Soehne & Liebe der Nacht
gekommen und eine Liebe aus der Hölle würde ihr helfen, ihre vernichtende Rache Wahrheit werden zu lassen.
Michael war endlich gegangen. Er war der bösartigste Mensch, dem Kassandra je begegnet war. Michaels Blut hatte ihren Geliebten in wenigen Sekunden aus seinem Gefängnis in der Unterwelt befreit. Für ihre zügellose Leidenschaft blieben ihnen immer nur zwei Stunden, dann zog Richards Fluch ihn ins dunkle Reich zurück. Der Sturm kündigte seine Auferstehung an. Vor vier Monaten war Lilli bei Kassandra erschienen und hatte ihr ein verlockendes Angebot gemacht. Sie hatte Kassandra versprochen, Richard für immer aus seinem Gefängnis zu befreien. Lilli hatte nicht erklärt, woher sie Richard und Michael kannte, sie vertraute Kassandra nur an, dass sie selbst eine Verbannte sei. Verflucht, in einem sterblichen Körper zu leben, beraubt ihrer ursprünglichen Macht des Bösen. Für Lilli gab es nur Erlösung, wenn ein Mensch, in dem dasselbe Böse lebte wie in ihr, ihr das sterbliche Leben nahm. Erst dann konnte sie im Bösen wieder auferstehen und ihr dämonisches Blut Richard befreien. Alles, was Lilli von Kassandra verlangte, war der mit schwarzer Magie geweihte Dolch. Kassandra ging dieses Bündnis mit Freuden ein. Jetzt war die Zeit gekommen, sie verließ ihr Versteck und sah hoffnungsvoll auf den antiken Standspiegel, aus dem die Flammen der Hölle schlugen.
„Wie ich sehe, war Michael die richtige Wahl.“ Erleichtert sah Kassandra Lilli zu, die sich in die Hand geschnitten hatte und das Blut auf den Spiegel tropfen ließ. Kassandras Herz schlug heftig bei dem Gedanken, dass der Mann, durch dessen Adern das Böse floss, bald für immer an ihrer Seite lebte und ihre dunklen Träume Wahrheit werden ließ.
„Michael war der Würdigste von allen. Ich werde ihm angemessen danken“, erwiderte Lilli, ohne den Blick vom Spiegel abzuwenden.
„Wie lange wird es noch dauern?“
„Es ist soweit.“ Lilli trat einen Schritt zurück. Die Flammen teilten sich und Richard trat lächelnd aus dem Spiegel.
„Ich bin frei, für immer.“
„Willkommen“, hauchte Lilli.
„Meine wunderschöne Rose, lass dich ansehen, endlich sind wir vereint.“ Sanft griff Richard in Lillis Haar und zog ihr die blonde Perücke vom Kopf. Schwarzes Haar fiel ihr bis auf die schmalen Hüften. Entsetzt beobachtete Kassandra, was sich vor ihren Augen abspielte. Es dauerte Minuten, bis Richard sich ihr zuwandte.
„Kassie, meine Liebe, darf ich dir die Königin des Bösen vorstellen? Das ist meine Tochter Lilith.“
„Tochter?“
„Ich bin sicher, ihr wollt jetzt allein sein.“ Lilith streifte den blutverschmierten Bademantel ab, unter dem sie ein schwarzes Kleid trug. „Ich folge dem Ruf des Bösen in mir und spiele etwas mit der Menschheit.“ Süß lächelte Lilith ihren Vater an.
„Ich wünsche dir viel Spaß beim Blutvergießen, mein Kind.“
„Danke, Vater.“ Sie hauchte ihm einen Handkuss zu und verschwand laut lachend durch die Wohnungstür.
Voller Stolz sah Richard seiner Tochter hinterher, bevor er sich Kassandra zuwandte.
„Wir sind vereint, Liebste.“ Leidenschaftlich zog er sie in seine Arme und küsste sie. Kassandra stieß ihn sanft zurück.
„Lenk nicht ab, ich höre!“
„Du sollst alles erfahren, setzen wir uns.“ Beide nahmen auf dem Sofa Platz und Kassandra sah Richard erwartungsvoll an.
„Wie du weißt, lebte ich die letzten dreitausend Jahre in der Unterwelt.“ Hass explodierte in Richards Augen. „Einst war die höchste Ebene, aus der ich verbannt wurde, eine Welt, in der das Blut floss wie das Wasser auf dieser Erde. Das größte Gut in meiner Welt ist das Buch des Bösen, mein Großvater schrieb es mit dem Blut unserer Feinde. In meiner Welt herrschten Angst und Verwüstung. Gut und Böse standen sich gegenüber und bekämpften sich in blutigen Schlachten. Ich war zehn Jahre alt, als die Welt meiner Träume ein jähes Ende fand. Nach weltlichem Recht bestieg nach zweihunderttausend Jahren mein Vater den Thron. Des Kämpfens müde, erschuf er eine Welt des Guten. Das Praktizieren der schwarzen Magie wurde verboten. Tausende Magier wurden in die Unterwelt verbannt.“
„Du meinst, die Unterwelt ist voller Männer, die so sind wie du?“
„Es gibt unzählige Verbannte in der Unterwelt, die sich alle nach einer weltlichen Geliebten sehnen, die sie aus ihrem dunklen Gefängnis befreit.“ „Was geschah weiter, wieso wurdest du verbannt?“
„Die Saat des Guten breitete sich aus, wir
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