Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
Verbot familieninterner Liebe hat zumindest noch einen biologischen Grund, nämlich den der Degeneration. Aber gleichgeschlechtliche Liebe dient sowieso nicht der Fortpflanzung, also warum die ganze Aufregung? Darauf fand ich keine direkte Antwort, aber eine indirekte.
Ich onanierte, und zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren dachte ich dabei nicht an Alain, sondern an die beiden Zwillinge.
Gemeinsam.
Dienstag, 26. Juni 2012 – 7:13 Uhr
Cape Orchid
Allgemeine Raumzeit
Entspannt wachte ich am frühen Morgen auf und holte mir gleich noch mal einen runter. Ich fühlte mich frisch und ausgeglichen. Ich hatte einen Plan, war kein Häschen in der Mitte mehr, das reagierend statt agierend hilflos zwischen anderen umherlief, die sich lachend den Ball zuwarfen. Die Suche auf dem Dachboden verschob ich auf unbestimmte Zeit. Wenn alles funktionierte, würde sie eh überflüssig werden. Die Menschen außerhalb der Villa lebten mittlerweile im Jahr 2012, und es war an mir, mit ihnen gleichzuziehen. Nach einem ausgedehnten Frühstück und ein paar Streicheleinheiten für Dina konzentrierte ich mich und stoppte die Zeit, bereit, mit einem anderen Ort, anderen Menschen oder einer Vielzahl von durcheinander redenden Alains konfrontiert zu werden, und stellte zu meiner Beruhigung fest, dass nichts von alledem geschah.
Bevor ich mich an meine interessante Idee begab, wollte ich den Ostflügel durchsuchen, zumindest einen Teil davon. Die Villa besaß keinen symmetrischen Grundriss und dieser Gebäudeteil war weit größer als der Westflügel. Noch vier Tage, danach hätten wir den 30. Juni und das von den Alains bruchstückhaft angekündigte Datum würde dann frühestens in drei Wochen auftauchen, am 21. Juli. Nach geschätzten drei Stunden normaler Zeitrechnung hatte ich zwei Stockwerke abgehakt. Die Suche bei angehaltener Zeit war erschöpfend, da ich andauernd die Raumzeit für Türen normal weiterlaufen lassen musste, um sie zu öffnen.
Ohne Erfolg brach ich an der Stelle ab, um meinen anderen Plan weiter zu verfolgen. Dazu begab ich mich in das Kaminzimmer im Erdgeschoss. Der Raum war eigentlich zu hübsch und gemütlich, um ihn als Lager für alte Zeitungen zu missbrauchen. Aber das würde sich nun sowieso ändern. Dann trug ich Stapel um Stapel meiner gesammelten Zeitungen auf den Dachboden und versah sie brav mit Trennzetteln der verschiedenen Jahreszahlen. In der kleinen Kammer war kein Platz mehr, also machte ich an der Wand davor weiter, an der Alain schon seine letzten Ausgaben abgelegt hatte.
Nach normaler Zeitrechnung war ich mit der Arbeit am frühen Nachmittag fertig. Ich war erschöpft, aber zufrieden. Die Staubschicht auf dem Boden des Kaminzimmers bildete durch die sauberen Rechtecke der ehemaligen Papierstapel ein interessantes Netzmuster. Staubwischen war angesagt, aber zuvor musste ich unbedingt wissen, ob der nächste Teil meines Plans klappen würde. Ich setzte mich auf das hässliche Biedermeiersofa, das mit den anderen Möbeln in diesem Zimmer eine Einheit bildete – welch eine Überraschung in dieser Villa – und konzentrierte mich erneut. Ich bat die Villa um einen Computer mit entsprechendem Zubehör, wie ich es am Abend zuvor bei Sinh und Daxx gesehen hatte. Schon zu meiner normalen Zeit – Mitte der Neunziger – war das Internet die Informationsquelle schlechthin und mir fiel kein Grund ein, warum sich das geändert haben sollte.
Letztendlich war das Ergebnis vernichtend. Der computerähnliche Kasten, den die Villa erzeugte, war weit davon entfernt, auch nur die Funktionen eines handelsüblichen Taschenrechners auszuführen. Der Bildschirm bekam kein Signal und der Fingerhut war bestenfalls für Näharbeiten geeignet. Ich ließ die reguläre Zeit weiterlaufen, in der Hoffnung, dass vielleicht das der Grund für den Schaden war, stellte aber schnell fest, dass es nicht daran lag. Wenig später dämmerte es mir. Die Villa konnte nichts für mich erschaffen, das ich selber nicht genau verstand. Ich hatte keine Ahnung von dem momentanen Stand der Technik mit all ihren Komponenten. Deprimiert hockte ich mich auf den nutzlosen Tower und dachte nach. Die Idee als solche war gut gewesen, nur der Weg dorthin passte nicht. Ich benötigte etwas, dass ich kannte. Als Alternative dachte ich an ein Computersystem aus meiner Zeit, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Es würde wahrscheinlich funktionieren, aber mit Sicherheit nicht mehr kompatibel sein. Außerdem fehlte mir ein
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