Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
Chronologiechaos mit meinen Vorgängern geschehen, was mit Alain? So etwas wie eine sichere Vergangenheit existierte nicht mehr in diesem Leben. Was also blieb mir übrig?
„Das sollte kein Problem sein“, antwortete ich und griff nach einem der Weingläser, die keine waren. Der Wein war lieblich, aber er schmeckte mir nicht besonders. Er half gegen die Wüste in meinem Mund.
„Fab, Mann“, antwortete Daxx, zog ohne weitere Verzögerungen seine Boots aus, in denen er keine Socken trug – keine Probleme mit Fußschweiß, wie? – und streifte sein Hemd und seine Hose ab. Nur mit einem G-String bekleidet stand er vor mir. In diesem Moment stellte ich fest, dass die sprichwörtliche Anatomie beziehungsweise Größe bei Farbigen keine Legende war. Der Begriff Ausfüllen bekam hier eine ganz neue Dimension. Beim Klang der Vögel, beim Duft von Rosen und Eau de Toilette – ich traute mich nicht, ihn nach der Marke zu fragen –, genoss ich für einen Moment den sich mir bietenden Anblick, Zweifel hin oder her. Mit beinahe kindlicher Naivität blickte mich Daxx erwartungsvoll an. Ich nahm noch einen Schluck Wein, er schmeckte besser als der erste.
„Soll ich stehen oder liegen? Was ist einfacher?“
„Liegen ist, glaube ich, sinnvoller.“
Ich räumte meine Staffelei zur Seite und Sinh half mir, das Bett in die Mitte des Zimmers zu ziehen. Daxx nahm auf der Matratze Platz und legte sich auf den Bauch, die Beine gespreizt. Sein Körper schimmerte im hereinfallenden Sonnenlicht, als wäre er mit Gold überzogen. Staubpartikel tanzten über ihm ein wundervolles Ballett. Ich wählte einige warme Grautöne aus meinem Sortiment. Sinh hatte sich derweil einen Stuhl herangezogen, die Arme auf der Rückenlehne verschränkt und sein Kinn darauf abgestützt. Ich kniete vor dem Bett. Mit der feinen Spitze eines hellen Markers setzte ich für die Umrisse an. Meine Hand stützte ich auf seiner Pobacke ab. Sie war muskulös, aber beinahe zart und zeigte eine kleine Gänsehaut. Ich hatte noch nie auf einer so schönen Leinwand gearbeitet. Der Duft, der von Daxx ausging, war überwältigend. Ich spürte den Ansatz einer aufwallenden Erektion und konzentrierte mich nüchtern auf meine Arbeit. Ich denke, das ist eine Besonderheit, die alle Homosexuellen besitzen. Man kann seine rudimentär geilen Verlangen einfach ausklammern, einen Sieg des Geistes über die Materie erzeugen. Alles objektiv wie ein Arzt betrachten. Eine Eigenschaft, die mir so manches Mal unter der Dusche nach dem Schulsport geholfen hatte. Wir sind keine sexbesessenen Tiere, die alles Männliche ficken wollen, was sich bückt oder präsentiert. Vielleicht agieren wir kontrollierter als der Hetero Sapiens? Vielleicht.
Ein aufregendes Prickeln darf ich trotzdem nicht leugnen. Daxx’ Körper schien tatsächlich nach dem Ebenbild Gottes geschafft worden zu sein. War Gott ein Farbiger? Warum nicht?
Während ich die Umrisse des Bildes aufmalte, drehte Sinh drei Zigaretten. Ich bekam von ihm meinen Aschenbecher ans Bett gestellt, Sinh und Daxx benutzten jeweils einen eingetrockneten Farbtopf.
Ich vergaß die Zeit um mich herum. Ich wollte ein möglichst perfektes Werk erschaffen – nur fair – wenn man auf einem perfekten Untergrund arbeitet. Seit meiner Zeit mit Alain hatte ich niemals meine Finger so nahe am intimsten Bereich einer Person gehabt, nahe dem Schritt, nahe seiner Genitalien; die Persönlichkeit offen und ohne Vorbehalte vor mir präsentiert, einer vertrauensvollen Hingabe gleichend. Um den Schwanz des Facehuggers zu gestalten, der sich hier zu einem Butthugger entwickelt hatte, musste sich Daxx auf den Rücken drehen. Die Vorderseite seines G-Strings funkelte im Sonnenlicht wie ein komprimierter Sternenhimmel; das Lycra-Material besaß diese Eigenschaft. Überraschung, als ich den kleinen feuchten Fleck im Stoff sah.
Sinh hatte indes mehrfach nachgeschenkt und mir war entgangen, dass wir die Weinflasche komplett geleert hatten.
„Ich habe im Keller auch einige Flaschen Whiskey gesehen“, sagte er zögernd, nachdem er den letzten Schluck ausgegossen hatte. „Kann ich auch davon eine nehmen?“
„Sicher. Cola und Eiswürfel zum Mischen findest du im Kühlschrank.“
Abermals dieser fast unmerkliche Blick zu Daxx, dessen Augenbrauen sich ein Stück weit hoben und sofort wieder senkten.
„Wenn du meinst“, sagte Sinh und schlich stolzen Hauptes aus dem Zimmer. Langsam, als würde er eine Meinungsänderung
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