Soehne des Lichts
kannst versuchen, vor mir zu fliehen. Niemals allerdings kannst du dir selbst entkommen, Garnith.“
Die Augen leuchteten nun wie die einer Katze, während sie sich neben die Elfe stellte, und die tiefschwarzen Haare der jungen Frau wandelten sich mit einem Mal in flammendes Rot. Flammen ... Als hätte Ti, nicht Pya sie gesegnet.
Irrsinniges Gelächter stieg in Garnith’ Kehle hoch, er konnte, er wollte es nicht unterdrücken. Er fand sich am Boden kniend wieder, lachend, weinend, schreiend, alles zugleich. Die Elfe und die Hexe schritten an ihm vorüber, ließen ihn zurück. Allein in der Dunkelheit.
„Ti, mein Herr, mein Richter, mein Gott … Nimm mich in deine Arme, mich, deinen Diener. Ich habe gesündigt.“
Garnith reckte die Hände zum Nachthimmel empor, sammelte jeden Funken Magie, der in seinem ausgemergelten Leib steckte, und betete, betete, bis die aufgestauten Energien begannen, seinen Körper zu verbrennen. Flammen züngelten über seine Haut, die Blasen zu schlagen begann. Sein Haar fing Feuer, die Energien, die er gegen sich selbst richtete, kochten ihm regelrecht das Fleisch von den Knochen.
Die schrillen Schreie waren Musik Inanis Ohren, die zufrieden lächelnd beobachtete, wie er seine eigene Verdammnis über sich brachte und litt, so sehr litt ... Sie ignorierte den Gestank, das Grauen, das diese Szenerie bot. Obgleich er längst tot oder wenigstens bewusstlos sein müsste, brannte er weiter in der magischen Glut. Sie griff nicht ein, durfte es nicht, weder, um ihn retten, noch um Garnith’ Qualen zu verlängern. Es war offensichtlich, dass die Götter selbst ihm jede, sogar die letzte Gnade verweigerten.
„So viele unschuldige Menschen fanden den Tod durch deinen Wahn. Möge der Schöpfer der Welten dafür sorgen, dass deine Seele auf ewig zwischen dem Hier und dem Jenseits gefangen bleibt!“, sagte Inani laut.
„So viele meines Volkes fanden den Tod durch deine Hand. Möge dein Gott dich niemals zurück auf die Welt schicken, das Wunder der Wiedergeburt wäre durch dich für alle Zeit besudelt“, flüsterte Maondny. Der Hass, der aus ihren blauen Augen sprühte, schockierte selbst Inani, obwohl sie der Raubkatze so nahe war, dass bloß wenige Gefühle zu ihr durchdrangen. Mittlerweile war es kaum mehr als ein schwarz verkohltes Häuflein, das dort wimmerte, schrie und betete.
Die Schreie verstummten. Einige Momente schwankte der von Neuem hell lodernde Leib, die magischen Flammen verzehrten nun das Gesicht des Priesters, das bis dahin verschont geblieben war. In einer Geste, die wie eine Bitte anmutete, streckte er die verschmorten Hände zu den Frauen aus, doch beide starrten ihn nur stumm an, verdammten ihn für all das, was er war.
„Pya vergibt niemals“, sagte Inani verächtlich und wandte sich ab.
„Ich kenne viele Götter. Keiner wird für dich sprechen, Mensch.“ Maondny folgte ihr.
Garnith sank in sich zusammen. Das letzte Wort, das über seine brennenden, geschmolzenen Lippen glitt, bevor die Dunkelheit ihn verschlang, war Ti.
4.
Besser ein dummer Fürst als ein schlauer Narr.
Sprichwort, Ursprung unbekannt
Aufgeregt stand Janiel im Empfangszimmer des Kronprinzen. Heute würde er zum ersten Mal Ilat, dem künftigen König, gegenüberstehen. Wenn das Warten nur nicht so lästig wäre! Immer wieder strich er seine Robe glatt, ordnete das widerspenstige Haar und rekapitulierte die Worte, die er dem Prinzen gleich sagen würde.
Eure Hoheit, hier ist die Vorauswahl derjenigen, die sich für das Amt des Erzpriesters beworben haben. Da der König – Ti wache über ihn! – bedauerlicherweise zu krank ist, obliegt es Euch, Eure Empfehlung für diese Ehre auszusprechen.
Tiefe Verneigung, Vorstrecken der Pergamentrolle, bescheidene Miene. Nichts anmerken lassen!
Janiel hatte sein Bestes gegeben, die tiefe Freude zu verbergen, als man die verbrannten Überreste von Garnith in den Tempel getragen hatte. Der wahnsinnige alte Mann hatte ihm das Leben jahrelang zur Qual gemacht, doch das alles war endlich vorbei. Rynwolf, der nun Janiels weitere Ausbildung übernommen hatte, war der wahrscheinlichste Kandidat für die hohe Ehre, über die der Kronprinz zu entscheiden hatte. Er war der Angesehenste der älteren Priester, bekannt für seine Klugheit, seine Fähigkeiten als Krieger Gottes wie auch sein Redetalent, gleichgültig ob er mit dem einfachen Volk oder dem hohen Adel sprach. Rynwolf verfolgte in vielerlei Hinsicht dieselben Ziele wie Garnith,
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