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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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verdient damit ein Riesengeld.»
    «Dann versteht er etwas vom Kreislauf des Geldes.»
    «Er verstand es jedenfalls, sich nach 1989 anzupassen.»
    Wehmütig lächelnd sagte Yoda: «Der Steuermann navigiert sein Schiff mit Hilfe der Klippen durch die Klippen.» Und nach einer Pause, grinsend: «Das ist nicht von mir, sondern von Homer.»
    «Unser Steuermann war heute Abend jedenfalls wieder einmal in Hochform.» Winter deutete auf das hell erleuchtete Restaurant.
    «Ja, er ist in seinem Element, ein Naturtalent, wenn es darum geht, etwas zu verkaufen. Sich selbst und die Bank.» Er schien keine Hemmungen zu haben, über den Chef zu sprechen. «Er war der Zeit immer voraus. Haben Sie gewusst, dass er unmittelbar nach dem Studium nach Dallas flog und Optionsgeschäfte mit Öl einfädelte?»
    «Nein. Ich wusste nur von seiner Zeit an der Wall Street.»
    «Möge sie in Frieden ruhen.» Marti stiess eine Rauchwolke himmelwärts: «Das ist wie beim russischen Sanitär. Durch die Röhren des Kapitalismus fliesst Geld. Geld statt Scheisse. Und manchmal sind die Röhren halt verstopft.»
    «Wir leben in einer verrückten Zeit.»
    Marti schüttelte die Asche von seiner Zigarre: «Asche zu Asche.» Dann sagte er ernst: «Was mir wirklich Sorgen macht, ist die Verschiebung des Kapitals in undemokratische Hände. In den letzten Jahren haben die Amerikaner Schulden bis unters Dach gemacht. Zu viele teure Kriege. Die Europäer haben auch viel zu hohe Schulden. Und sie streiten sich immer noch. Nur der Rest der Welt hat Geld verdient. Geld ist Macht. Und nicht demokratisch gewählten Regierungen traue ich einfach nicht.» Nach einer Pause fügte er hinzu: «Ist eine Alterserscheinung.»
    «Aber sie sind unbestritten erfolgreich.»
    Marti zeigte mit der Zigarre gegen das Restaurant mit den Gästen aus allen Himmelsrichtungen. «Verstehen Sie mich nicht falsch, Winter. Ich war und bin für den freien Markt. Kuhmarkt oder Börse. Aber nicht um jeden Preis. Weil der Markt aus gierigen Menschen besteht, wird es immer wieder zu egoistischen, monopolistischen, protektionistischen und nationalistischen Auswüchsen kommen.»
    Yoda zog genüsslich an seiner Zigarre: «Das liegt in der Natur der Sache. Wir sind alle Söldner des Geldes.»
    Der Rauch kam aus der Lunge zurück und kringelte sich in der Nacht. Der Meister schaute in die Sterne: «Die entscheidende Frage ist, wie viel die Gesellschaft davon erträgt.» Marti drehte sich Winter zu und schaute diesem direkt in die Augen: «Winter. Wenn wir nicht aufpassen, gewinnen die Extremisten, und die Entwicklung artet aus. Chaos. Die Radikalen, seien es Faschisten, Kommunisten oder religiöse Fundamentalisten, sind die modernen Klippen des heutigen Steuermannes.»
    Winter dachte: Zum Beispiel die TAA und die muslimischen Tiger?
    «Sie glauben mir nicht? Hat es Sie nicht auch geschmerzt, als die Lufthansa für ein Butterbrot unsere ach so stolze Swissair aufkaufte?»
    «Hauptsache, sie fliegt.» Aber er musste sich eingestehen, dass er damals auch nationalistische Reflexe hatte.
    Marti fuhr fort: « Unsere », die Zigarre zeigte auf Winter, «Toblerone gehört seit einigen Jahren den Amerikanern. Scheichs kaufen sich grosse Stücke der UBS . Ich könnte Ihnen Beispiele aus jedem Land nennen. Ich mache mir da keine Illusionen: Das ist Globalisierung. Die Frage lautet nur: Wo sind die Grenzen? Oder zuerst: Gibt es überhaupt eine Grenze?»
    Winter: «Für mich muss es einfach funktionieren.»
    «Das ist einfacher gesagt als getan. In Kalifornien fiel die privatisierte Stromversorgung bei Tausenden von Haushalten aus. Wie in Entwicklungsländern! Ganze Brücken stürzten ein. Katastrophal.» Marti schüttelte seine schlohweisse Mähne: «Infrastrukturen sind immer Monopole oder Oligopole. Die Preise sind verzerrt. An den Unternehmensspitzen sind Galionsfiguren. Die Chefs sagen Markt und meinen Macht. Die eigentlichen Steuermänner bleiben im Hintergrund. Ich aber will wissen, wer über die Grundlagen meines Alltags entscheidet. Das ist das Fundament der Macht.» Dann zuckte Marti lakonisch mit den Schultern: «Veni, vidi, vici. Das Geld kam, sah und kaufte.»
    Er nahm einen letzten glühenden Zug.
    Dann warf er die Zigarre in die Tiefe.
    Sie erlosch zischend im Schnee.
    Winter schwieg und dachte über Martis Worte nach. Anne, Al-Bader, Strittmatter und Kaddour. Was wollte die Schlägertruppe der TAA in der Schweiz?
    Mörder waren immer Extremisten.
    Marti packte Winter am verletzten Oberarm und

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