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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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und das war der wichtigste Grund, warum Ilat vermutlich ihn erwählen würde. Schon allein deshalb war Janiel geschickt worden, das Pergament zu überreichen – falls Rynwolf Erzpriester wurde, konnte Janiel sich an den Palast gewöhnen, den er von da ab häufiger besuchen würde.
    Die Glocken des Tempels schlugen. Das bedeutete, man ließ Janiel bereits eine volle Stunde lang warten – ungebührlich lange! Einen einfachen Bittsteller konnte man tagelang stehen lassen, einen Adligen je nach Rang ein bis drei Stunden. Einen niederen Geweihten wie ihn ließ man gewöhnlich höchstens eine Viertelstunde warten.
    Geduld, Ilat ist nicht recht bei Verstand. Wenn Rynwolf tatsächlich Erzpriester wird, darf ich demnächst sofort durchmarschieren!
    Endlich öffnete sich die Tür, und dieser blasse, protzig gekleidete Mann, der sich ihm als „Graf Orel“ vorgestellt hatte, winkte gnädig.
    „Tritt näher, der Kronprinz ist bereit für deine Botschaft.“
    Janiel schnaubte innerlich über die vertrauliche Ansprache, doch er ließ sich nichts anmerken.
    Immerhin blieb der Graf draußen.
    Ilat stand an einem Schreibpult, mit dem Rücken zur Tür. Janiel hatte Ilat zwar schon häufiger gesehen, aber nie aus solcher Nähe. Der Kronprinz war breit gebaut, dunkelblondes Haar floss in eleganten Wellen auf seine muskulösen Schultern. Die mit Goldstickereien verzierte samtblaue Kleidung war teuer und entsprach der neuesten Mode. Er schrieb noch eine ganze Weile, bevor er sich dem Gast zuwandte. Janiel hoffte, seine Haltung und Mimik verrieten nichts von seiner Ungeduld.
    „Seid mir gegrüßt, Priester.“ Ilat musterte ihn mit gelangweiltem Blick aus hellblauen Augen.
    „Eure Hoheit, hier ist ...“, begann Janiel seine sorgsam einstudierte Rede, doch der Prinz brachte ihn mit einem unduldsamen Winken zum Schweigen.
    „Vergiss das. Ich kenne sowieso keinen der Namen auf der Rolle da, also, sparen wir uns die Peinlichkeiten. Wer ist dein Herr? Vermutlich der hoffnungsvollste Anwärter auf den Thron des Erzpriesters, sonst wärst du wohl nicht hier.“
    Verwirrt trat Janiel einen Schritt zurück, nicht sicher, ob Ilats Worte eine Beleidigung, ein Angriff oder ein Angebot waren, das er nur noch nicht verstanden hatte.
    „Dein Meister, Mentor, was auch immer?“, hakte der Prinz nach. Sein Tonfall war weiterhin gelangweilt, aber in seinem Gesicht zeichnete sich deutlich gefährliche Gereiztheit ab.
    „Meister Rynwolf, Eure Hoheit“, presste Janiel rasch heraus und versteckte seine Unsicherheit wieder hinter der gleichmütigen Miene des jederzeit beherrschten Geweihten.
    „Gut, gut. Er sei es also, unser neuer, anbetungswürdiger, hochehrenwerter Erzpriester. Zufrieden?“
    Janiel versteifte sich. Irgendetwas an dieser Situation war vollkommen falsch.
    „Man hat dir gesagt, ich sei schwach, nicht wahr?“ Ilat lachte humorlos. „Geistig instabil, leicht zu führen, gierig, dumm, politisch wertlos. Von allem etwas. Nicht wahr?“
    Janiel schwieg, jede Antwort schien ihm zu gefährlich.
    „Es ist die Wahrheit. Ich bin schwach. Ich bin gierig. Ich bin leicht zu führen, denn die Politik interessiert mich nur insoweit, wie sie mir Macht gibt. All diese diplomatischen Verhandlungen, Sitzungen, Tändeleien mit alten Männern, die Gesetze verhindern oder durchsetzen wollen, das langweilt mich. Ich will meine Bedürfnisse befriedigen, kein Königreich führen. Das sollen ruhig klügere Geister als ich übernehmen. Eines sollte dir dabei allerdings klar sein: Ich kenne meine Schwächen. Und ich kenne meine Stärken. Ich suche mir aus, wem ich erlaube, mich als Marionette zu missbrauchen. Der alte Erzpriester war ein guter Fädenzieher, er wusste, was mir gefällt: Ruhe vor langweiligen Pflichten, Unterstützung bei allem, wonach ich verlange. Und niemals, niemals mischte er sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen! Ob dein Rynwald oder wie er heißt mir nützlich sein wird, weiß ich nicht, Kleiner. Es ist mir gleichgültig, wenn er mich nervt, werde ich ihn ersetzen.“
    Er wartete einen Moment, um diese Worte wirken zu lassen, dann fuhr er fort: „Es liegt bei dir, wie hoch du aufsteigen wirst. Nicht bei deinem Meister, nur bei dir allein. Und ja, bei mir natürlich.“ Er grinste wölfisch, Janiels Schweigen schien ihn nicht weiter zu kümmern.
    „Sei schön brav, ein guter Bote und Diener zwischen mir und deinem Herrn, und ich werde dich lobend erwähnen. Störe mich, sei langsam, ungehorsam, unfähig, und ich werde dafür

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