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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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der man nicht entfliehen konnte, sollte man wenigstens kennen! Sicherheitshalber wollte sie nach dem Nebel greifen, aber es ging nicht. Ihr Magen drehte sich um, als sie erkannte, dass ein halbes Dutzend Geweihter in Beschwörungen vertieft waren. Beschwörungen, die den Zugang zu den Nebelpfaden blockierten. Jemand wusste, dass sie hier war, genau hier, im Tempel. Wie war das möglich?
    „Die Mauern sind gesichert, und in den Wohnräumen ist auch niemand!“, rief ein Geweihter, der angestrengt schnaufend und mit hochrotem Kopf in den Tempel gerannt kam.
    „Ich sagte doch, es ist unmöglich!“
    „Er hat versichert, dass ...“
    „Niemals! Keine Hexe würde es wagen!“
    Alle redeten wirr durcheinander. Inani hielt sie sorgsam im Blick, konzentrierte sich dabei auf den Fluchtweg durch Tor und Innenhof. Noch schwärmten zu viele Priester in unmittelbarer Nähe herum. Sobald die Aufregung nachließ, würde sie sich zum Panther wandeln und lossprinten.
    „Ich habe eben etwas gespürt, ein Zittern im magischen Muster. Vielleicht war sie das?“, murmelte einer der Beschwörer.
    „Vielleicht konzentrierst du dich auf deine Aufgabe!“, herrschte ihn der Tempelvorsteher an, leicht erkennbar an dem Sonnensiegel, das seine Stirn schmückte.
    Inani wunderte sich ein wenig, wie schwach die magischen Fähigkeiten der Priesterschaft waren. Sie spürte die gut ausgebildete Macht der Beschwörer, und Spuren von Magie in einigen wenigen der anderen Geweihten. Die meisten aber, einschließlich des Tempelvorstehers, besaßen nichts davon. Ti hatte sie nicht gesegnet. Konnte es sein, dass die Menschen außerhalb von Roen Orm geringere Kräfte besaßen?
    Ein merkwürdiger Gedanke.
    Kein Wunder, dass sie sich mehr dem inneren Kern des Glaubens zuwandten, wenn sie sich nicht mit Magie beschäftigen konnten … Allerdings war ohne Magie ein Angriff auf Roen Orm vollkommen unmöglich.
    Inani schob die sinnlosen Überlegungen beiseite. Ohne Magie waren diese Priester einfach nur Menschen, denen sie jederzeit entkommen konnte. Gerade wollte sie sich verwandeln, als plötzlich jemand laut aufschrie: „Da! Seht, da vorne!“
    Ohne zu zögern liefen sämtliche Geweihte auf ihr Versteck zu. Inani richtete sich mit grimmiger Miene auf.
    Heute ist nicht mein Glückstag!, dachte sie kurz, dann ging sie in Verteidigungsposition. Zwei Priester schlugen mit Kurzschwertern auf sie ein und zeigten, dass sie gut mit ihren Waffen umzugehen verstanden. Inani drehte sich, entging um Haaresbreite dem Stoß, der auf ihr Herz gezielt war. Ein hoher Tritt trieb einen dritten Angreifer zurück, mit einem Faustschlag brach sie einem Geweihten die Nase. Sie duckte sich unter einem weiteren Hieb, entriss dem Angreifer das Schwert und wirbelte an ihm vorbei, ohne einen Atemzug lang inne zu halten. Zu ihrem Glück behinderten sich die wogenden Massen der Priester gegenseitig. Ohne Atem zu schöpfen parierte sie, rollte sich über den Boden, sprang über die Köpfe der Männer hinweg. Ihr Ziel war die noch immer offene Tür ins Freie. Leicht hätte sie mittlerweile mindestens zehn Priester töten können, doch das wollte sie nicht. Sie nahm einen Tritt in den Unterleib hin, Treffer gegen Rücken und Arme, um nicht versehentlich ihre Gegner zu erschlagen. Zu viel Blut war bereits über ihre Hände geflossen, zu viele Priester durch ihre Schuld gestorben. Inani war fest entschlossen, nur noch zu töten, wenn es Pya diente oder absolut unumgänglich werden sollte. Es blieb bei einer oberflächlichen Bindung zum Raubkatzenteil ihrer Seele, die sie sich nun gestattete. Ihre Kraft verdoppelte sich, ihre Bewegungen waren schneller als der Wind, elegant und kraftvoll, ihre Reflexe unfehlbar. Ihr Geist aber blieb durch und durch menschlich, auch, wenn sie dadurch nicht die vollen Kräfte des Raubtieres ausnutzen konnte.
    Inani wirbelte, schlug, trat um sich, reagierte auf jede Bewegung. Mit einem langen Schritt brachte sie sich außer Reichweite von wild grabschenden Händen und verschiedenen Waffen, verschaffte sich so einen winzigen Moment lang Luft. Sie drehte sich wie eine Tänzerin im Kreis, das gestohlene Schwert weit vorgestreckt. Aufschreiend wichen die Priester vor ihr zurück, umringten sie in respektvollem Abstand. Rasch griff Inani nach ihrer Magie: Sie sah die leuchtenden Lebensmuster der Männer, die sie umgaben, es war leicht, wie immer, viel zu leicht ... Gezielt führte sie ihre Attacke, und ein halbes Dutzend Priester sank lautlos zu Boden. In Panik

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