Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
viel unterwegs, und es ist ihre Art, mir ihre Liebe zu zeigen.“
„Du vermisst sie sehr, stimmt’s?“, fragte Daxx.
Ich spürte einen kalten Stich. Ja, ich vermisste meine Mom. Stumm nickend beantwortete ich seine Frage.
„Das kriegen wir schon hin“, erwiderte er aufmunternd. Nun war es Sinh, der bestätigend nickte.
Wir besprachen die Details, welche Komponenten ich benötigte, welche Hard- und Software, und was sie voraussichtlich kosten würden.
„Dann bleibt nur noch ein Problem“, sagte Sinh abschließend. „Wenn du die Sachen heute noch haben möchtest, wirst du sie dir von Silitron nicht anliefern lassen können. Dafür ist es jetzt schon zu spät. Und das ganze Zeug mit dem Bus zu transportieren ist zu heftig.“
„Hat einer von euch einen Führerschein?“, fragte ich und legte mein Besteck auf den leeren Teller.
Die große Doppelgarage war trotz der Sommerhitze angenehm kühl und roch ein wenig feucht und schimmelig. Das eingeschaltete Deckenlicht spiegelte sich im staubigen Lack des Ford Thunderbird. Mit offenen Mündern blieben die Zwillinge in der Durchgangstür von Hausflur stehen, während ich um den Wagen ging.
„Boah, G-Man, wo hast du denn den aufgerissen?“
„Ist das deiner?“
„Funktioniert der wirklich noch?“
„Das ist doch nicht möglich. Damit fahre ich nicht.“
„Bist du verrückt? Klappe zu, Two.“
„Nenn mich nicht so. Shock off!“
„Two?“, unterbrach ich sie.
„Sinh nennt mich manchmal so, weil ich als zweiter auf die Welt kam. Ich kann das nicht leiden.“
„Aber ich kann dieses Auto leiden. Two!“
„Das können wir nicht machen, Sinh. Du hast nicht mal Schuhe an. Willst du barfuss fahren? Lass uns Dad fragen, ob er uns seinen Wagen gibt.“
„Du weißt ganz genau, dass er nicht vor heute Abend zurück ist.“
„Aber ein 63er T-Bird!“
„Beruhigt euch, Leute. Ich würde ihn euch nicht anbieten, wenn es für mich nicht okay wäre.“
Natürlich ging das für mich in Ordnung. Ein Autonarr unter unseren Vorgängern hatte dieses Fahrzeug erschaffen lassen, auch, wenn es komplett überflüssig gewesen war. Schließlich konnte niemand von uns damit die Villa verlassen. Alain und ich hatten ihn restauriert , wie alles andere in der Villa. Ich erinnerte mich an den warmen Vormittag im Indiansummer 1997, als Alain mich in die Garage geführt und mir den Wagen gezeigt hatte. Damals war der rote Ford nur eine vor sich hinrostende Schrottlaube gewesen, die noch ein bisschen von ihrem sechziger Charme gehabt hatte. Wir hatten die Vordersitze in eine möglichst waagerechte Position gestellt und uns geliebt, während die Balken, Steine und Ziegel, die Werkzeugbank, die Regale, die gelagerten Ersatzreifen und alles andere um uns herum begannen, in neuem Glanz zu erstrahlen. Dabei überkam mich damals der Gedanke, wir würden uns in einem Autokino befinden, Samstag abends, die Scheiben beschlagen, die Luft im Auto erfüllt vom Geruch salzigen Popkorn, eine leichte Brise auf dem nackten Rücken spürend, von den leicht geöffneten Seitenfenstern herrührend, in denen die Lautsprecher hingen. Genau wie der Wagen hatte auch Alain die Sechziger erlebt. Ich vermisste ihn.
„Wenn wir damit einen Unfall bauen, werden uns deine Eltern umbringen.“
„Oder Schlimmeres“, ergänzte Daxx.
„Niemand wird umgebracht und niemand baut einen Unfall“, er
widerte ich. Ich glaubte mich an die Sutter Street zu erinnern; sie zweigte direkt von der Mainstreet ab, die längs durch Cape Orchid verlief. „Kauft mir einfach den Computer, den Monitor und was ich sonst noch brauche. Und wenn ihr dann noch Lust habt, macht ihr eine Spritztour an der Küste entlang. Der Tank ist voll. Ich verlasse mich auf euch.“
„Ich weiß nicht“, sagte Daxx.
Ohne darauf einzugehen, zog ich den Zündschlüssel ab und warf ihn den Zwillingen zu. Sinh fing ihn souverän auf.
„Willst du wirklich nicht mitkommen? Es dauert bestimmt nicht lange.“
„Ich muss hier bleiben. Das Paket ist sehr wichtig“, log ich. Sie nahmen im Wagen Platz und ich öffnete das Garagentor. Kaum saß Daxx auf dem Beifahrersitz, auf dem ich vor Jahren gelegen hatte, verschwand sein ängstlicher Gesichtsausdruck und wich einer Mimik, die Freude und Aufregung preisgab. Sie fuhren los und ich blickte ihnen nach, bis sie um die Ecke auf die West Hill Street abbogen und verschwanden. Eine Gänsehaut überkam mich. Hoffentlich würden Auto und Geld auch außerhalb der Villa
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