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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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oder so war ich zwischen den Zwillingen eingekeilt.
    „Das hier ist fab!“, rief Daxx plötzlich beim Durchblättern aus. Mit kindlicher Freude deutete er auf einen bestimmten Teil einer Bleistiftzeichnung. „Du hast hier einfach die Außenlinien an einigen Stellen weggelassen, aber es sieht trotzdem wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus.“  
    „Das sind Lichtpunkte auf der schimmernden Haut. Sie sind genau so hell wie der Hintergrund, darum.“
    „Das ist cool. Es wirkt so echt.“
    „Weißt du“, sagte ich zu Daxx, der mich noch immer ansah, als wäre ich eine Mischung aus Weihnachtsmann, Nikolaus und Osterhase, „das Spiel von Licht und Schatten macht eine Zeichnung oder ein Gemälde erst lebendig. Aber durch Licht muss man manche Linien entfernen und durch Schatten muss man manche Linien übermalen. Das kostet Anfangs Überwindung, weil man nicht wahrhaben will, dass durch weniger mehr entstehen kann.“  
    Daxx sah mich an, als hätte ich ihm den Sinn des Lebens in ein paar einfachen Sätzen geschildert, und auch Sinh, den ich immer noch im Augenwinkel hatte, wirkte erstaunt. Daxx legte seine Hände auf meine Schultern. Der Griff war hart, aber seine Handflächen waren warm und weich.  
    „Kannst du uns das beibringen?“
    „Ich weiß nicht. Ich meine, ich bin kein großer Künstler.“
    „Das bist du, aber wirklich“, sagte Sinh, dessen Augen nun einen ähnlichen Glanz angenommen hatten wie die seines Bruders. Gewollt oder ungewollt bewegte er seine Zehen, so dass sie über meinen Arm streichelten.  
    „Hmmm“, war alles, was ich erwidern konnte. Daxx schüttelte mich sacht.
    „Bitte. Wir könnten doch zusammen arbeiten, wir drei. Wenn du Lust hast.“
    Lust? Lust. Irgendwie beinahe ironisch. Ohne weiter nachzudenken, kam meine Antwort fast automatisch.  
    „Natürlich. Wenn ihr wollt. Aber erwartet nicht zuviel von mir.“
    „Fab!“, schrie Daxx und hob seine Hand, so dass Sinh einschlagen konnte. Wenigstens das hatte sich nicht geändert. Dann hielten mir beide ihre Handflächen entgegen und ich schlug mit gespielter Euphorie ebenfalls ein, obwohl ich das immer gehasst und ein wenig lächerlich gefunden hatte.  
    Überdreht sprang Daxx auf.
    „Ich mache auch Tattoos. Sinh hat mir erzählt, dass du nicht stichst, aber vielleicht willst du es ja mal probieren.“
    Bevor ich wusste, wie mir geschah, öffnete er seine Hose und zog sie mit samt seiner Hilfiger ein paar Inches nach unten, gerade soweit, dass sein Penis bedeckt blieb. Auf seiner linken Hüfte, direkt neben dem Ansatz seiner gekräuselten Schamhaare, war ein Kunstwort in Frakturschrift zu sehen: ‚4ever’. Ein Finger, der über meine Wirbelsäule strich, hätte keine extremere Gänsehaut erzeugen können, so unverhofft hatte er mich erwischt.  
    „Das war mein erster Versuch. Bei Weitem nicht so gut wie deine Rose, aber ich habe mich schon verbessert.“
    Seine im Sonnenlicht golden schimmernde Haut schwebte direkt vor meinem Gesicht.  
    „Ich weiß genau, dass du viel bessere Tattoos stechen könntest. Wenn du möchtest, bringe ich mein Set mit, dann kannst du es an mir ausprobieren. Ich stehe dir ganz zur Verfügung.“
    Meine Antwort war ein trockenes Schlucken.
     
    Wir verbrachten den restlichen Nachmittag damit, Zeichnungen, Bilder und Stile zu vergleichen und über verschiedene Techniken und Materialien zu diskutieren. Sinh benutzte tatsächlich und ausschließlich Pizzakartons, wenn er keine Leinwände zur Verfügung hatte, und er legte Wert darauf, dass sie benutzt waren. Er war der Überzeugung, dass Fett- und Käsereste, in Kombination mit Messereinschnitten, der Wellpappe und somit dem fertigen Gemälde den richtigen Charakter verleihen würden.  
    Wir hatten unseren Spaß, öffneten später eine Flasche Wein – obwohl ich mich mit Eistee begnügte – und redeten weiter über Maler, Künstler  und deren Besonderheiten. Daxx wurde ein wenig ruhiger, als ich die Weinflasche öffnete; Sinh warf seinem Bruder wieder dieses wissende Lächeln zu.
    Als die späte Dämmerung hereinbrach, verabschiedeten wir uns voneinander, mit Handschlag und Umarmung; Handschläge getrennt, Umarmungen zusammen, als gehörten wir zu einer Familie. Ein wenig ungewöhnlich, aber schön.  
    Nachdem die Zwillinge gegangen waren, kehrte eine für mich ungewöhnliche Ruhe ein. Die Villa war auf einmal zu still. Ich betrachtete meine verstreuten Zeichnungen, die Weingläser, die ausgetrunkene Flasche, den vollen Aschenbecher, und

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