Soehne des Lichts
nicht in Stücke zu reißen, sobald ich mit der Wimper zucke, würde ich gerne dafür sorgen, dass wir alle es bequemer haben. In meinem Palast könnten wir uns ungestört unterhalten und ausruhen.“
„Habt Ihr die Priester vorgewarnt?“, fragte Inani.
„Ja, ich war mir sicher, du würdest deine Entscheidung hier zu fällen suchen. Verzeih mir, es war nicht meine Absicht, dich zu verletzen. Ich dachte, es wäre einfacher, dich gefangen zu nehmen.“
„Ich weiß. Das ist der Grund, warum Ihr noch lebt, Cero.“
„Wenn ich dich und deine Gefährtin bitte, nicht zu fliehen, sobald die Priester aufhören ... Was auch immer zu tun, um euch zu behindern, würdet ihr euch daran halten? Ich schwöre, ich will mich nur mit euch unterhalten.“
Die beiden Hexen berieten sich kurz in einer Sprache, die Cero noch nie vernommen hatte, dann nickten sie ihm beide zu.
„Wenn Ihr uns vertrauen wollt, können wir Euch in den Palast bringen, ohne dass wir weit laufen müssten. Inani und ich sind dazu im Moment nicht in der Lage“, sagte Corin.
Einen Herzschlag lang kämpften Ceros Instinkte gegen das, was sein Verstand ihm einflüsterte. Die Instinkte gewannen die Oberhand. Vertrauen siegte über Sicherheitsverlangen.
„Ich vertraue euch beiden. Wenn ihr mich töten wolltet, hättet ihr es längst getan.“
„Erschreckt Euch nicht“, murmelte Inani und schloss die Augen. Als sie die Lider wieder öffnete, fuhr Cero zusammen: Die roten Locken hatten sich schwarz gefärbt, katzengelbe Raubtieraugen starrten ihn an, und die Aura der Hexe hatte sich verändert. Kraft und tödliche Bedrohung strahlten von ihr aus, auf dieselbe Weise wie von der Großkatze dicht neben ihr. Beide erhoben sich mit derselben anmutigen Eleganz.
Cero schlug halb unbewusst ein Sonnenzeichen, blieb ansonsten jedoch beherrscht. Im Gegensatz zu den Priestern, die furchtsam vor der Hexe zurückwichen und Gebete murmelten.
„Gebt die Nebelpfade frei. Fürst Cero will mit uns gehen“, befahl Inani. Ihre Stimme war tiefer, rau und drohend; nur das Lächeln auf ihren Lippen verriet ihre Menschlichkeit.
„Gehorcht“, sagte Cero knapp.
„Aber edler Herr, diese Hexen ...“, stammelte Bryl.
„Ich begleite sie. Ihr habt sie erlebt, wenn sie uns schaden wollten, wären wir bereits alle tot.“
„Mein Fürst, es gibt mehr als einen Weg, einem Menschen zu schaden, sie könnten Euch entführen wollen!“
„In diesem Fall wärt ihr ebenfalls bereits alle tot“, knurrte Inani ungeduldig. Ruckartig wandte sie den Kopf zur Seite, wo Corin mühsam versuchte, sich zu erheben.
„Warte, du hast zu viel Kraft vergeben.“ Mit einem Schritt war sie an der Seite ihrer Freundin und stützte sie. „Wenn du dich verwandelst, kann ich dich leichter tragen.“
Corin nickte und nahm erneut die Gestalt einer Taube an. Cero unterdrückte ein Schmunzeln. Hätte er nicht gesehen, wie diese Frau eine Sterbende heilen konnte ...
„Sie ist keine Kriegerin“, stellte er fest, mit soviel Respekt, wie er in dieser bizarren Situation aufbringen konnte. Inani musterte ihn unbewegt.
„Nein, sie ist keine Kriegerin, allerdings auch keine Heilerin, wenn Ihr das denkt. Sie ist eine Kundschafterin, sie findet alles. Selbst das, was niemand wagen würde zu suchen. Jede Hexe ist fähig zu kämpfen und zu heilen, man sollte eine Taube nicht unterschätzen.“ Übergangslos wirbelte sie zu Bryl herum, der Tempelvorsteher hatte sich immer noch nicht bewegt.
„Ruft Ihr jetzt Eure Beschwörer zurück, oder muss ich sie ebenfalls in Tiefschlaf versetzen?“
Entsetzt stolperte der Mann nach hinten, schlug dabei unentwegt Sonnenzeichen. „Gebt die Nebel frei!“, befahl er hastig. Dann schien er erst zu verstehen, was Inani außerdem gesagt hatte. „Tiefschlaf?“
„Ich habe niemanden getötet, die sechs Priester dort im Tempel werden unbeschadet aufwachen und sagen, dass sie noch niemals so gut geschlafen haben. Braucht Ihr Hilfe bei den Verwundeten?“
„Nein! Nein, ich meine – nein, wir schaffen das.“
Inani lachte rau, was alle Priester erschaudern ließ, und winkte sie Cero zu. „Wollen wir?“, fragte sie einladend. Sie trug die Kyphra mittlerweile um ihre Hüfte geschlungen, wodurch sie noch bedrohlicher wirkte. Cero war sich weiterhin unsicher, ob es eine gute Idee war, ging aber ohne zu zögern mit ihr. Es ließ sich nicht leugnen, irgendetwas an der gesamten Situation war amüsant.
Inani drückte behutsam Corin an sich und ergriff die Hand des
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