Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
ich mir eine Zigarette aus der fast leeren Benson & Hedges Schachtel an, die ich dann Daxx entgegenhielt. Er nickte dankend und nahm sich zwei Zigaretten, die er zusammen ansteckte.
„Du hattest recht“, sagte Sinh, als er mit dem Kanister Milch auftauchte. „Bin ich denn blind und blöd? Die stand eben noch nicht drin. Wo hast du denn diesen uralten Kühlschrank her?“
„Wieso?“
Daxx reichte ihm wortlos die zweite Zigarette.
„Der hat ja nicht mal Internetanschluss. Genau so wie dein komischer Fernseher.“
„Internetanschluss?“
„Damit du weißt, was dir fehlt, oder was du mit dem, was du hast, kochen kannst.“
Ich kippte soviel Milch in meine Tasse, wie eben noch hineinpasste.
„Das brauche ich nicht. Außerdem koche ich eh nicht gerne.“
„Wir könnten ja mal für dich kochen“, sagte Daxx plötzlich. „Wenn du möchtest.“
„Ja, wir sind nicht schlecht“, ergänzte Sinh. „Was ist eigentlich mit deinen Eltern?“
Der Gedanke an die Unmengen von Geschirr, den die Villa recyclen müsste, wenn die beiden am Herd stünden, wich sofort dem Schrecken als Folge seiner letzten Frage.
„Was meinst du?“
„Kocht deine Mom nicht für dich?“
„Unsere hat das immer gern getan“, sagte Daxx tonlos.
„Meine Eltern sind viel unterwegs. Die meiste Zeit bin ich allein hier.“
Ich trank drei große Schlucke von meinem Kaffee und dachte über einen Themenwechsel nach, aber Sinh ließ nicht locker.
„Was tun denn deine Eltern? Beruflich, meine ich.“
„Mein Vater ist in der Army und meine Mom politisch engagiert.“
„In der Army, echt? Fab! Als was denn?“, fragte Daxx mit einem für mich unangenehmen Enthusiasmus. Als geisteskrankes Arschloch, dachte ich, sagte es aber natürlich nicht.
„Als General, aber ich möchte jetzt nicht darüber reden.“
„Okay“, antworteten beide synchron.
„Ist cool, G-Man“, ergänzte Sinh.
Erneutes Schweigen setzte ein. Jetzt erst fiel mir auf, dass beide exakt gleich gekleidet waren. Sie trugen jeweils einen olivfarbenen Wifebeater und eine dazu passende, in schwarzen Boots steckende, einfarbige Militärhose. Europäisches Fabrikat, dachte ich, wahrscheinlich deutschen Ursprungs. Die Armyhosen dort waren entweder von einer sexuell frustrierten Frau, oder einem notgeilen Homosexuellen entworfen worden, da sie einen knackigen Hintern besonders betonten, was im Fall der Zwillinge eindeutig zutraf. Auch das Militär hat seine Vorteile.
„Was liegt denn an, Leute?“
„Wir wollten fragen, ob du zu uns rüberkommen möchtest“, sagte Daxx vorsichtig. „Wir hatten gestern doch über Tattos gesprochen und vielleicht willst du es ja mal probieren?“
„Ja, Daxx’ Set ist gereinigt, desinfiziert und wartet nur auf eine Profihand wie deine, G-Man.“
Jungs, es würde euch nicht gefallen, wenn ich euer Haus oder auch nur euren Garten betreten würde , dachte ich. Wie würdet ihr wohl mit Geistern klarkommen?
„Ich habe Angst, es zu versauen. Aber ich könnte euch eine Alternative vorschlagen. Ich besitze einen großen Satz Marker – keine Textmarker – sondern solche, wie Architekten sie benutzen.“
Verständnislose Blicke.
„Früher, wie sie Architekten früher benutzt haben.“ Ein Schuss ins Blaue, aber offensichtlich ein Treffer.
„Keine Neonfarben, sondern eine Pantone-Farbpalette. Auf der Haut sehen sie so aus wie eine echte Tätowierung, aber man kann das ganz leicht wieder abwaschen.“
Die Zwillinge sahen sich wortlos an und für einen Moment hatte ich das Gefühl, sie würden auf gedanklicher Basis diskutieren.
„Klingt fab.“
„Klar, warum nicht, G-Man?“
Das Zimmer, das ich mir als Atelier eingerichtet hatte, war ursprünglich ein Schlaf- oder Gästezimmer gewesen, wobei beides meines Erachtens nach keinen Sinn machte. Vielleicht hatte die Villa in der Vergangenheit Verwendung für Besucher, die über Nacht blieben. Abgesehen von Alain wusste ich nichts über die anderen Vorgänger von mir, daher kannte ich die Übernahme nur aus unserem Fall, und ich hatte vor meinem Einzug hier nie übernachtet. Vor Jahren hatte ich die Villa einmal von oben bis unten durchsucht, in der Hoffnung, Hinweise auf ihre Entstehung, ihren Zweck oder die anderen Jungs, die hier gelebt haben, zu finden. Aber abgesehen von ein paar sehr alten Möbeln, die Rückschlüsse auf verschiedene Generationen zuließen, blieben meinen Nachforschungen erfolglos. Einige wenige Möbel und Bücher stammten
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