruder vor, um die Skizzen zu begutachten. Dabei schob er sein angewinkeltes Bein etwas nach vorn, so dass seine Zehen meinen Unterarm berührten. Absicht? So
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