Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
Vom Netzwerk:
versorgt. Sie entfernten den Metallsplitter unter meinem Auge und nähten die Stelle mit fünf Stichen. Zwischendurch kümmerten sie sich um meinen Vater. Später erfuhr ich, dass ich unter einem Knalltrauma litt, das aber so leicht war, dass es nicht behandelt werden musste. Zwei Stunden später konnte ich schon wieder etwas hören. Die Ärzte wollten mich einen Tag zur Beobachtung dabehalten. Kurz nachdem mich ein Pfleger auf mein Zimmer gebracht hatte, kam mein Dad herein. Er hatte Pflaster im Gesicht, einen Verband um den Kopf und sein rechter Arm war eingegipst worden. Er setzte sich neben mein Bett. Ich war froh, ein Einzelzimmer zu haben. Einer der Vorteile, wenn man reich ist. Er hatte einen kleinen, karierten Ringblock und einen Kugelschreiber bei sich. Wie geht es dir, mein Sohn? , schrieb er in kritzeligen Buchstaben und hielt mir den Zettel hin. Es war schon seltsam, denn Sohn hatte er mich noch nie genannt. ‚Es wird schon gehen’, antwortete ich, wahrscheinlich viel zu laut. Ich weiß nicht genau, was geschehen ist. Du musst mir eines versprechen. Du darfst mit niemandem über den Vorfall reden . Er unterstrich das Wort niemandem dreimal. Ich bejahte. Er nahm mich in den Arm, so gut es ging. Ich muss jetzt nach dem Anderen sehen. Du weißt, wen ich meine? Wieder nickte ich. Ich bin bald zurück . Dann stand er auf, faltete die Zettel und ließ sie in der Tasche seiner zerfetzten Hose verschwinden.  
    Bevor er die Tür erreicht hatte, sagte ich: ‚Dad, was ist mit Mom?’ Er drehte sich langsam um, presste seine Lippen aufeinander und versuchte wohl, Tränen zu unterdrücken, was ihm nicht ganz gelang. Dann schüttelte er zögernd den Kopf, drehte sich wieder um und ließ mich allein.  
    „Er kam später zu mir ins Kantonsspital“, sagte Daxx plötzlich.
    Ich glaube, Sinh war ihm dankbar dafür, die Geschichte zu Ende zu erzählen.  
    „Nachdem er noch mal beim CERN gewesen war und ein paar Aussagen gemacht hatte. Auch mich wollten die Ärzte einen Tag dabehalten. Er zeigte mir dieselben Zettel, die er vorher für Sinh geschrieben hatte. In der Nacht habe ich kaum geschlafen, aber viel geweint, als der Schock langsam nachließ. Am nächsten Tag holte er mich vom Krankenhaus ab und brachte mich nach Hause. Er hatte mir ganz neue Sachen zum Anziehen mitgebracht. Mein Knalltrauma klang schon ab und wenn ich mich anstrengte, konnte ich ihn verstehen. Irgendwie kam mir unser Auto kleiner und unser Haus dunkler vor. Düster und farblos. Dad hatte dem gesamten Personal für einige Tage frei gegeben. Als wir das Wohnzimmer betraten, saß dort bereits Sinh. Ich blieb in der Tür stehen, Sinh sprang auf, rührte sich aber nicht von der Stelle. Ich hatte das Gefühl, in einen Spiegel zu sehen. Dieselbe Person, dieselbe genähte Wunde unter dem Auge, dieselben Sachen an. Ich war zu ängstlich, um weiterzugehen, aber mein Dad schob mich sanft ins Zimmer. Stumm blieb ich vor Sinh stehen. Er hob langsam seine Hand und berührte mich im Gesicht, so als wolle er testen, ob ich wirklich da war. ‚Wer bist du?’, fragte ich, und weil ich zu leise gesprochen hatte, wiederholte ich es noch einmal lauter. Sinh ließ seine Hand sinken und antwortete: ‚Ich bin du.’ In dem Moment wollte ich wegrennen, einfach nur raus, aber mein Dad – unser Dad – hielt mich an der Schulter. Ich schrie und weinte, ich wollte zu meiner Mom, ich wollte aufwachen aus dem Albtraum. Dad blieb ganz ruhig, nahm mich in die Arme und ich umklammerte ihn wie ein Rettungsanker. Und dann passierte etwas Seltsames. Sinh machte einen Schritt vor und umfasste uns beide. Wir standen dort zu dritt, weinten und hielten uns gegenseitig fest.  
    Als wir uns beruhigt hatten, setzten wir uns. Ich saß neben Sinh auf dem Kanapee, obwohl ich mich immer noch vor ihm fürchtete. Dad nahm uns gegenüber Platz. Er erzählte uns, wie leid ihm alles tat, dass wir wegen Mom tapfer sein müssten, dass bei dem Experiment etwas furchtbar danebengegangen wäre und dass er rausfinden würde, was mit uns geschehen sei. Besonders über unsere Verdopplung und ihre Folgen sprachen wir lange. Der nächste Schock traf mich, als er uns berichtete, dass ich nicht das Original sei. Obwohl Sinh und ich bis aufs kleinste Detail identisch waren, hatte unser Dad bei der Einlieferung ins Krankenhaus bemerkt, dass ein Teil meines T-Sirts und des Kittels gefehlt hatte. Es war nicht weggebrannt oder abgerissen worden, denn es war ein exaktes, kreisrundes Bruchstück, wie mit

Weitere Kostenlose Bücher