Soehne des Lichts
kommen und mit Sicherheit viele Tote fordern.“
Inani dachte nach und lächelte schließlich verschwörerisch.
„Corin, zeig mir den Weg zu der Person, die am Besten geeignet wäre, die Aufgabe zu übernehmen.“
Corin blinzelte kurz, dann lächelte sie ebenfalls. „Esta!“, flüsterte sie. Die ältere Frau rührte geschäftig in einem Topf auf ihrem mit Holz befeuerten Herd, um Frühstück zu bereiten.
„Das löst vielleicht auch das Problem, dass sie sich von uns übergangen fühlt“, wisperte Corin. „Verkauf es ihr passend, und sie wird dich lieben!“
„Oh Pya, das wäre fast ein Grund, es nicht zu tun“, murrte Inani augenrollend, stand aber auf und stellte sich neben ihre Gastgeberin.
„Esta, es gibt ein Problem“, begann sie, zögerlich, als würde sie nach Worten suchen. „Kythara – die Königin der Hexen, du weißt – hat uns nach Hause gerufen, eine dringende Notlage. Meinst du, es wäre dir möglich, die Schiffe zu beschädigen? Es muss ja keine Sturmflut sein, die wäre eventuell keine gute Idee, recht bedacht ...“
„Ach, ihr braucht meine Hilfe?“, schnappte Esta, bevor sie sich wieder in der Gewalt hatte und freundlich nachsetzte: „Es wäre mir eine Ehre, wenn ihr mir das wirklich zutrauen würdet.“
„Ich bin sicher, du wirst einen Weg finden, immerhin hast du schon einiges bewegt in deinem Leben.“ Corin schmeichelte ihr mit gerade der richtigen Andeutung von scheuem Respekt. Sie mochte Esta anscheinend ganz gern, trotz der Opferrolle, die von der älteren Frau so ausdauernd eingenommen wurde.
„Ich könnte bei der nächsten Ebbe auf das hinterste Schiff schleichen und den Anker zerstören. Die Flut würde es in seinen Nachbarn drücken und eine Kettenreaktion bewirken, wenn alles glatt geht. So würde einiges beschädigt werden, was sich allerdings in angemessener Zeit reparieren ließe, und es würde vermutlich niemand dabei umkommen.“
„Ein guter Plan! Ich werde es Cero berichten. Möchtest du nachher mitkommen?“, bot Inani an. Esta zierte sich ein wenig, willigte aber letztendlich ein. Einerseits war er genau der Mann, den sie monatelang zu töten versucht hatte. Andererseits war er ihr Fürst, den sie aufrichtig bewunderte, auch, wenn sie das niemals eingestehen würde.
Cero war mit ihren Plänen einverstanden, sie nahmen Abschied als Verbündete.
Damit war alles erledigt. Inani und Corin betraten die Nebelwelt, entschlossen, sich nach der Aufregung an einem einsamen Bergsee einen freien Tag zu gönnen. Kaum waren sie allerdings aus Barrand fort, berührte plötzlich ein bekanntes Bewusstsein Inanis und Corins Gedanken.
„Maondny!“
„Ich grüße euch beide, dass war ein schönes Stück Arbeit, das ihr da geleistet habt.“
„Was wäre geschehen, hätten wir versagt?“
„Das wäre Ceros Tod gewesen. Ein Verlust für diese Welt, wie ihr selbst feststellen konntet. Der größere Plan, den wir verfolgen, wäre davon nicht gefährdet gewesen. So gefällt es mir allerdings besser.“
„Es ist gut, dich zu hören, ich fürchte nur, es bedeutet, dass dem Lauf des Schicksals ein Schubs gegeben werden muss?“, fragte Inani schmunzelnd.
„Gewiss. Ich hasse es, euch um euren wohlverdienten Erholungsausflug zu bringen, aber als Töchter der Dunkelheit seid ihr sicherlich an jegliche Entbehrung gewöhnt. Sagt, ihr hättet nicht zufällig Lust, Thamar zu retten? Er ist gerade dabei, eine Heldentat zu begehen, die seine Möglichkeiten übersteigen wird.“
Verdutzt starrten Inani und Corin sich an. Dann nickten sie begeistert.
„Kommt doch bitte kurz bei mir vorbei und nehmt mich mit, ich möchte selbst mit Thamar reden.“
„Wohin?“, fragte Inani sachlich und stürmte bereits los, noch bevor Maondny das Wissen, in welche Richtung es gehen sollte, vollständig übermittelt hatte. Alle Müdigkeit war vergessen. Sie waren Hexen, und es gab immer etwas zu tun.
20.
„Es gibt Dinge, die können selbst Freunde einander nicht erklären. Geheimnisse, die nicht zu verstehen, Entscheidungen, die unverzeihlich sind. Wahre Freunde werden es hinnehmen.“
Sinnspruch, Ursprung unbekannt
Avanya betrachtete den Menschen, der schlafend auf der Seite lag, mit dem Gesicht zu ihr gewandt. Zwei Tage lang war sie ihm blind gefolgt, es kümmerte sie nicht, wohin sie liefen. Er hatte sie selbstlos versorgt, nicht zugelassen, dass sie eine Nachtwache übernahm, tagsüber alles vermieden, wobei sie sich überanstrengen könnte. Sie ließ ihn gewähren,
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