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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Fensterfront auf den Detektor. Das ist die Kammer, in der die Teilchen aufeinander prallen sollten. Meine Mom ergriff plötzlich die Hand meines Dads und ich weiß noch, wie sie mich auf einmal an Hänsel und Gretel erinnerten. Das Summen riesiger Turbinen schwoll an und wurde zu einem gleichbleibenden, hellen Ton. Die Fingerknöchel meiner Eltern wurden fast weiß, so fest hielten sie sich. Für einen kurzen Moment ließen sie ihre Versuchsanordnung aus den Augen und warfen erst sich und dann mir einen schnellen, liebenden Blick zu. Das war das letzte Mal, dass ich das Lächeln meiner Mom gesehen hatte. Und vielleicht auch das meines Dads.“  
    „Hör auf, Sinh“, sagte Daxx ruhig. „Lass gut sein.“
    Ich hatte Verständnis für ihn, er wollte Sinh vor den Schatten der Vergangenheit beschützen. Aber aus irgendeinem Grund schien es mir wichtiger denn je, diese Geschichte zu hören. Wichtig für uns alle. Lebenswichtig. Bevor ich etwas einwerfen konnte, fuhr Sinh fort.  
    „Das nächste, an das ich mich erinnere, war ein Lichtblitz, so grell, dass die Welt um mich herum plötzlich weiß wurde. Und dann schwarz. Ich spürte eine Druckwelle, Glas- und Steinsplitter, die mich trafen, und eine unglaubliche Hitze. Und einen Knall. Es war, als würde ein Blitz direkt neben mir einschlagen. Ich war zu überrascht, um Angst zu haben, zerrissen zu werden, aber genau so fühlte es sich an. Als würde jedes noch so kleine Teil in meinem Körper auseinandergerissen. Dann war wieder alles still. Aber nicht so wirklich. Eher so, als wäre ich unter Wasser. Ich hörte Schreie und auch eine Alarmsirene, aber alles nur ganz dumpf und leise. Dann merkte ich, dass ich meine Augen fest geschlossen hatte, daher die Dunkelheit. Als ich sie vorsichtig öffnete, sah ich auch nicht viel mehr. Alles war voller dickem, schwarzen Qualm, der nur an der Stelle gelblich-rot schimmerte, an der vorher das Sichtfenster zum Detektor gewesen war. Ich konnte kaum schlucken, und wenn, schmeckte ich Blut in meinem Mund. Aber am beängstigendem war diese seltsame Stille.  
    Ich konnte mich bewegen, obwohl mir alles wehtat. Glas- und Betonstücke rieselten von mir ab, als ich unsicher aufstand. Ich war verwirrt, in Panik. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Dann fiel es mir ein. Meine Eltern. Ich taperte unbeholfen in dem Rauch hin und her. Mein linkes Auge schmerzte besonders, aber ich konnte damit noch sehen. Später, als wir aus allem raus waren, merkte ich, dass ein Metallsplitter von der Größe eines Zwei-Cent-Stücks in meiner Haut und dem darunterliegenden Knochen steckte. Fünf Millimeter höher und ich wäre halb blind gewesen. Auch wenn ich nicht viel wahrnahm, zumindest konnte ich noch mit beiden Augen sehen. Sie tränten und brannten, genau wie meine Kehle. Ich hatte das Gefühl, gasförmige Säure einzuatmen. Ich stolperte vorwärts, ohne bestimmte Richtung. Dabei trat ich Trümmer beiseite, bis ich gegen einen am Boden liegenden Körper stieß. In dem Rauch war es nicht genau zu erkennen, aber ich glaube, ihm fehlten der Kopf und der rechte Arm. Ich kniff meine Augen zusammen und sah mich um, hustete dabei immer heftiger und spuckte dunkle Schleimbrocken aus. Um mich herum bewegten sich Schatten, mehr konnte ich nicht erkennen. Schatten von Stücken der Betondecke, die uns von ein paar Minuten noch ein sicheres Dach geboten hatte. Aber auch Schatten von Menschen. Lebenden Menschen. Zwei von ihnen, ein großer und ein kleiner, wurden deutlicher, als sie auf mich zukamen. Wie bei einem Videoprojektor, den man scharf stellt. Ich blieb stehen. Dann sah ich es, aber ich konnte es nicht glauben. Für einen Moment war ich mir sicher, die Katastrophe doch nicht überlebt zu haben. Der große Umriss vor mir war mein Dad, der kleine, den er in seinen Armen hielt, war ich.“  
    Sinh machte wieder eine Pause. Ich sah Daxx an, der immer noch seine Hand hielt. Er nickte stumm.
    „Mein Dad blieb plötzlich vor mir stehen“, fuhr Sinh tonlos fort. „Er blutete stark am ganzen Körper. Sein Kittel, seine ganze Kleidung, hing nur noch an Fetzen von ihm herab. Aber ich erinnere mich noch an seine Augen. Ganz hell in dem dunklen Qualm. Weit aufgerissen. Er schüttelte unentwegt den Kopf, bis er mich sah. Dann zu dem Jungen in seinen Armen, dann wieder zu mir. Es schien mir wie eine Ewigkeit, aber es hatte wohl nur Sekunden gedauert. Mein Dad schrie mir etwas zu, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Ich hörte lediglich das unbeständige leise

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