Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
ihm zu Lebzeiten nicht gelungen war. Ich versuchte, den Gedanken als unreifen Blödsinn abzutun, zumal ich selber im Moment eine Art Geist war, und mich auf meine Suche zu konzentrieren.
Instinktiv durchquerte ich das offene Wohnzimmer auf dem Weg zur Treppe, immer darauf bedacht, keinen Lärm zu verursachen, obwohl das völlig unmöglich gewesen wäre. Das war der Ort, an dem der General versucht hatte, meine Mom und mich in einem Anfall von Wahnsinn umzubringen. Der Raum war gänzlich anders eingerichtet als damals und ich dankte Gott dafür. Andere Garnitur, andere Tische, sogar die Schrankwand fehlte. Stattdessen zierte ein riesiger Flachbildschirm die Wand, darunter ein Tischchen mit Tastatur, Headset und Computer.
Vor meiner ehemaligen Zimmertür blieb ich stehen. Ich sammelte mich kurz, konzentrierte mich und schritt durch sie hindurch. Wie schon das Wohnzimmer hatte auch dieser Raum ein völlig anderes Gesicht bekommen. Ein einzelnes Bett stand in der Mitte vor dem Fenster, links und rechts davon zwei kleine Kommoden mit Zierdeckchen und Tischlampen und ein schlichter Kleiderschrank zu meiner Linken. In dem Bett, unter einem dünnen Laken eingehüllt, eine Gestalt. Auf der rechten Kommode wurde etwas, das ich zuerst für ein gerahmtes Foto hielt, vom Mondlicht beschienen. Da es sich bewegte, sah ich genauer hin. Das Portrait einer asiatischen Frau mittleren Alters, sehr attraktiv, herzlich lächelnd, in einem schlichten Metallrahmen. Ich wartete. Nach einigen Sekunden änderte sich das vermeidliche Foto. Es zeigte noch immer dieselbe Frau, aber dieses mal auf einem Tennisplatz. Sie stand dort, den Schläger lässig über die Schulter gelegt, dem Betrachter frech, aber lustig die Zunge rausstreckend. Nach sieben weiteren Momentaufnahmen aus dem Leben dieser Frau begann die Abfolge wieder von neuem. Eines der Bilder hatte sie in einem Laborkittel gezeigt, mit einer schmalen Brille, die sie keck auf die Nasenspitze geschoben hatte; ein weiteres zusammen mit einem stattlichen Farbigen und einem kleinen Kind. Alle drei waren schick angezogen und posierten vor einem künstlichen Hintergrund. Ein Familienfoto. Dann stutzte ich. Das Bild zeigte nur einen der Zwillinge. Welche Eltern kämen auf die Idee, ein solches Foto machen zu lassen? Wäre einer der Zwillinge zu dem Termin krank gewesen oder bei Verwandten oder sonst wo, hätten sie ihn doch bestimmt verschoben. Während ich mich noch darüber wunderte, vernahm ich einen leisen Seufzer aus dem Bett. Ich trat näher heran, neugierig, ob es Sinh oder Daxx sei. Der schlafende, dunkelhäutige Mann war mindestens Mitte Vierzig. Er atmete tief und gleichmäßig und seine Gesichtszüge waren entspannt. Ein kurzgeschnittener Vollbart und eine dazu passende Frisur umrahmten sein Gesicht, das für sein Alter recht hübsch war. Charaktervoll. Die Ähnlichkeit mit Sinh und Daxx war deutlich. Ich stand vor ihrem Vater, dem Mann auf dem seltsamen Familienportrait.
Peinlich verunsichert zog ich mich zurück. Im Flur ging ich die Architektur unseres ehemaligen Hauses im Geiste durch und entschloss mich nun, im damaligen Schlafzimmer meiner Eltern nachzusehen. Auch hier hielt ich vor der geschlossenen Tür einen Moment inne.
Dieser Raum war dem anderen nicht unähnlich. Ein geräumiges Doppelbett stand vor dem mittleren Fenster, ebenfalls mit Nachttischen zu beiden Seiten versehen. Links ein großer Doppelschrank mit metallisch wirkenden Spiegeltüren, rechts ein Schreibtisch mit verstellbarer Arbeitsplatte und ein weiterer Tisch mit Computer und Flachbildschirm. Eine Staffelei stand zusammengeklappt in der Ecke, während die Wände ringsherum von Regalen voller Bücher, CDs, auf denen die Buchstaben MODS gedruckt waren, Farben, Lösungsmittel und Pinsel und diverser Poster geziert wurden. Kampfflugzeugmodelle hingen von der Decke und weitere Bausätze von Panzern verschönerten beinahe alle restlichen Ablageflächen im Zimmer. Allerdings achtete ich weniger auf die Einrichtung, als auf das Bett vor mir.
Dort lagen Sinh und Daxx, nebeneinander schlafend. Der eine hatte die Arme um den anderen geschlungen und in meiner Aufregung konnte ich nicht sagen, wer um wen. Ihre Oberkörper waren nackt, die dünne Bettdecke gerade so hoch gezogen, dass ich nicht erkennen konnte, ob sie Pyjamahosen oder Shorts oder ähnliches trugen. So oder so sahen sie weniger wie Brüder, als wie ein Liebespaar aus.
Zurück in meinem Körper im Garten der Villa setzte mein
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