Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
erwarten. Wieder diese Mischung aus Arroganz und Unsicherheit; erstaunlich, wie sich das vereinigen ließ. Ich arbeitete indes sorgfältig weiter, füllte jedes Segment des Facehuggers mit Farbe, Licht, Schatten und Leben.
Die Sonne hatte sich dem Horizont bereits deutlich genähert – genau wie der Inhalt der Whiskeyflasche ihrer Hälfte – als ich das letzte Teilstück des Aliens einfärbte. Unabhängig von den Umständen war ich stolz auf meine Arbeit: Der Facehugger wirkte wie eine teure Tätowierung. Meine Hoffnung, in der Zwischenzeit etwas mehr über die Vergangenheit der Zwillinge zu erfahren, hatte sich als falsch erwiesen. Ihr leichter Akzent, der hin und wieder durchbrach, verriet ihre Ostküstenabstammung. New York, da war ich mir mittlerweile sicher, das war aber schon alles. Wir hatten uns nebenbei über belanglose Dinge unterhalten: Filme, Musik, Autos, Computer, Baseball. Bei jedem Thema ließ ich Vorsicht walten, da ich mit meinen Zeitungen und den drei Fernsehprogrammen nicht up-to-date war.
„Fertig.“
„Wahnsinn!“
„Fab, Mann!“
Daxx sprang auf wie ein Kistenteufel, verbog sich unbeholfen und sah mich dann bittend an.
„Hast du einen Spiegel? Einen großen? Ich will es auch sehen.“
Zusammen gingen wir in den Saal im dritten Stock. Freudig wie ein kleines Kind vor Weihnachten baute sich Daxx vor dem ovalen Ankleidespiegel auf, drehte sich elegant wie ein Model auf dem Laufsteg und betrachtete sich und mein Werk ausgiebig. Sinh und ich betrachteten ihn dabei beinahe belustigt. Er legte mir kumpelhaft die Hand auf die Schulter, trank sein Glas mit unverdünntem Whiskey aus und hauchte mich an.
„Meisterhaft, G-Man.“
Dann drückte er mir das leere Glas in die Finger und kniete sich hinter seinen Bruder. Behutsam glitt er mit den Fingern über das Bild, sah mich über seine Schulter hinweg an und grinste breit. Daxx lächelte ebenfalls.
„Einfach nur fab. Schade, dass es nicht echt ist.“
Ich wollte gerade antworten, als es still wurde. Ein elektrostatisches Knistern ertönte. Daxx’ Haut färbte sich weißlich-blau und wurde transparent, die Möbel erzitterten, dann flackerte auch das Bild von Sinh auf meiner Netzhaut. Hinter meiner Stirn pochten Schmerzen in Wellenform, schlimmer als beim ersten Mal. Bilder stürzten auf mich ein. Der Saal, von Hunderten Kerzen in warmes Licht getaucht, der die Geborgenheit des Mutterbauchs vermittelte. Ich saß mit etlichen Jungs meines Alters auf dem Fußboden, im Kreis um einen Stuhl herum, auf dem eine attraktive Frau mittleren Alters Platz genommen hatte, schlank, elegant gekleidet. Hunderte Puppen hockten oder standen in den dunklen Winkeln des Raums und starrten uns aus ausdruckslosen Porzellangesichtern an. Dann wieder Sinh und Daxx und gleich darauf eine dunkle Halle, vollgestopft mit elektronischen Geräten, Bildschirmen und Computern. Es wurde finster, die Umgebung pechschwarz. Plötzlich eine gleißend helle Explosion und Milliarden Lichtpunkte, wie Sterne. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich Alain vor mir zu sehen, das Gesicht zu einem Schrei verzerrt.
Dann war der Spuk vorbei.
„Was hast du gesagt?“
„Ich ... Also ... Man kann die Marker mit Haarspray fixieren. Dann hält das Bild ein wenig länger.“
„Hast du Haarspray?“
Im Bad nahm Sinh die Dose und sprühte die Pobacke seines Bruders in kurzen Intervallen ein.
„Uhh, kalt.“
„So?“ Ein Schalk tauchte in Sinhs Gesicht auf. Er sprayte Daxx einen langen Strahl den Rücken hoch. Beide sprangen auf, drehten sich in Abwehrhaltung einander zu.
„Bist du verrückt, Mann?“
„Klar, würde ich sonst das hier machen?“
Sinh zog den Bund von Daxx’ G-String zu sich und sprühte die nächste Ladung hinter das kleine Stoffstückchen. Daxx schubste ihn zurück, aber ich hatte Zeit genug gehabt, mehr zu sehen, als in dem Moment gut für mich gewesen wäre. Ich bezeichne mich nicht als Schwanzfixiert, aber ich musste einmal trocken schlucken. Gerade wollte ich die Zeit anhalten, als mir der seltsame Aussetzer in der Halle wieder einfiel und ließ es bleiben. Im Augenblick war es vielleicht keine gute Idee, mit der Physik herumzuspielen, besser, ich würde Alain diesbezüglich befragen, obwohl das ebenfalls eine Beeinträchtigung der Zeit mit sich brächte. Ich entschied mich, später darüber nachzudenken.
Inzwischen hatte sich Daxx ebenfalls bewaffnet, zu seinem Erstaunen festgestellt, dass es ein Deoroller war, den er sich
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