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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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einer Schere geschnitten. Es war nicht mit verdoppelt worden. Er sagte, ich könne froh sein, dass es nicht auch meine Hüfte betroffen hätte, sonst wäre ich sofort tot gewesen. Ich war mir nicht sicher, ob ich froh sein sollte. Wir entschieden uns für den Namen Dexter, weil das der alternative Name gewesen war, den unsere Mom bei Sinhs Geburt im Kopf gehabt hatte.“  
    Daxx schluckte trocken und griff nach seinem Glas. Sinh sah ihn an, und es war Liebe in diesem Blick. Er besagte, dass sein Gegenüber nicht einfach nur eine bloße Kopie von ihm war, sondern ein ebenso vollwertiger Mensch, wie wir alle in dieser Küche.  
    „In den folgenden Tagen mussten wir uns verborgen halten“, sagte Sinh. „Zumindest immer einer von uns. Unser Dad hatte in den Trümmern des zerstörten Labors Teile von Computern und Anlagen gefunden, die ebenfalls exakt identisch waren. Dad hatte keine logische Erklärung dafür. Aber er erzählte uns, dass wir uns das so vorstellen könnten, als würde die ganze Welt und alles mehrfach existieren und nur durch dünne Stoffschichten getrennt sein. Die Teilchenexplosion hätte ein Loch in diesen Stoff gerissen, und dadurch konnte etwas, oder jemand, von nebenan zu uns kommen. Wir haben das bis heute nicht ganz verstanden und unser Dad weiß immer noch nicht, ob das der richtige Ansatz für die Lösung ist. Jedenfalls fürchtete er, falls jemals rauskommen sollte, was mit mir – mit uns – geschehen war, man uns ihm wegnehmen würde. Dass wir von der Regierung in irgendwelche Labors gesteckt werden würden, um uns wie Meerschweinchen zu untersuchen. Ich hatte einen Bruder gewonnen, aber wir hatten unsere Mom verloren, und mehr Trennungen würden wir nicht verkraften können.  
    Daxx nahm an der Beerdigung teil. Dad hatte uns erklärt, dass einer von uns zu Hause bleiben müsse, so grausam das auch war. Aber er überließ uns die Entscheidung. Ich wollte, dass Daxx ging. Ich fand, er hatte ein Recht dazu. Er war und ist nicht einfach nur ein Doppelgänger von mir. Bis zu dem Zeitpunkt der Katastrophe waren wir eine Person. Wir hatten dieselben Erinnerungen, dieselben Gefühle und dieselben Merkmale, bis wir damals getrennt wurden. Ich habe es immer so gesehen: Wir wurden getrennt, nicht: einer ist dazugekommen.“  
    Daxx erzählte nahtlos weiter: „Für ein paar Wochen zogen wir in unsere kleine Berghütte, in der wir normalerweise nur Wochenenden oder die Ferien verbrachten. Dad brauchte Zeit, um die nächsten Schritte zu überlegen. Er kündigte seinen Job, entließ das Hauspersonal, wobei er allen eine großzügige Abfindung zahlte und beste Zeugnisse ausstellte, und verkaufte das Haus und die Hütte. Wir kamen hierher in die USA zurück, diesmal allerdings an die Westküste. Dad schaffte es, für mich falsche Papiere zu besorgen. Ich weiß nicht wie, und ich will es auch, glaube ich, nicht wissen. Ab da war ich Sinhs Zwillingsbruder. Jedenfalls nahm Dad in Burbank einen Job als Lehrer an der dortigen Highschool an, bis er vor zwei Monaten ein besseres Angebot von der Old Orchid High bekam. Deshalb sind wir hierhergezogen und jetzt deine Nachbarn.“  
    Ich war von ihrer Geschichte so gefangen, dass ich erst gar nicht bemerkte, dass sie zu Ende erzählt hatten. Es wurde still in der Küche.
    „Du glaubst uns nicht, oder?“, fragte Daxx. Ich schüttelte langsam den Kopf.  
    „Das ist es nicht. Doch, ich glaube euch.“
    Warum auch nicht. Ich war einer der wenigen Menschen, die tagtäglich mit Unerklärlichem konfrontiert wurden.  
    „Aber das ist es nicht“, wiederholte ich. Ich sah an mir herab, schob mein Hemd auseinander und betrachtete meine Tätowierung.
    „Die ist ja riesig geworden!“, rief Sinh erstaunt. Der Schwermut seiner Geschichte – ihrer Geschichte – schien mit einem Mal verflogen zu sein. Beneidenswerte Jugend. Menschen in dem Alter können von einer Sekunde auf die nächste umschalten, sind flexibel, sind noch offen für Wunder und nicht der erdrückenden Last der Erfahrung und des Wissens unterlegen. Ich wette, sie hatten ihr plötzliches Zwillingsdasein schneller akzeptiert, als es ihrem Vater möglich gewesen war. Sehr viel schneller.  
    „Da sind ja mindestens ... Da sind so viele Blätter und Blüten und Stengel dazugekommen“, sagte Daxx, genau so aufgeregt wie sein Bruder. Bruder war im Moment die einfachste Bezeichnung, also blieb ich dabei. „Wann hast du das denn machen lassen? Das war doch eben noch nicht, als wir dich angetickert

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