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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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aus der Zeit des siebzehnten Jahrhunderts und waren offensichtlich Originale. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass jede neue Generation die Villa dazu veranlassen konnte, neue und zeitgemäße Gegenstände zu schaffen und alte beizubehalten. Dabei fiel mir der Schwarz-Weiß-Fernseher von Alain ein. Damit musste dringend etwas geschehen.  
    Mein Atelier befand sich in einem der vier Eckzimmer im zweiten Stock. Ich hatte es gewählt, weil es zwei Fensterfronten besaß und tagsüber genügend natürliches Licht zum Malen spendete. Außerdem verfügte es über ein Waschbecken. Da es zudem sehr geräumig war, hatte ich das massive Eichenbett nur in die Ecke geschoben, den dazugehörigen Kleiderschrank auseinander gebaut und zusammen mit den Kommoden und Teppichen – um sie nicht zu versauen - auf den Dachboden geschafft. Die Stühle hatte ich behalten – eher als Ablagefläche, als zum Sitzen, den Regalschrank hatte ich ausgeräumt und mit Zeitungspapier ausgelegt, um dort meine Farben, Pinsel, Töpfe und Gläser zu lagern. An die freien Wände hatte ich gelungene Zeichnungen und Skizzen gepinnt und drei der an die Wände gelehnten, bemalten Keilrahmen aufgehängt.  
    „Voila, mein Kreativreich.“
    Schweigend strömten die Zwillinge aus, um die Zeichnungen und Bilder zu begutachten. Teilweise separat, teilweise gemeinsam, betrachteten sie meine Arbeiten und murmelten leise, so dass ich sie nicht verstehen konnte.  
    „Seht euch in Ruhe um. Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gern eben unter die Dusche springen. Ich hab’s nötig.“
    „Mach nur“, sagte Sinh – oder Daxx – ich wusste schon wieder nicht, wer von beiden wer war. „Wir fassen hier auch nichts an.“
    Schon wieder so eine Bemerkung. Meine Zeit in der Villa hatte offensichtlich keine Veränderungen der gesellschaftlichen Einstellungen mit sich gebracht. Farbige hatten weiterhin das Joch der Anklage zu tragen, dass sie, lediglich aufgrund ihrer Hautfarbe, automatisch kriminell sein mussten. Wie blind muss man sein, um ein solches Vorurteil durch Generationen zu schleppen? Wenn man darüber nachdenkt, kommt man doch automatisch zu dem Schluss, dass die Hautfarbe einzig eine genetisch bedingte Absicherung ist, um die am Äquatorbereich lebenden Völker gegen die intensive Sonnenstrahlung zu schützen. Menschen, die Vorurteile gegen Farbige haben, bezichtigen sie eigentlich, daran Schuld zu sein, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe ist, die gleichmäßig beschienen wird. Herrgott!  
    „Fühlt euch wie zu Hause und macht, wozu ihr Lust habt. Außer meine Bilder zu übermalen, dagegen hätte ich wirklich etwas.“  
    Zu meiner Erleichterung lächelten sie ein wenig.
    „Falls ihr etwas trinken wollt, der Wein steht im Keller.“
    Ich erklärte den beiden den Weg zu meinem Weindepot, dann ließ ich sie allein, holte mir frisches Hemd und eine Shorts aus meinem Zimmer und ging duschen. Ich war gerade dabei, mich einzuseifen, als die Badezimmertür aufgerissen wurde.  
    Den Vorhang hatte ich nicht zugezogen, somit fühlte ich mich ertappt wie ein Opossum in der Falle. Und ähnlich dem Tier, das sich tot stellt, wenn es angegriffen wird, erstarrte ich in meiner Haltung. Sinh oder Daxx blickte mir ebenso erstarrt in die Augen.  
    „Entschuldigung, aber ich kann die Weingläser nicht finden.“
    Sein Blick wanderte kurz tiefer, dann sah er mir wieder ins Gesicht.  
    „Ich glaube, ich habe gar keine.“ Fluch – oder Segen – auf meine Vorgänger. Der Zwilling sog die Luft ein.
    „Kein Problem, dann nehme ich einfach andere.“
    Statt zu gehen, sah er mich noch eindringlicher an. Ich wollte fragen, ob etwas nicht stimmt, als er mir zuvorkam.  
    „Dein Tattoo. Hatte es gestern nicht nur drei Blätter?“
    Ohne an mir herunterzusehen, antwortete ich: “Nein, da musst du dich irren.“
    Wieder zuckte sein Blick nach unten, tiefer als meine Tätowierung. Er blinzelte kurz, dann sah er mir in die Augen.  
    „Hast wohl recht. Nix für ungut.“
    Einen Moment blieben wir so stehen, so, als hätte ich unbewusst die Zeit angehalten. Dann schloss er die Tür. Ich benötigte einen Moment, um fortzufahren.  
     
    Frisch geduscht betrat ich mein Atelier. Die Zwillinge hockten vor einem Gemälde, das einen meiner ehemaligen Schulkameraden darstellte, in den ich in der neunten Klasse sehr verliebt gewesen war – natürlich ohne sein Wissen. Ich hatte niemals ein wirkliches Coming-out und abgesehen davon, war Thomas alles andere als schwul.

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