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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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geschnappt hatte, und noch bevor er etwas anderes in die Finger bekam, musste er die nächste Ladung Haarspray einstecken. Sie lachten und tobten dabei ausgelassen. Daxx ließ den Roller fallen und griff nach zwei Deosprays, wovon er mir eine Dose zuwarf.  
    „Für dich. Hilf mir!“
    Ich war so überrascht, dass ich das Spray fallen ließ. Na prächtig, wieder ein Klischee über Schwule bestätigt. Als ich mir die davon rollende Dose im Flur endlich geschnappt hatte, beruhigten sich die Zwillinge. Im Bad roch es wie in einem Schönheitssalon, der von einem geisteskranken Psychopaten ohne Geruchssinn geleitet wurde. Mit unterdrücktem Kichern und schuldbewusster Miene wankten die beiden aus dem Dunst, hustend und glänzend, die Arme gegenseitig über die Schultern gelegt, als müsste einer den anderen     stützen. Nahe – ganz nahe – blieben sie vor mir stehen.  
    „Tut uns leid.“
    „Ja, sorry, G-Man.“ Kichern. „Wir wollten kein Chaos anrichten.“  
    Es dämmerte mir, was geschehen war. Der Alkohol hatte seine Wirkung gezeigt, ich roch es an ihrem würzigen Whiskeyatem. Seltsamererweise erregte mich das beinahe mehr, als der Anblick von Daxx’ Glied, der sich mir eben geboten hatte. Die Vorstellung, ein Luftgemisch einzuatmen, das sich gerade im Inneren dieser beiden Jugendlichen befunden hatte und nun seinen Weg durch meinen Körper fand, schien mir plötzlich intimer zu sein als ein Zungenkuss. Auch heute noch macht mich der Geruch und Geschmack von Whiskey kribbelig.  
    Sie waren angeheitert, wenn nicht sogar ein wenig betrunken. Mein modifizierter Stoffwechsel und meine Fähigkeit zur Regeneration verhindert, dass Alkohol – oder Gifte und Drogen gleich welcher Art – Wirkung auf mich zeigt. Ich bin die lebende Idealvorstellung der häufig verklagten Tabakindustrie.  
    „Das macht nichts, Leute. Der Geruch verfliegt wieder, und falls nicht, kann ich hier immer noch einen Puff eröffnen.“
    „Cool, Mann.“
    Sie streckten mir die Fäuste entgegen, wir schlugen ein, dann nahmen sie mich in die Mitte und wir gingen in mein Atelier zurück. Dabei hatten sie ihre Arme über meine Schultern gelegt und ich meine zögerlich um ihre Hüften. Daxx’ Haut war warm und die Schicht darauf klebrig-feucht. Es fühlte sich beinahe wie frisches Sperma an. Eine leichte Euphorie überkam mich und ich streichelte beim Gehen zwei, drei Mal über seine Rippen. Entweder ließ er sich nichts anmerken, oder er nahm es in seinem Zustand nicht wahr.  
     
    Wir saßen noch ungefähr eine halbe Stunde im Atelier zusammen und unterhielten uns. Die Dämmerung ließ das Licht ein letztes Mal in einer Flut von Orange und Rosa aufbäumen, bevor sie langsam alle Farben auf Grautöne reduzierte. Wir sprachen über das gelungene Tattooimitat, über mögliche weitere Motive, über das Tätowieren selbst. Danach zog sich Daxx vorsichtig an, wir verabschiedeten uns, ohne einen Termin für den nächsten Besuch auszumachen. Als sie gegangen waren, kam mir die Villa wie am Tag zuvor groß, still und einsam vor. Beinahe wie ein Gefängnis, und letztendlich war sie das auch. Grillen stimmten ihr nächtliches Konzert an, eine Show, so erfolgreich, dass sie seit Jahrtausenden lief und immer ausgebucht war. Melancholie, gepaart mit Glücksgefühlen und Verwirrung überkam mich. Bittersüß, wie Shakespeare das einmal genannt hatte. Ich benötigte Gesellschaft, wollte aber auch nicht unüberlegt Alain aufsuchen. Nicht, solange ich meine emotionale Stimmung nicht besser unter Kontrolle hatte. Wo war Dina, wenn man sie mal brauchte?  
    Mein Blick fiel auf die Taschentücher, mit denen ich die Markerspitzen gereinigt und die Stifte nach dem Nachfüllen gesäubert hatte. Sie sahen aus wie kleine, abstrakte Kunstwerke und ich beschloss, sie zu behalten. Da ich keine Lust hatte, mich mit den Abläufen des Tages auseinander zu setzen, holte ich mein Radio, schnappte mir eine leere Leinwand, Bleistift, Pinsel und Farben und fing an zu arbeiten. Auf die Grundidee brachten mich die Augen von Sinh und Daxx, mit ihrem leicht asiatischen Einschlag. Ich skizzierte ein Yin & Yang-Symbol, groß genug, dass es die Leinwand füllte. Auf ihm lagen die Zwillinge, seitlich und in entgegengesetzter Richtung, so dass sie sich der Form des Symbols anpassten, mit den Köpfen über den beiden Kreisen des Zeichens. Zwischendurch füllte ich Daxx’ Glas mit Whiskey nach und trank. Beim ersten Schluck dachte ich an seine vollen Lippen, die diesen Rand

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